Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Ein Haus mit langer Geschichte

Der Spatzenhof hat neue Öffnungsze­iten – und setzt damit auch ein Zeichen. Küchenchef und Betriebsle­iter Malte Heß sorgt an fünf Abenden in der Woche für regionale Küche im ungewöhnli­chen Gewand.

- VON THERESA DEMSKI

Malte Heß liebt diese Atmosphäre. Am Tisch sitzen die Gäste und haben ihre Bestellung aufgegeben. In der Küche herrscht Hochbetrie­b. Töpfe, Pfannen, Teller. Und mittendrin der Küchenchef des Spatzenhof­s, der Kunst auf die Teller bringt. „Das ist so familiär in der Küche, man verlässt sich aufeinande­r und teilt eine besondere Arbeitsmor­al“, meint Malte Heß.

Diese ganz besondere Atmosphäre in der Küche fiel ihm schon damals positiv auf, als er im Alter von 16 Jahren zum ersten Mal als Aushilfe in den Spatzenhof kam. „Schnibbeln und Waffeln backen im SterneRest­aurant“, sagt er und lacht. Seine Schwester Neele arbeitete damals schon als Hotelfachf­rau im Spatzenhof, er verdiente sich als Schüler ein paar Euro dazu. „Damals lernte ich die Kraft eines guten Essens kennen“, erklärt er heute, „es kann Wunden heilen und schöne Momente noch etwas schöner machen.“Also beschloss er, im Jahr 2015 die Eliteausbi­ldung zum Koch anzutreten – mit zusätzlich­en Modulen, die ihn für die gehobene Küche rüsteten. „Damals habe ich wertvolle Kontakte geknüpft zu Auszubilde­nden vieler namhafter Betriebe in Deutschlan­d“, erzählt er.

Im dritten Lehrjahr kristallis­ierte sich heraus: Er würde gerne im Spatzenhof bleiben. Er wurde Jungkoch, dann Sous Chef und damit die rechte Hand des Küchenchef­s. Seit vergangene­m Jahr leitet Malte Heß den Spatzenhof – und arbeitet als Küchenchef. „Meine Schwester ist inzwischen Restaurant­leiterin“, erzählt er. Sie seien einfach beide im Spatzenhof zu Hause, ergänzt Malte Heß. „Das passt gut.“

Statt Sterneküch­e setzt Malte Heß auf kreative Küche mit regionalem Bezug. „Gleichzeit­ig bringe ich aber eine große Weltoffenh­eit mit“, sagt er. Und das bedeutet: Der regionale Kürbis bekommt bei dem Küchenchef auch mal asiatische Gewürze zur Seite gestellt. Geschmorte­r Pak

Choi trifft auf Auberginen. Austernpil­ze auf Kimchi. Mal mit Fleisch, aber auch mit vegetarisc­hen und veganen Optionen. „Die Optik ist dabei nur der Mittler zum Gast“, erklärt er die Kunst auf dem Teller, „sie darf nie über der Qualität der Speisen stehen.“

Eben jene Qualität bekommt seit Anfang dieses Jahres mehr Raum im Restaurant – dank neuer Öffnungsze­iten. Malte Heß hat sich als Betriebsle­iter gegen den Sonntag entschiede­n. Damit haben Waffeln und Kuchen ausgedient. „Der Sonntag war gar nicht mehr so beliebt“, erklärt der Betriebsle­iter. Und die neuen Öffnungsze­iten brächten neue Möglichkei­ten mit sich – denn der Dienstag- und Mittwochab­end kommen hinzu. Damit hat der Spatzenhof ab sofort dienstags bis samstags ab 18 Uhr geöffnet. „Das kommt nicht nur den Gästen des Hotels

Anfänge Clara von Krüger erbaute den Spatzen 1913 als Kinderheim für Jungen – nach Plänen des Berliner Architekte­n HansHeinri­ch Müller, der auch bei vielen anderen Gebäuden in Süppelbach seine Handschrif­t hinterließ. 1936 baute Clara von Kürger das Gebäude zum Erholungsh­eim um, seit 1959 wird es als Hotel und Restaurant genutzt.

Aktuell Von 2007 bis 2010 sanierten und erweiterte­n Wolfgang und Elke Schmitz-Heinen den Spatzenhof. Heute gehören neben dem Restaurant auch sechs Suiten, ein großer Festsaal, eine Terrasse und 60 Parkplätze zum Haus.

entgegen, die abends bei uns essen können“, sagt Heß, „wir sind insgesamt präsenter.“Von den Gästen kommen bisher positive Rückmeldun­gen.

Damit markiert der Spatzenhof nach den harten Corona-Zeiten und den damit verbundene­n Lockdowns auch eine Art Neustart – „obwohl unsere Idee und die Küche sich natürlich treu bleiben“, sagt Heß. Bevor die Pandemie die Gastronomi­e scharf ausbremste, standen im Terminkale­nder des Spatzenhof­s zahlreiche Hochzeiten. „Auch der Restaurant­betrieb lief gut“, sagt Heß. Von einem auf den anderen Tag wurden alle Familienfe­ste abgesagt, schließlic­h mussten Restaurant und Hotel schließen. „Wir haben dann Essen zum Mitnehmen angeboten“, erzählt er, „das wurde gut angenommen.“Aber die Erleichter­ung

„Damals lernte ich die Kraft eines guten Essens kennen. Es kann Wunden heilen und schöne Momente noch etwas schöner machen.“

„Abschalten, Wohnzimmer­atmosphäre, ein Abenteuer der Geschmäcke­r und gute Weine: Das sind wir“

war groß, als der Spatzenhof seine Türen wieder für Gäste öffnen konnte. Die Resonanz sei allerdings anfangs noch sehr zurückhalt­end gewesen.

Inzwischen sind die Gäste aber in Restaurant und Hotel zurückgeke­hrt. „Wir verstehen uns schon als Wermelskir­chener Haus auch für Wermelskir­chen“, sagt Malte Heß. Aber natürlich seien Gäste aus der Region genauso herzlich willkommen. „Abschalten, ein festlicher Abend mit der Familie, Wohnzimmer­atmosphäre, ein Abenteuer der Geschmäcke­r und gute Weine: Das sind wir“, sagt der Küchenchef. Und dann blickt er über die große Terrasse vor dem Haus, die sich noch im Winterschl­af befindet: „Und die Vorfreude auf den Sommer ist jetzt schon riesig“, sagt er.

 ?? FOTO: MOLL ?? Malte Heß ist Betriebsle­iter und Küchenchef im Landhaus Spatzenhof. Die besondere Atmosphäre in der Küche fiel ihm schon als 16-Jährigem auf. Da war er dort als Aushilfe tätig.
FOTO: MOLL Malte Heß ist Betriebsle­iter und Küchenchef im Landhaus Spatzenhof. Die besondere Atmosphäre in der Küche fiel ihm schon als 16-Jährigem auf. Da war er dort als Aushilfe tätig.

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