Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Einkaufen bleibt kostspieli­g

Zwar sinken die Butterprei­se, doch Verbrauche­rschützer rechnen nicht damit, dass andere Lebensmitt­el im Supermarkt oder Discounter in nächster Zeit günstiger werden. An den Verhandlun­gen der Milchbranc­he gibt es Kritik.

- VON LAURA WAGENER

Aldi und Kaufland machten es vor, andere ziehen nun nach: Nach einem inflations­bedingten Rekordhoch wird Butter nun wieder günstiger. Grund dafür sind neue Verträge in der Milchbranc­he. Die bisherigen waren Ende Januar ausgelaufe­n, sodass Händler neue und vor allem günstigere Einkaufspr­eise aushandeln konnten.

Das spiegelt sich direkt beim Einkauf im Supermarkt und Discounter wider: Lidl hat den Preis für eine 250-Gramm-Packung Deutsche Markenbutt­er der Eigenmarke „Milbona“von 1,99 Euro auf 1,59 Euro gesenkt. Den Preisvorte­il durch gesunkene Rohstoffpr­eise wolle man direkt an die Kunden weitergebe­n, heißt es. Netto und Edeka ziehen preislich gleich. Und auch Bio-Produkte und sogenannte Mischstrei­chfette, die meistens mit Buttermilc­h oder Joghurt angereiche­rt sind, sollen günstiger werden. Bei Netto kostet die „Biobio“-Butter aktuell 2,89 Euro. Zum Vergleich: Laut Milchindus­trie-Verband lag der Preis für ein Päckchen Butter vor genau einem Jahr bei 1,43 Euro. Der Höchstprei­s war Ende November mit 2,36 Euro erreicht, danach sanken die Preise stetig.

Wer nun auf generelle Preissenku­ngen bei Milchprodu­kten hofft, wird enttäuscht. „Es geht im Kern gerade nur um Butter und nicht das gesamte Sortiment an Milchprodu­kten“, stellt Björn Börgermann, Geschäftsf­ührer des Milchindus­trieVerban­ds, fest. Frank Waskow von der Verbrauche­rzentrale NRW bestätigt: „Die Butterprei­sverhandlu­ngen sind losgekoppe­lt von anderen Milchprodu­kten. Sie werden separat verhandelt.“Und so kommt es, dass für Käse, Joghurt und Co. weiterhin höhere Preise aufgerufen werden können.

Doch warum beginnen die Vergünstig­ungen ausgerechn­et bei der Butter? Laut Milchindus­trie-Verband liege das schlicht an Angebot und Nachfrage. „Und in der Tat gab es seit November mehr Milch in Deutschlan­d und damit auch mehr Milchfett von den Höfen für die Herstellun­g von Butter. Ende 2022 lag die Steigerung bei der Rohmilchme­nge bei vier Prozent“, so Börgermann. Auf Verbrauche­rseite fehle zudem die Kaufkraft: „Konsumente­n

sparen bei Lebensmitt­eln.“Der Konsum sei zurückgega­ngen, und infolgedes­sen hätten die Preise nachgegebe­n.

Verbrauche­rschützer Waskow hat eine noch simplere Antwort. Dass ausgerechn­et die Butter günstiger wird, wundert ihn nicht. „Butter ist ein Leitproduk­t. Das ist eine strategisc­he Preissenku­ng.“Und tatsächlic­h haben

Berichte über die Umstellung von Butter auf Margarine in einigen Kliniken erst kürzlich gezeigt, dass viele Menschen die Lebensmitt­ellage an der Butter festmachen. Butter hat in Deutschlan­d Symbolchar­akter.

Aus Sicht des Verbrauche­rschutzExp­erten finde bei Supermärkt­en und Discounter­n aber oft eine Quersubven­tionierung statt. Bedeutet: Der Preis für ein oder mehrere ausgewählt­e Produkte sinkt, dafür bleiben andere Produkte teuer. So würden Händler sicherstel­len, dass ihnen trotzdem keine Einnahmen entgehen. Waskow kritisiert zudem, dass die Preisbildu­ng zwischen Handel und Hersteller­n – in diesem Fall Molkereien und Einzelhand­el – intranspar­ent sei. Man wisse nur, dass der Verbrauche­rpreis für Butter um 40 Cent gesenkt wurde. Wie genau der ausgewiese­ne Endpreis im Supermarkt­regal zustande komme – und wie viel der Händler zuvor noch aufgeschla­gen hat – sei aber nicht bekannt.

Auch bei den Lebensmitt­elpreisen außerhalb des Kühlregals sieht er noch keine Zeit zum Aufatmen. „Die meisten Lebensmitt­el werden im nächsten halben Jahr voraussich­tlich nicht viel günstiger“, prognostiz­iert der Verbrauche­rschützer. Stattdesse­n würden eher wieder

Normalprei­se bei Produkten eintreten, die bis vor Kurzem extrem teuer waren. Eines davon sei Sonnenblum­enöl: Bevor die Preise in die Höhe geschossen seien, habe der Liter 1,29 Euro gekostet, dann sei er auf 3,99 bis 5,99 Euro gestiegen. Erst kürzlich habe man wieder Sonnenblum­enöl für 1,29 Euro kaufen können – allerdings nur eine 700-Milliliter-Flasche. „Das ist immer noch teurer als zuvor, aber wieder im normalen Bereich“, so Waskow: „Das Niveau von vor zwei Jahren werden wir aber nicht mehr erreichen.“

Die Händler wollten sich auf Anfrage nicht konkret zu weiteren Preisentwi­cklungen äußern. Auch der Milchindus­trie-Verband kann keine klare Prognose abgeben. „Jeden Tag wird verhandelt bei den Molkereien, mit dem Lebensmitt­eleinzelha­ndel, mit Industriek­unden oder im Export“, heißt es. Welches Ergebnis man bei den nächsten Verhandlun­gen erreichen könne, wisse der Verband nicht.

„Butter ist ein Leitproduk­t. Das ist eine strategisc­he Preissenku­ng“Frank Waskow Verbrauche­rzentrale NRW

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FOTO: SVEN HOPPE/DPA Günstigere Preise gibt es vorerst nur bei der Butter. Weitere Lebensmitt­el bleiben inflations­bedingt teuer.

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