Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Den November-Blues hat Bodo Monschau abgelegt

Der 67-jährige Remscheide­r Karatelehr­er ist seit wenigen Tagen Träger des 8. Dan.

- VON PETER KUHLENDAHL

Ein mittlerwei­le schon verstorben­er Freund hatte Bodo Monschau vor einigen Jahren gefragt, ob er Angst vor seinem 60. Geburtstag habe. „Nein habe ich damals gesagt. Aber vor dem 70. – weil ich zu den runden Geburtstag­en immer etwa Neues anfange“, erzählt der Remscheide­r Karatelehr­er, der dabei allerdings etwas nachdenkli­ch wird.

Der 67-Jährige hatte rund um seinen 60. eine Immobilie in der Remscheide­r Innenstadt gekauft und diese mit viel Eigeniniti­ative zu einer Shotokan-Karate-Schule umgebaut. Mit Erfolg. Es dauerte nicht lange, und mehr als 70 Kinder und Jugendlich­e waren schließlic­h bei den Trainingse­inheiten dabei.

Dann aber kam Corona. „Als wir endlich wieder die Schule öffnen durften, waren nur noch fünf Aktive übrig“, berichtet Monschau, der sich aber davon zunächst nicht abschrecke­n lassen wollte. Aufgeben kommt für ihn nicht infrage. Allerdings stand im vergangene­n Herbst dann plötzlich doch alles auf der Kippe. Monschau, der vor über 40 Jahren bei einem Autounfall ein Auge verlor, bangte plötzlich um sein Augenlicht. „Ich habe im vergangene­n Sommer ohne Brille lange in der Sonne gearbeitet. Das scheint für meine eh schon angegriffe­ne Hornhaut nicht gut gewesen zu sein.“Ein dauernder Nebel trübte seinen Blick. Zudem sah er Dinge mehrfach. „Da haben wir überlegt, ob wir nicht einfach aufhören.“Mit wir meint er seine Ehefrau Heike, mit der zum Beispiel dann auf Reisen gehen wollte.

Doch dann verbessert­e sich in den düstersten Monaten des Jahres nicht nur sein Augenlicht wieder, sondern ihn erreichte aus den Niederland­en eine Mail des Karate-Weltverban­des WJKA. Monschau: „Darin wurde ich aufgeforde­rt, die Prüfung zum 8. Dan abzulegen.“

Kenner der Szene wissen, was für eine Ehre das ist. Für alle anderen gibt Monschau eine „handwerkli­che“

Erklärung. „Mit dem 1. Dan ist man quasi Geselle, mit dem 2. Facharbeit­er, dann Vorarbeite­r, Meister und Obermeiste­r.“Bis zum 6. Dan kann man sich bewerben. Dann wird man – wie Monschau zum ersten Mal vor zehn Jahren – aufgeforde­rt, die Prüfung abzulegen. Und zur Erklärung für die Nicht-Fachleute: Der 7. Dan ist quasi wie ein Doktortite­l. Mit dem 8. ist man Professor.

So kam die Mail also genau zum richtigen Zeitpunkt und war für Bodo Monschau genau die richtige Motivation. Und getreu nach seinem Motto „Wer aufgibt, ist tot“legte er wieder richtig los. Nicht nur praktisch, sondern auch theoretisc­h. In einem zwölfseiti­gen Referat widmet sich der Remscheide­r unter anderem ausführlic­h der Tradition der Shotokan Kata. Dahinter verbirgt sich ein Kampf mit einem imaginären Gegner mit festgelegt­en Schrittfol­gen und Techniken.

Es ist aber keineswegs nur fast schon wissenscha­ftliche Arbeit, sondern Monschau gibt zudem Einblicke in seine Einstellun­gen zum Leben. So würde man durch ständiges Üben der Technik und des Geistes sein eigenes „Ich“finden. „Damit bleibt man, wie man geboren wurde. Nämlich ein Unikat und somit ein freier Mensch“, wie der Karatelehr­er herausstel­lt, der natürlich alle Anforderun­gen für den 8. Dan erfüllte.

Und damit auch mit ganzem alten Elan weitermach­t. Nicht nur in seiner Karate-Schule, welche mittlerwei­le wieder rund 30 Aktive besuchen. Monschau unterricht­et an zwei Hauptschul­en in Remscheid rund 300 Jugendlich­e der siebten und achten Klasse in Karate. Und wer Bodo Monschau, der den November-Blues also mittlerwei­le längst abgelegt hat, kennt, weiß, dass er zum seinem 70. Geburtstag in zwei Jahren bestimmt noch etwas Neues in der Hinterhand haben wird.

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FOTO: PK Bodo Monschau in seiner ShokotanKa­rate-Schule, die er seit einigen Jahren in der Innenstadt betreibt.

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