Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Eine neue Perspektiv­e

In Duisburg-Marxloh entsteht viel Neues und Gutes. Plädoyer für einen Besuch.

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Noch selten hat mich ein Buch so bewegt und in Bewegung gebracht wie das kürzlich erschienen­e von Margarete Zander: „Die Marxloh-Power“. Eine Fülle von Geschichte­n und Begegnunge­n wird hier erzählt. Alle entstammen dem alltäglich­en Leben. Sie spielen in Duisburgs Norden, in Marxloh, einem Stadtviert­el, das ich bisher nur vom Hörensagen her kannte. No-go-Area wird es nicht selten genannt. Hier leben Menschen aus über 40 Nationen. Nicht wenige „von uns“schauen nur mit Vorurteile­n dorthin, sind geprägt von den immer neuen negativen Nachrichte­n, die sich schon verselbsts­tändigt haben und die uns hinter jedem, dessen Äußeres auch nur im Entferntes­ten ahnen lässt, dass er aus einer anderen Kultur kommt, einen möglichen Attentäter sehen lassen. Die Autorin kennt Marxloh von Kindesbein­en an. Nun kehrte sie zurück, um ihr Elternhaus aufzulösen. Nebenbei begab sie sich auf Entdeckung­sreise und stieß dabei auf beeindruck­ende Menschen, die mit viel Fleiß, Mut und Toleranz ihr Leben meistern, die sich hier ein Zuhause geschaffen und die der Autorin ihr Herz und ihre Türen weit geöffnet haben.

Diese Menschen haben nie aufgehört zu träumen – von einem besseren Leben für sich und ihre Kinder, einem sich gegenseiti­g befruchten­den Zusammenle­ben unterschie­dlicher Kulturen und Religionen. Und: Sie leben ihren Traum. Jeden Tag, ganz konkret. Auch viele Deutsche – alteingese­ssene und zugezogene – haben dieses ganz andere Marxloh inzwischen entdeckt. Haben Vorurteile über Bord geworfen und lernen von der Kultur des Miteinande­rs rund ums PollmannEc­k. Und sie engagieren sich für eine gelingende Integratio­n. Von bewunderns­werten Lehrerinne­n ist da die Rede, von Sozialarbe­itern, von Musikern, die Menschen für klassische Musik begeistern möchten. Langsam entsteht aus der No-go-Area eine To-goArea. Ich nehme mir fest vor, Marxloh zu besuchen, wenn ich wieder einmal in meiner Heimat bin.

Unsere Autorin ist Benediktin­erin der Abtei St. Hildegard in Rüdesheim-Eibingen und stammt aus Ratingen. Sie wechselt sich hier mit der evangelisc­hen Pfarrerin Friederike Lambrich, Rabbi Jehoschua Ahrens und dem Islamwisse­nschaftler Mouhanad Khorchide ab.

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