Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald
„Es ist einfach toll, anderen zu helfen“
Lukas Niemand arbeitet beim Abschlepp- und Pannendienst Auto Prause in Lennep. Er schätzt die Vielseitigkeit seines Jobs und ist gerne unterwegs. Das Wetter spielt dabei keine Rolle.
Merkez Abazar ist verzweifelt. Vor zwei Wochen hatte eine Frau ihm auf der B 229 die Vorfahrt genommen, nun ist sein Polo ein wirtschaftlicher Totalschaden. 14 Tage lang hat die gegnerische Versicherung ihm einen Mietwagen finanziert, den muss er nun wieder abgeben – bei Auto Prause in Lennep.
Der Abschlepp- und Pannendienst arbeitet unter anderem im Auftrag des ADAC, war auch bei Abazars
„Ich höre einfach zu und versuche, ein paar tröstende Worte zu finden“Lukas Niemand Pannenhelfer
Unfall im Einsatz. So wie der grüne Polo stehen hier unzählige Autos mit Totalschaden, bei manchen ist der Motorraum zerfetzt, die Seite, der Heckbereich. „Bei manchen sieht man schon, dass da vermutlich niemand lebend rausgekommen ist, da darf man gar nicht drüber nachdenken“, sagt Lukas Niemand, der an diesem Tag als Abschleppfahrer im Einsatz ist. „Wenn ich an eine Unfallstelle gerufen werde, stehen da ja oft nur noch die Autowracks, die beteiligten Personen sind dann schon abtransportiert. Wenn ich da zu viel über das Schicksal nachdenken würde, das den Menschen widerfahren ist, würde ich den Job nicht machen können. Ich denke pragmatisch. Wie bekomme ich am schnellsten die Unfallstelle frei, damit der Verkehr wieder fließen kann?“
Lukas Niemand wird zu einem Einsatz an der Schüttendelle gerufen. Ein Auto ist liegen geblieben. Der 24-Jährige zieht seine neongelbe Warnjacke an, startet den Abschleppwagen. „In diesem Fall war schon ein Straßenwart vom ADAC vor Ort und hat festgestellt, dass die Benzinpumpe kaputt ist“, erklärt Lukas Niemand, „kein großer Akt, den bringen wir in die nächst gelegene Werkstatt.“
Früher war der Hückeswagener Berufskraftfahrer, nachdem er nebenbei beim Abschleppdienst angefangen hatte („Mein Bruder ist schon seit vielen Jahren hier angestellt“) wechselte er vor einem Jahr komplett zu Auto Prause und ist nun bei Wind und Wetter, bei Schnee, Eis, bei 35 Grad Hitze im Einsatz.
„Als wir letztens den Starkschnee hatten, sind wir an einem Tag 155 Touren gefahren“, erinnert sich Lukas, „da ist man hinterher ziemlich durchgefroren und fertig.“Und dennoch: „Ja“, sagt er, „das ist für mich ein Traumjob. Jeder Tag ist anders und ich finde es einfach toll, anderen Menschen zu helfen.“Und in der Regel wird das von den Hilfesuchenden auch wertgeschätzt, sie sind einfach nur dankbar, wenn die Hilfe etwa bei einer Panne eintrifft. „Es gibt natürlich auch die anderen,
die nur rummotzen, warum man solange gebraucht hat oder dass man bloß nix kaputtmachen soll und eh alles besser wissen. Da hilft nur, ruhig zu bleiben und sich nicht provozieren zu lassen.“
Wird ein Auto, das liegen geblieben ist, abgeschleppt, müssen die Insassen im Fahrerhaus bei Lukas
Niemand mitfahren. Dann wird der junge Mann häufig vom Abschleppfahrer zum Seelsorger. „Erst letztens saß eine Frau neben mir, sie hat nur geweint, erst wegen des Autos und dann erzählte sie mir, dass ihr Freund sie nach zehn Jahren verlassen habe. Was ich dann mache? Ich höre einfach zu und versuche, ein paar tröstende Worte zu finden.“
So wie auch bei Merkez Abazar, der nach seinem Unfall nun verzweifelt ein günstiges Auto sucht, aber einfach keins findet. Obwohl es nicht seine Aufgabe ist, zögert Lukas Niemand nicht lange und ruft im Computer ein Gebrauchtwagenportal auf. „Hier, ein günstiger Passat, der sieht doch gut aus. Und er steht direkt um die Ecke, bei einem Händler auch in Lennep.“
Abazar strahlt glücklich. „Ihr seid wirklich gelbe Engel. Eure Unterstützung ist wunderbar. Gut, dass es Euch gibt.“