Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Der Lüttringha­user Riccardo Colo (22) hatte vor seinem Casting bei „Deutschlan­d sucht den Superstar“(DSDS) nur einen Auftritt: auf der Abi-Feier im Leibniz-Gymnasium. Nun begeistert­e er die vier Juroren mit seiner Stimme.

- VON ANDREAS WEBER

Als der letzte Ton von Philipp Dittberner­s „Das ist dein Leben“verklungen war, flippte Pietro Lombardi aus, hüpfte auf den Jurorentis­ch, reckte die Arme gen Studiodeck­e, schrie ein „Jaaaa“heraus. Auf dem Boden zurück, sank er in die Knie. Danach herzte der DSDSJuror Riccardo Colo und drückte ihm eine Goldene CD in die Hand, die erste, die in der 20. Staffel von „Deutschlan­d sucht den Superstar“verliehen wurde. Euphorisch feierte der Sänger den 22-jährigen Lüttringha­user, der gerade seinen ersten TV-Auftritt mit Bravour absolviert hatte. „Du bist bei 60 Prozent, wir machen 100 Prozent draus“, feuerte Pietro das Nachwuchst­alent an und riet ihm: „Ich wünsche mir noch mehr Gefühle, komm mehr aus dir raus.“Dass für Riccardo die Recalls nicht das Ende sind, prognostiz­ierte Lombardi bei seinem Ausraster in der Casting-Runde: Der Junge aus dem Bergischen ist für ihn ein heißer Live-Show-Kandidat.

Die fünf Minuten vor Dieter Bohlen und Co. zogen an Riccardo Colo wie im Film vorbei, berichtet er im Gespräch: „Ich habe das alles in dem Moment nicht realisiert.“Zu fokussiert auf die Aufgabe sei er gewesen, um sein Zittern im Körper unter Kontrolle zu halten. „Ich habe es tatsächlic­h geschafft, mich auf den Song zu konzentrie­ren.“Die Folgen erlebte er nach der Ausstrahlu­ng seines Auftritts am vergangene­n Samstag. Der WhatsApp-Eingang auf seinem Handy spielte verrückt, ungezählte, zumeist positive Botschafte­n erreichten ihn.

Gedreht wurden die Castings im September 2022. Auch der Recall auf Mallorca, für den sich der Lüttringha­user dank Lombardi ein VIP-Ticket gesichert hatte, ist längst gelaufen, wird aber bei RTL erst nach Abschluss der elf Castingsho­ws ausgestrah­lt. Wenn Riccardo Colo gefragt wird, ob Mallorca Endstation oder Sprungbret­t war, lächelt er und sagt: „Lasst Euch überrasche­n.“Verraten wird der Ausgang noch nicht.

Als er sich in den Aufzeichnu­ngen später „Das ist dein Leben“singen sah, kam Stolz auf, „weil ich mir alles selber angeeignet habe“. Luft nach oben bleibt: „Ich kann es besser, aber dafür, dass ich so nervös war, bin ich sehr zufrieden mit dem ersten TV-Auftritt.“Was er bislang erleben durfte, bestärkt den Studenten in seiner Passion: „Musik erfüllt mich total.“Der Spaß am Singen begleitet den Halb-Italiener (Mutter Deutsche, leiblicher Vater Italiener)

seit dem Grundschul­alter. „Aber nur für mich, immer zu Hause im Kinderzimm­er“, blickt Riccardo zurück. Gitarre spielen kann er auch, seine Leidenscha­ft aber gehört dem Gesang.

Vor DSDS hatte er nur einen Auftritt. Das war bei der Abi-Feier 2018 in der Aula des Leibniz-Gymnasiums. Colo coverte „Wonderwall“von Oasis. Wie er in die Fußstapfen der Gallagher-Brüder trat, überrascht­e die Anwesenden. Schulleite­r Thomas Giebisch erinnert sich an seine

Verwunderu­ng: „Plötzlich haut der beim Abi so einen raus. Warum nur so spät, das hätte er doch auch mal früher machen können?“Mit seinem Talent war Riccardo zuvor unter dem Radar geflogen. Nicht nur die musikalisc­he Ader erfreut Giebisch in der Retrospekt­ive: „Er war ein toller Typ und sehr guter Schüler.“Mittlerwei­le hat sich viel getan in Riccardos Leben. Er ist nach Wuppertal gezogen, studiert Wirtschaft­singenieur­wesen in Bochum in den letzten Zügen, will dieses Jahr fertig werden. Dass er es bei DSDS probiert, verdankt er seinem 19-jährigen Cousin Lorenzo aus Wuppertal. „Er hat mich zu DSDS getrieben. Die Idee war nicht neu, aber ich habe es mir lange nicht zugetraut, vor Kameras aufzutrete­n.“Er sei von Natur aus ein nervöser Mensch, gesteht Riccardo.

Nach Köln zu einem der letzten Vor-Castings fuhr er am 26. August total unvorberei­tet. „Ich hatte keine Ahnung, was mich erwartet, habe dann wohl so überzeugt, dass man mich direkt da behalten wollte.“Ein zweites Vor-Casting folgte, bei dem der Remscheide­r auch seine Gitarre auspacken durfte. Privat, sagt er, höre er alles Mögliche. „Am liebsten Pop, Hip-Hop, auch Rock.“

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