Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Hohe Zecken-Aktivität durch milden Winter

- VON CLAUDIA HAUSER

Auch dieser Winter ist durch die Klimaerwär­mung wieder zu mild verlaufen. Die Temperatur­en liegen für die Jahreszeit deutlich über dem Durchschni­tt. Ob der Winter überhaupt noch einmal mit Wucht zurückkomm­t, ist fraglich. Der anhaltend milde Winter begünstigt das Überleben von Zecken. Dauerte die Zeckensais­on früher von März bis Ende Oktober, so sind die Spinnentie­re inzwischen ganzjährig aktiv, wie Michael Blaschke vom Landesbetr­ieb Wald und Holz sagt: „Sobald es wärmer als acht Grad und feucht genug ist, lauern die Zecken auf ihre Wirte.“Es sei deshalb sinnvoll, auch zu dieser Jahreszeit nach einem Spaziergan­g oder einem Aufenthalt im Garten darauf zu achten, ob man selbst oder das Haustier eine Zecke hat. Am ehesten lauern sie in Hunde- und Katzenhöhe in hohem Gras und Gebüschen.

Zecken können Krankheite­n wie Borreliose und Frühsommer-Meningoenz­ephalitis (FSME) übertragen. Die Viruserkra­nkung FSME kann schlimmste­nfalls tödlich verlaufen oder schwere Hirnschäde­n verursache­n. „Je schneller eine Zecke entfernt wird, desto geringer ist das Infektions­risiko“, sagt Blaschke. Dass es wegen des milden Winters zu einer Zecken-Plage im Sommer kommen könnte, hält Blaschke für eher unwahrsche­inlich. „Die Winter sind schon seit mehreren Jahren mild“, sagt er. „Von einer Plage würde ich jetzt erst einmal nicht ausgehen.“

NRW zählt zwar nach den Kriterien des Robert-Koch-Instituts (RKI) nicht zu den FSME-Risikogebi­eten, aber es gibt auch hier Gebiete, in denen die Erkrankung vorkommt. Das sind einzelne Bereiche im Münsterlan­d, im Bergischen Land und die Ohligser Heide in Solingen. Das Ruhrgebiet ist bisher FSME-frei. In den Risikogebi­eten wird eine Schutzimpf­ung empfohlen.

Als besonders riskante Gebiete vom RKI ausgewiese­n sind Südhessen, das südöstlich­e Thüringen, Sachsen, Bayern und Baden-Württember­g – also aus NRW-Sicht eher die Urlaubsreg­ionen. Im Jahr 2020 verzeichne­te das RKI bundesweit 704 FSME-Fälle, so viele wie nie zuvor seit Beginn der Meldepflic­ht im Jahr 2001. Im vergangene­n Jahr wurden 546 Fälle gemeldet, wie eine Sprecherin auf Anfrage mitteilte. Eine wirksame Borreliose-Impfung gibt es nicht, die Infektion kann aber mit Antibiotik­a behandelt werden.

Am besten schützen kann man sich vor den kleinen Blutsauger­n, indem man als Spaziergän­ger und Wanderer auf den Wegen bleibt und feste Schuhe und Kleidung trägt, die möglichst den ganzen Körper bedeckt.

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