Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald
Deutlich mehr Impfungen in Hausarztpraxen
Die Sensibilität für den Krankheitsschutz hat mit Corona zugenommen, sagt Ärztesprecher Tobias Hopff.
WERMELSKIRCHEN Die Impfzentren haben geschlossen, die Erkältungsmonate begonnen und die Grippewelle steht vor der Tür. Manchmal fühlen sich Thomas Schwitalla und sein Team in der Hausarztpraxis in diesen Tagen wie ein Impfzentrum. „Die Nachfrage der Patienten ist deutlich gestiegen“, sagt der Hausarzt.
Und dabei geht es längst nicht mehr nur um einen Pieks gegen das Corona-Virus. Die Patienten fragen auch nach Impfstoffen gegen Grippe, Gürtelrose und Lungenentzündung. „Wir haben immer schon viel gegen Grippe geimpft“, sagt Thomas Schwitalla. Über 60-Jährigen und chronisch Kranken habe er die Impfung auch schon immer ans Herz gelegt. Aber mit der CoronaPandemie haben nun viele Patienten selbst die Impfungen auf dem Schirm. „Das hat wohl auch damit zu tun, dass viele Menschen nach Jahren zum ersten Mal wieder in ihren Impfpass geschaut haben“, sagt Schwitalla. Wer den kleinen weißen Aufkleber für die Corona-Schutzimpfung in seinem Impfpass unter die Lupe nahm, entdeckte dabei gleich noch einige Impflücken. „Die werden jetzt häufig geschlossen“, sagt Schwitalla, „wir haben alle Hände voll zu tun.“
Seit September hat er in seiner Hausarztpraxis Impftage eingerichtet. Weil die Nachfrage so hoch sei, habe er sich in seiner Praxis dafür entschieden, das System entsprechend anzupassen – so sind nun die Terminvergabe und die Versorgung der Patienten vereinfacht und gesichert. Den Großteil der Impfungen macht in diesen Tagen die Grippeschutzimpfung aus. Das habe auch damit zu tun, dass die Nachricht rumging, der Impfstoff werde knapp. Der ein oder andere Patient habe sich dann dringend um einen
Termin bemüht. Erstimpfungen gegen das Corona-Virus gebe es in seiner Praxis nur noch ganz selten. „Die meisten sind schon geimpft“, sagt Schwitalla.
Das gilt auch für die Patienten bei Ärztesprecher Tobias Hopff in Dabringhausen. „Im Moment häufen sich vor allem die Erkältungskrankheiten“, sagt er, „als hätten die Viren nur darauf gewartet, dass sie aktiv werden können.“Die Herausforderung sei es weiterhin, die PandemieSituation vom Praxis-Alltag zu trennen. „Die meisten Patienten sind allerdings geimpft“, sagt Hopff. Es gebe nur wenige, die in den vergangenen Tagen Termine zur Erstimpfung gemacht hätten: „Einigen wird es einfach zu teuer, die Schnelltests selber zu bezahlen“, sagt er, „sie lassen sich jetzt impfen.“Gleichzeitig stehen immer mehr Dritt-Impfungen im Kalender für Patienten ab 70 – die Nachfrage sei massiv. Aber auch in seiner Praxis häufen sich vor allem die Anfragen für Grippeimpfungen. „Die Sorge davor, dass die Grippewelle nach der Pause im vergangenen Jahr im nächsten Jahr zuschlagen könnte, ist groß“, sagt Hopff. Auch er geht davon aus, dass es mehr Grippefälle geben werde. Schließlich habe sich das Immunsystem in der vergangenen GrippeSaison zurückgelehnt.
Und doch hat sich der Praxisalltag wieder etwas normalisiert. „Wir arbeiten nicht mehr bis 22 Uhr, um alles unter einen Hut zu bekommen“, sagt Tobias Hopff, „aber wir haben nach wie vor alle Hände voll zu tun.“