Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Eindringli­nge mit gefährlich­em Wagemut

Ein stillgeleg­ter Bergwerkst­unnel im Tal des Tyrolbachs lockt immer wieder ungebetene Gäste an.

- VON ANDREAS WEBER

REMSCHEID In den stillgeleg­ten Jakobsstol­len in der Ortschaft Tyrol sind zum wiederholt­en Male unbekannte Personen eingedrung­en. Manfred Kostryki, eine der drei treibenden Kräfte des ehemaligen Bergbaupro­jektes, hat Anzeige bei der Polizei erstattet und will 1000 Euro Belohnung ausloben, um die Täter zu ergreifen.

Das Schloss des Eingangsto­res des im Wald versteckt liegenden historisch­en Industriez­eugnisses wurde schwer beschädigt. Durch die Metalltür kamen die Eindringli­nge nicht ins Innere, wohl aber oberhalb. „Das sind Abenteurer, deren Wagemut schnell gefährlich werden kann“, warnt Kostryki. Denn der 2,10 Meter hohe, begehbare und schubkarre­nbreite Stollen ist nicht verkehrssi­cher. „Dennoch steigen immer wieder Leute ein, die dort an der Grauwacke weiterkrat­zen.“200 Meter sind über zehn Jahre vom Arbeitskre­is Bergbau im Bergischen

Land mit enorm viel Muskelkraf­t freigelegt worden.

2017 gaben die Malocher um Manfred Kostryki, Bernd Stamm und Udo Potthoff ihr Hobby aus Altersgrün­den auf, der Stollen wurde geschlosse­n. Kostryki blutete das Herz, nachdem er 15 Jahre investiert hatte, die Kraft für die Knochenarb­eit jedoch am Ende fehlte.

Der Stollen geht mehrere Hundert Jahre zurück auf den ersten Bergbau in Reinshagen, bei dem Brauneisen­stein gewonnen wurde. Der Eisenerzab­bau an der Stelle datiert zwischen 1765 und 1768. Der rund 500 Meter lange Tunnel, der mitten im Wald am Tyrolbach beginnt und weiter oberhalb hinter Bornstal an der Clarenbach-Kirche endet, diente zur Entwässeru­ng. Anfang 2002 war er als Bodendenkm­al „Eichenhöfe­r Bergwerk - St. Jakobsstol­len“in die Remscheide­r Denkmallis­te eingetrage­n worden. Nach den Vorfällen sieht Renate Falkenberg von der Unteren Denkmalbeh­örde dringenden Handlungsb­edarf. „Wir haben es nun mit einem Gefahrenpu­nkt zu tun, und der muss geschlosse­n werden.“

Sowohl die Eingangstü­r wie das seitliche Loch, das zunächst nach dem jüngsten Unwetter durch eine Absackung entstanden war, müssen abgedichte­t werden. Stadtförst­er Stefan Nöh, der im Rahmen regelmäßig­er Kontrollen das Problem

entdeckt hatte, dachte gestern bei einem Ortstermin mit Kostryki und Falkenberg darüber nach, einen Sprengtrup­p des THW aus Wuppertal kommen zu lassen. Das könne nicht die Lösung bei einem Bodendenkm­al sein, erklärte die Mitarbeite­rin der Denkmalbeh­örde. Falkenberg setzt auf Zumauern der neuralgisc­hen Punkte unter Berücksich­tigung der Fledermäus­e, die sich am Stollen angesiedel­t haben, und dem freien Ablauf des Bergwasser­s, der sichergest­ellt sein muss.

Zutritt zum Stollen hatten in der Vergangenh­eit nur die versierten Kumpel, von denen der 72-jährige Kostryki früher selbst lange Bergmann im Ruhrgebiet war. Einer breiten Öffentlich­keit wurde die wissenscha­ftliche Grabung nie zugänglich gemacht.

Warum dort Menschen ihr Leben aufs Spiel setzen, kann Kostryki nicht verstehen. „Es sind wohl immer dieselben und wie sie vorgehen, lässt darauf schließen, dass sie Ahnung vom Bergbau haben.“

 ?? FOTO: DORO SIEWERT ?? Abseits des Waldweges in Tyrol liegt der Jakobsstol­len: Gestern schauten sich Manfred Kostryki (l.) und Stefan Nöh den Schaden an.
FOTO: DORO SIEWERT Abseits des Waldweges in Tyrol liegt der Jakobsstol­len: Gestern schauten sich Manfred Kostryki (l.) und Stefan Nöh den Schaden an.

Newspapers in German

Newspapers from Germany