Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald
Kalenderblatt
04.02.1194
Richard Löwenherz wird freigelassen
Er war der berühmteste
Gefangene des Mittelalters:
Richard Löwenherz, König von
England, war 14 Monate lang Geisel des römisch-deutschen Kaisers. Am 4. Februar 1194 kam er frei – aber sein Land hatte einen hohen Preis dafür gezahlt. Wenige Jahre zuvor war Richard an der Seite von Friedrich Barbarossa und des französischen Königs Philipp II. in den Dritten Kreuzzug gezogen. Barbarossa war auf dem Weg ins Heilige Land gestorben, sein Kontingent führte danach Herzog Leopold V. von Österreich. Die Kreuzfahrer eroberten Akkon, doch dann kam es zum Streit. Im Verlauf der Auseinandersetzung soll Richard das Banner des Österreichers in den Graben geworfen haben. Leopold zeigte sich nachtragend: Als Richard 1192 den Heimweg über Land antrat, wurde er bei Wien erkannt und festgenommen. Leopold übergab seine Geisel an den neuen Kaiser Heinrich VI. Das Lösegeld, das England zahlen sollte, hatte es in sich: 150.000 Mark wurden gefordert, davon 100.000 in Silber. Für die übrigen 50.000 Mark sollten Geiseln gestellt werden. Um die Summe aufzubringen, benötigte die englische Krone etwa 23 Tonnen Silber – das entsprach dem Zwei- bis Dreifachen ihres Jahreseinkommens. Es wurden Sondersteuern erhoben, der Klerus und der Ritterstand hatten Extra-Abgaben zu leisten, und sogar ein Teil des Kirchenschatzes wurde veräußert. Dafür, dass das Lösegeld gezahlt wurde, setzte sich unter anderem Eleonore von Aquitanien ein, die Mutter des Königs. Richard blieb nach seiner Freilassung nur wenige Monate in England, dann ging er nach Westfrankreich, um dort die Besitzungen, die Philipp II. zwischenzeitlich besetzt hatte, zurückzuerobern. Dort starb er 1199.