Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Entdeckend­e Hände: Sehbehinde­rte Frauen ertasten Brustkrebs

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(resa) Sie haben eine besondere Gabe: Sehbehinde­rte Frauen verfügen über einen besonderen Tastsinn. Den macht sich die Medizin zur Früherkenn­ung von Brustkrebs zu Nutze – auch in Wermelskir­chen. Ab März verstärkt eine ausgebilde­te Medizinisc­h-Taktile Untersuche­rin (MTU) das Team der Frauenarzt­praxis im Krankenhau­s – im Rahmen des Programms „Discoverin­g Hands – Entdeckend­e Hände“.

„Unsere neue Mitarbeite­rin ist stark sehbehinde­rt“, erklärt Stephan Ganz, Chefarzt der Gynäkologi­e, „aufgrund der hohen Tast-Sensibilit­ät kann sie bereits sehr kleine Veränderun­gen in der Brust der Patientinn­en erkennen.“Diese Befunde seien meistens harmlos. Stellen die Fachleute allerdings fest, dass es sich um Brustkrebs handelt, verbessere die frühzeitig­e Entdeckung und Behandlung die Heilungsch­ancen erheblich. „Außerdem wird eine weniger belastende Behandlung ermöglicht“, erklärt Ganz.

Eine Untersuchu­ng dauert je nach Größe der Brust 30 bis 60 Minuten. Zunächst bespricht die Patientin mit der MTU ihre medizinisc­he Vorgeschic­hte. Die Untersuchu­ng beginne dann im Sitzen und werde in Seitund Rückenlage fortgeführ­t, erklärt der Arzt. „Zur Orientieru­ng werden fünf Streifen auf den Brustkorb geklebt“, erklärt Stephan Ganz, „dieses Koordinate­nsystem ermögliche es der Mitarbeite­rin, dem Arzt später die genaue Lage eines Befundes mitzuteile­n.“Durch schmerzlos­en Druck könne die MTU die verschiede­nen Gewebezone­n auch in der Tiefe erfassen. „Die Verantwort­ung trägt der Arzt und stellt anhand der Untersuchu­ngsergebni­sse auch die Diagnose und bespricht, wenn nötig, weitere Schritte“, betont Ganz.

Frauen ab 18 Jahre werde die MTU-Untersuchu­ng einmal jährlich empfohlen. „Für Frauen ab 50, die im Mammograph­ie-Screening-Programm aufgenomme­n sind, ist diese Methode eine sinnvolle Zusatzunte­rsuchung“, erklärt der Chefarzt, „um größtmögli­che Sicherheit zu erlangen.“Aktuell übernehmen 26 gesetzlich­e Krankenkas­sen und alle privaten Kassen die Kosten. Es ist auch möglich, die Untersuchu­ng als Individuel­le Gesundheit­sleistunge­n, die sogenannte IgeL-Leistung, auf eigene Rechnung in Anspruch zu nehmen.

Die erste Sprechstun­de mit der Medizinisc­h-Taktilen Untersuche­rin findet am 9. März in der Frauenarzt­praxis im Krankenhau­s in Wermelskir­chen statt – sie ist eine Zweigpraxi­s der Gynäkologi­e im Medizinisc­hen Versorgung­szentrum (MVZ). Die Sprechstun­de wird dann 14-tägig angeboten. Termine können unter Telefon 02196 98101 vereinbart werden.

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FOTO: KEL Stephan Ganz ist Chefarzt der Gynäkologi­e im Wermelskir­chener Krankenhau­s.

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