Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald
Der „Dicke Pitter“wird 100 Jahre alt
Die Petersglocke, die größte Glocke im Dom, wurde vor 100 Jahren im thüringischen Apolda gegossen und wiegt stolze 24 Tonnen. Zu ihrem 100. Geburtstag wird in Köln vom 4. bis 7. Mai ein „Europäischer Glockentag“ausgerichtet.
Wenn der „Dicke Pitter“im Kölner Dom läutet, weiß jeder Kölner, dass etwas Besonderes passiert sein muss. Zuletzt war dies beim Tod des emeritierten Papstes Benedikt XVI. Ende Dezember der Fall. Die größte Glocke im Dom wiegt stolze 24 Tonnen und hat einen Durchmesser von 3,22 Meter. Die Petersglocke ist bis heute die tontiefste freischwingende Glocke der Welt.
Gegossen wurde sie am 5. Mai 1923 im thüringischen Apolda. Geweiht wurde die Glocke am 24. November
„Wenn das Prunkstück unter den elf Glocken läutet, hält die ganze Stadt inne“Monsignore Guido Assmann Dompropst
1924. Wegen technischer Probleme brauchte es aber fast ein Jahr, bis sie am 28. Oktober 1925 erstmals geläutet werden konnte. Zu ihrem 100. Geburtstag wird in Köln vom 4. bis 7. Mai ein „Europäischer Glockentag“ausgerichtet.
„Wenn das Prunkstück unter den elf Glocken läutet, hält die ganze Stadt inne. Wenn das wuchtige, tiefe C des ‚Dicken Pitters‘ zu hören ist, bleiben die Menschen stehen – der Alltag bricht auf und der Dom hat das Wort“, sagt Dompropst Monsignore Guido Assmann. So verkündete die große Glocke den Kölnern das Ende des Zweiten Weltkriegs, war beim Begräbnis von Bundeskanzler Konrad Adenauer zu hören und läutete am Tag der deutschen Wiedervereinigung. Ihre eigentliche Bestimmung ist es aber, die Domgottesdienste an den höchsten christlichen Feiertagen einzuläuten.
Der „Europäische Glockentag“beginnt am 4. Mai um 17 Uhr mit einem ökumenischen Gottesdienst. Um 19 Uhr folgt ein Vortrag über die Petersglocke und die Kölner Domglocken im Domforum. Der Höhepunkt am 5. Mai, dem eigentlichen Geburtstagsdatum, ist der öffentliche Guss einer kleinen, 50 Kilogramm schweren Kirchenglocke gegen 21 Uhr auf dem Roncalliplatz, die am Folgetag freigelegt wird. Sie ist für die Elendskirche bestimmt, die aktuell über keine eigene Glocke verfügt. Ab 20 Uhr gibt es zudem ein einstündiges Glockenkonzert im Dom.
Zu den weiteren Höhepunkten zählen am 6. Mai Glockenspaziergänge in der Altstadt und ab 20 Uhr ein Konzert für und mit den Domglocken. Der Sonntag, 7. Mai, beginnt um 10 Uhr mit einem Hochamt im Dom und endet dort um 20
Uhr mit einem Konzert für Orgel und Glocken. An allen Tagen werden Turmbesteigungen angeboten. Dazu kommt ein Kolloquium zur Glockenkunde.
Für seinen großen Tag wird der „Dicke Pitter“von den Experten der Dombauhütte gereinigt und poliert. Als Geburtstagsgeschenk gibt es für den 100-Jährigen eine zwölfte Glocke im Domgeläut. Dort kommt zu den bisherigen elf Glocken die Klaraglocke, die so wieder an ihren angestammten Platz im Vierungsturm des Doms zurückkehrt.
Sie wurde 1621 gegossen und ist mit 70 Kilogramm und einem
Durchmesser von 48 Zentimetern die kleinste Glocke in der großen Kathedrale. Im Vierungsturm des Doms hing sie im 19. Jahrhundert und fand später ihren Platz an der Außenseite des Südquerhauses, wo sie unter anderem als Alarmglocke zum Beispiel bei Feuer im Einsatz war. Die Glocke befand sich bislang im Depot der Dombauhütte und wird gerade restauriert. Aktuell befindet sie sich bei einer Spezialwerkstatt in der Eifel, wo die Glocke einen neuen Klöppel erhält. Neu angefertigt wird auch die Aufhängung der Glocke. Dazu kommt eine neue Steuerung der Glocken im Dom. Bis Ostern soll alles fertig sein.
Erneuert wird gerade zudem die komplette Außenbeleuchtung des
Kölner Doms, die von Halogen- auf moderne LED-Leuchtmittel umgestellt wird. So können bis zu 70 Prozent Energie eingespart werden. Laut dem Domkapitel wird der Dom wieder ab dem Frühjahr voll beleuchtet und dann in einem ganz neuen Licht erscheinen.
Neu gestaltet wird zudem der Domfriedhof hinter dem Domchor, wo die Arbeiten jetzt beginnen. Ziel ist es, dort unter anderem mit neuen Bäumen eine kleine grüne Oase mitten in der steinernen Domumgebung zu schaffen. Bewässert wird die Grünfläche mit dem Regenwasser des Doms, das künftig in neuen unterirdischen Zisternen gesammelt wird. www.koelner-dom.de