Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald
Ein musikalisches Kleinod hinterm Vorhang
Der Jazz-Pianist Dino Massa ist derzeit Solo unterwegs und legte am Donnerstag ein heißes Konzert im Haus Eifgen hin.
(wow) Manchmal muss man gar nicht in die Ferne schweifen, um eine kleine, feine musikalische Sternstunde erleben zu können. Ein Ort, der sich vor allem für Jazzfreunde regelmäßig lohnt, ist das Haus Eifgen am ersten Donnerstagabend des Monats.
Dann ist Jazz-Session mit einem Konzert, das es in aller Regel in sich hat. Wie etwa am Donnerstag, als ein derzeit Solo in Deutschland auf Tour befindliches Jazz-Schwergewicht einen Abstecher ins beschauliche Bergische gemacht hat: Dino Massa, Pianist aus Neapel. Und eröffnet mit gleich zwei wirklich heißen Fegern eine runde Stunde Ohrenzucker. Dabei ist er nicht alleine, was vielleicht auch funktioniert hätte, aber wohl nur halb so schön gewesen wäre. Drei Musiker aus der Umgebung stehen mit ihm auf der Bühne, das handverlesene Publikum kennt sie, es sitzt im „kleinen Eifgen“, wenn man so will, abgetrennt vom großen Raum mit dem knallbunten Schiebe-Vorhang.
Am Bass ist Michael Regenbrecht, seit Jahren Organisator der Offenen Jazz-Session. Am Schlagzeug sitzt der Hückeswagener David Weyer, der erst jüngst den ersten Platz beim Wettbewerb „Jugend jazzt“NRW belegt hat und trotz seines jungen Alters fester Bestandteil der lokalen Jazz-Szene ist. Das zweite Melodieinstrument, das Saxofon, spielt ebenfalls ein bekannter Musiker mit bergischen Wurzeln – Philipp Sauer. Gemeinsam hat man einige großartige Stücke im Gepäck, die in der klassischen Quartettbesetzung so aus einem Guss klingen, als hätten die vier Musiker im vergangenen halben Jahr nichts anderes getan, als gemeinsam zu spielen. Etwa bei der Bruno-Martino-Komposition „Estate“, die mit ihren lateinamerikanischen Rhythmen direkt in die Beine geht. Die Rhythmus-Gruppe pumpt, schiebt und zementiert einen swingenden Boden, auf dem Saxofon und Klavier ihre perlenden Soli ausgießen können. Dabei geht es sehr demokratisch zu – der große Italiener, eigentlich ein eher kleingewachsener Mann mit sympathischer Schiebermütze und Schal, teilt sich die Soli brüderlich mit Philipp Sauer. Der wiederum hat kein Problem auch mal ausgiebiger zuzuhören, weil sich Dino Massa dann eben doch mal in einen kleinen Spielrausch soliert.
Da dürfen auch David Weyer und Michael Regenbrecht mal hin, wenn es sich ergibt, ersterer etwa bei einer sehr schönen Version des durch Robbie Williams einem wirklich breiten Publikum bekanntgewordene „Have You Met Miss Jones“. Aber auch bei weniger bekannten Stücken, etwa der Eigenkomposition „Parks“oder einer neapolitanischen „Tarrantella“, einem italienischen Tanz, konnten die vier Musiker als absolute spielsichere und sehr einfallsreiche Einheit überzeugen, der bei der Arbeit zuzuhören einfach nur großen Spaß machte. Ein musikalisches Kleinod also, das, unverhofft kommt oft, aus einem verregneten Donnerstagabend eine prall gefüllte Jazz-Schatzkiste gemacht hat.