Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald
Keine Chance für Bolzplatz als Sportplatz
Der Kunstrasenplatz Schnabelsmühle kann kaum noch alle dort trainierenden Sportler aufnehmen. Ein Leser regt daher an, den Bolzplatz in Wiehagen zum zweiten Sportplatz umzubauen. Zu viele Gründe sprechen jedoch dagegen.
Auf 15.500 Hückeswagen kommt ein Sportplatz – es gibt ja auch nur einen in der SchlossStadt. Den an der Schnabelsmühle. Ein paar Kilometer östlich dagegen ist die Lage eine deutlich andere: Wipperfürth mit seinen zirka 21.000 Einwohner kommt auf neun Sportplätze – das sind etwa 2330 Einwohner pro Platz. Wobei die Hansestadt auch einige Kirchdörfer hat, während es in Hückeswagen mit Wiehagen nur einen Ortsteil gibt. Dennoch belegen diese Zahlen, dass es sehr eng zugeht auf dem Kunstrasenplatz nahe der Wupper. Was den Vorsitzenden des Stadtsportverbands, Hans-Georg Breidenbach, auf der Jahreshauptversammlung des SSV Ende September zu der Bemerkung veranlasst hatte: „Wir brauchen dringend mehr Platz!“
Die Senioren und Junioren von zwei Fußballvereinen – RSV 09 Hückeswagen und SC Heide – tummeln sich unter der Woche täglich auf dem Sportplatz, am Wochenende stehen Spiele an. Teilen müssen sie sich den Sportplatz zusätzlich noch mit den Footballern des ASC Phoenix, dem TBH, dem ATV, dem Pétanque-Club, Sportlern der Firma Pflitsch und der Gefährdetenhilfe Scheideweg sowie der Thekenmannschaft des FC Chelsea. Schon Raspo-Vorsitzender Michael Steffens hatte vor exakt einem Jahr die Finger in diese Wunde gelegt und gefordert: „Wir brauchen in Hückeswagen einen zweiten Sportplatz!“
Nun hatte Ulrich Altendorf eine Idee. Am Bürgermonitor unserer Redaktion regte der Leser an: „Um die Belegung des Sportplatzes an der Schnabelsmühle zu entzerren, wäre es doch eventuell eine Möglichkeit, mit relativ überschaubaren Mitteln den Bolzplatz unterhalb von Wiehagen wieder bespielbar zu machen.“Mit Blick auf die Forderung der FDP von 2015, auf dem Gelände Mehrfamilienhäuser zu bauen, was die Verwaltung und Ratsmehrheit letztlich jedoch ablehnten, sagte Altendorf:
„Dieser Platz durfte damals nicht bebaut werden, da ja so viele Väter mit ihren Kindern dort kicken wollten.“Mittlerweile sei er jedoch verwaist und werde auch gerne als Parkplatz genutzt. „Für ein Training würde die Fläche doch vollkommen ausreichen“, argumentierte er. „Oder geht das nur auf Kunstrasen?“
Bürgermeister Dietmar Persian findet den Vorschlag bedenkenswert. „Allerdings habe ich die Diskussion im Stadtsportverband so verstanden, dass die Trainingsmöglichkeiten rund um den Sportplatz an der Schnabelsmühle verbessert werden sollen.“Insofern helfe das
wahrscheinlich nicht weiter, zumal auf dem Bolzplatz weder sanitäre Einrichtungen noch eine ausreichende Beleuchtung vorhanden seien.
„Für den Bolzplatz sind die Überlegungen nicht abgeschlossen“, betonte er. Noch ist zumindest eine teilweise Wohnbebauung nicht vom Tisch, und eine Spiel- und Sportmöglichkeit für Jugendliche an dieser Stelle sollte erhalten bzw. verbessert werden etwa in Form eines zeitgemäßen und multifunktionalen Kleinspielfeldes. Persian: „Das halte ich nach wie vor für ein gutes Ziel und arbeite mit der Verwaltung daran.“
Eine Absage an die Umwandlung des Bolz- und einen Sportplatz gibt es auch von Hans-Georg Breidenbach. Der SSV-Vorsitzende nannte mehrere Gründe dafür: „Der Platz ist in einem desolaten Zustand und müsste erst hergerichtet werden.“Selbst die Kleinsten spielten lieber auf Kunstrasen. Ob da ein Schotter- bzw. Aschenplatz angenommen werde, sei fraglich. „Ein Kunstrasen jedenfalls ist nicht finanzierbar.“Auch fehlten Sanitäranlagen, ohne die man keinen Verein dort hinschicken könnte. „Dann hat der Platz kein Flutlicht“, sagte Breidenbach. „Das würde bedeuten, dass ab Herbst abends kein Training möglich ist.“Und dann liegt der Bolzplatz auch noch mitten in einem Wohngebiet, was zu Problemen mit dem beim Training nunmal entstehenden Lärm geben könnte.
Der SSV-Vorsitzende sieht im Bolzplatz keine Möglichkeit für den Vereinssport, auch wenn Hückeswagen über zu wenig Sportstätten verfüge. Im Raum steht möglicherweise, beim TSV Hämmern anzufragen, ob ein Teil des Hückeswagener Vereinssport auf dessen Naturrasenplatz verlagert werden könnte.