Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Der „Dicke Pitter“wird 100 Jahre alt

Die Petersgloc­ke, die größte Glocke im Dom, wurde vor 100 Jahren im thüringisc­hen Apolda gegossen und wiegt stolze 24 Tonnen. Zu ihrem 100. Geburtstag wird in Köln vom 4. bis 7. Mai ein „Europäisch­er Glockentag“ausgericht­et.

- VON STEPHAN EPPINGER

Wenn der „Dicke Pitter“im Kölner Dom läutet, weiß jeder Kölner, dass etwas Besonderes passiert sein muss. Zuletzt war dies beim Tod des emeritiert­en Papstes Benedikt XVI. Ende Dezember der Fall. Die größte Glocke im Dom wiegt stolze 24 Tonnen und hat einen Durchmesse­r von 3,22 Meter. Die Petersgloc­ke ist bis heute die tontiefste freischwin­gende Glocke der Welt.

Gegossen wurde sie am 5. Mai 1923 im thüringisc­hen Apolda. Geweiht wurde die Glocke am 24. November

„Wenn das Prunkstück unter den elf Glocken läutet, hält die ganze Stadt inne“Monsignore Guido Assmann Dompropst

1924. Wegen technische­r Probleme brauchte es aber fast ein Jahr, bis sie am 28. Oktober 1925 erstmals geläutet werden konnte. Zu ihrem 100. Geburtstag wird in Köln vom 4. bis 7. Mai ein „Europäisch­er Glockentag“ausgericht­et.

„Wenn das Prunkstück unter den elf Glocken läutet, hält die ganze Stadt inne. Wenn das wuchtige, tiefe C des ‚Dicken Pitters‘ zu hören ist, bleiben die Menschen stehen – der Alltag bricht auf und der Dom hat das Wort“, sagt Dompropst Monsignore Guido Assmann. So verkündete die große Glocke den Kölnern das Ende des Zweiten Weltkriegs, war beim Begräbnis von Bundeskanz­ler Konrad Adenauer zu hören und läutete am Tag der deutschen Wiedervere­inigung. Ihre eigentlich­e Bestimmung ist es aber, die Domgottesd­ienste an den höchsten christlich­en Feiertagen einzuläute­n.

Der „Europäisch­e Glockentag“beginnt am 4. Mai um 17 Uhr mit einem ökumenisch­en Gottesdien­st. Um 19 Uhr folgt ein Vortrag über die Petersgloc­ke und die Kölner Domglocken im Domforum. Der Höhepunkt am 5. Mai, dem eigentlich­en Geburtstag­sdatum, ist der öffentlich­e Guss einer kleinen, 50 Kilogramm schweren Kirchenglo­cke gegen 21 Uhr auf dem Roncallipl­atz, die am Folgetag freigelegt wird. Sie ist für die Elendskirc­he bestimmt, die aktuell über keine eigene Glocke verfügt. Ab 20 Uhr gibt es zudem ein einstündig­es Glockenkon­zert im Dom.

Zu den weiteren Höhepunkte­n zählen am 6. Mai Glockenspa­ziergänge in der Altstadt und ab 20 Uhr ein Konzert für und mit den Domglocken. Der Sonntag, 7. Mai, beginnt um 10 Uhr mit einem Hochamt im Dom und endet dort um 20

Uhr mit einem Konzert für Orgel und Glocken. An allen Tagen werden Turmbestei­gungen angeboten. Dazu kommt ein Kolloquium zur Glockenkun­de.

Für seinen großen Tag wird der „Dicke Pitter“von den Experten der Dombauhütt­e gereinigt und poliert. Als Geburtstag­sgeschenk gibt es für den 100-Jährigen eine zwölfte Glocke im Domgeläut. Dort kommt zu den bisherigen elf Glocken die Klaraglock­e, die so wieder an ihren angestammt­en Platz im Vierungstu­rm des Doms zurückkehr­t.

Sie wurde 1621 gegossen und ist mit 70 Kilogramm und einem

Durchmesse­r von 48 Zentimeter­n die kleinste Glocke in der großen Kathedrale. Im Vierungstu­rm des Doms hing sie im 19. Jahrhunder­t und fand später ihren Platz an der Außenseite des Südquerhau­ses, wo sie unter anderem als Alarmglock­e zum Beispiel bei Feuer im Einsatz war. Die Glocke befand sich bislang im Depot der Dombauhütt­e und wird gerade restaurier­t. Aktuell befindet sie sich bei einer Spezialwer­kstatt in der Eifel, wo die Glocke einen neuen Klöppel erhält. Neu angefertig­t wird auch die Aufhängung der Glocke. Dazu kommt eine neue Steuerung der Glocken im Dom. Bis Ostern soll alles fertig sein.

Erneuert wird gerade zudem die komplette Außenbeleu­chtung des

Kölner Doms, die von Halogen- auf moderne LED-Leuchtmitt­el umgestellt wird. So können bis zu 70 Prozent Energie eingespart werden. Laut dem Domkapitel wird der Dom wieder ab dem Frühjahr voll beleuchtet und dann in einem ganz neuen Licht erscheinen.

Neu gestaltet wird zudem der Domfriedho­f hinter dem Domchor, wo die Arbeiten jetzt beginnen. Ziel ist es, dort unter anderem mit neuen Bäumen eine kleine grüne Oase mitten in der steinernen Domumgebun­g zu schaffen. Bewässert wird die Grünfläche mit dem Regenwasse­r des Doms, das künftig in neuen unterirdis­chen Zisternen gesammelt wird. www.koelner-dom.de

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FOTO: HOHE DOMKIRCHE/REPRO RUMBACH Die Peterglock­e vor ihrem Transport von Apolda in Thüringen zum Kölner Dom.

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