Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald
Eindringlinge mit gefährlichem Wagemut
Ein stillgelegter Bergwerkstunnel im Tal des Tyrolbachs lockt immer wieder ungebetene Gäste an.
REMSCHEID In den stillgelegten Jakobsstollen in der Ortschaft Tyrol sind zum wiederholten Male unbekannte Personen eingedrungen. Manfred Kostryki, eine der drei treibenden Kräfte des ehemaligen Bergbauprojektes, hat Anzeige bei der Polizei erstattet und will 1000 Euro Belohnung ausloben, um die Täter zu ergreifen.
Das Schloss des Eingangstores des im Wald versteckt liegenden historischen Industriezeugnisses wurde schwer beschädigt. Durch die Metalltür kamen die Eindringlinge nicht ins Innere, wohl aber oberhalb. „Das sind Abenteurer, deren Wagemut schnell gefährlich werden kann“, warnt Kostryki. Denn der 2,10 Meter hohe, begehbare und schubkarrenbreite Stollen ist nicht verkehrssicher. „Dennoch steigen immer wieder Leute ein, die dort an der Grauwacke weiterkratzen.“200 Meter sind über zehn Jahre vom Arbeitskreis Bergbau im Bergischen
Land mit enorm viel Muskelkraft freigelegt worden.
2017 gaben die Malocher um Manfred Kostryki, Bernd Stamm und Udo Potthoff ihr Hobby aus Altersgründen auf, der Stollen wurde geschlossen. Kostryki blutete das Herz, nachdem er 15 Jahre investiert hatte, die Kraft für die Knochenarbeit jedoch am Ende fehlte.
Der Stollen geht mehrere Hundert Jahre zurück auf den ersten Bergbau in Reinshagen, bei dem Brauneisenstein gewonnen wurde. Der Eisenerzabbau an der Stelle datiert zwischen 1765 und 1768. Der rund 500 Meter lange Tunnel, der mitten im Wald am Tyrolbach beginnt und weiter oberhalb hinter Bornstal an der Clarenbach-Kirche endet, diente zur Entwässerung. Anfang 2002 war er als Bodendenkmal „Eichenhöfer Bergwerk - St. Jakobsstollen“in die Remscheider Denkmalliste eingetragen worden. Nach den Vorfällen sieht Renate Falkenberg von der Unteren Denkmalbehörde dringenden Handlungsbedarf. „Wir haben es nun mit einem Gefahrenpunkt zu tun, und der muss geschlossen werden.“
Sowohl die Eingangstür wie das seitliche Loch, das zunächst nach dem jüngsten Unwetter durch eine Absackung entstanden war, müssen abgedichtet werden. Stadtförster Stefan Nöh, der im Rahmen regelmäßiger Kontrollen das Problem
entdeckt hatte, dachte gestern bei einem Ortstermin mit Kostryki und Falkenberg darüber nach, einen Sprengtrupp des THW aus Wuppertal kommen zu lassen. Das könne nicht die Lösung bei einem Bodendenkmal sein, erklärte die Mitarbeiterin der Denkmalbehörde. Falkenberg setzt auf Zumauern der neuralgischen Punkte unter Berücksichtigung der Fledermäuse, die sich am Stollen angesiedelt haben, und dem freien Ablauf des Bergwassers, der sichergestellt sein muss.
Zutritt zum Stollen hatten in der Vergangenheit nur die versierten Kumpel, von denen der 72-jährige Kostryki früher selbst lange Bergmann im Ruhrgebiet war. Einer breiten Öffentlichkeit wurde die wissenschaftliche Grabung nie zugänglich gemacht.
Warum dort Menschen ihr Leben aufs Spiel setzen, kann Kostryki nicht verstehen. „Es sind wohl immer dieselben und wie sie vorgehen, lässt darauf schließen, dass sie Ahnung vom Bergbau haben.“