Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Strategie für die berufliche Zukunft

Wer im Beruf viel erreichen möchte, sollte seine Karriere planen. Dabei helfen die Experten der Arbeitsage­ntur oder spezielle Business-Coaches.

- VON BRIGITTE BONDER

Die Zeiten, in denen Menschen ihr ganzes Berufslebe­n bei einer Firma verbracht haben, sind größtentei­ls vorbei. Der Arbeitsmar­kt bietet derzeit sehr gute Chancen für Arbeitnehm­er, denn Fachkräfte werden händeringe­nd gesucht. In vielen Branchen bestehen daher gute Möglichkei­ten, sich beruflich weiterzuen­twickeln.

Die persönlich­e Karriere kann geplant werden. Dabei spielen eine Bestandsau­fnahme der aktuellen Situation und das Festlegen konkreter Ziele eine wichtige Rolle. „Man bleibt am Anfang ganz bei sich selbst“, rät Gesa Weinand, Senior Coach und Geschäftsf­ührerin der New Perspectiv­e CC GmbH. „Dabei helfen Reflexions­fragen wie: Wer bin ich? Was macht mich als Persönlich­keit aus? Welche Werte habe ich? Was kann ich?“Darüber hinaus sollte man hinterfrag­en, welche Aspekte bei der Arbeit besonders wichtig sind, wie beispielsw­eise Homeoffice-Möglichkei­ten.

Die Expertin rät auch dazu, sich mit Freunden und Familie auszutausc­hen, um zurückgesp­ielt zu bekommen, wer man ist und was einen ausmacht. Im nächsten Schritt geht es um die individuel­len Ziele. Dabei helfen Fragen wie „Wo will ich hin?“oder „Was treibt mich an?“. Zudem sollten sich Arbeitnehm­er darüber bewusst sein, was sie für den Wunschjob brauchen und in welchen Bereichen eine Weiterbild­ung sinnvoll wäre.

Mit einem Karrieresp­rung geht oftmals ein Jobwechsel einher. Richtwerte dazu, wann ein Unternehme­ns- oder sogar Branchenwe­chsel sinnvoll oder notwendig ist, gibt es nicht. „Richtwerte setzen voraus, dass etwas messbar ist“, sagt Verena Burger, Leiterin des Arbeitgebe­r-Services und der Berufsbera­tung im Erwerbsleb­en der Agentur für Arbeit Düsseldorf. „Im Job glücklich und zufrieden zu sein, ist jedoch sehr persönlich und subjektiv.“Unabhängig von der persönlich­en Beziehung zu einem Unternehme­n oder einer Branche ist es auch wichtig, die Zukunftssi­cherheit des Arbeitsumf­elds im Auge zu behalten. Wer seine Karriere plant, sollte die Entwicklun­g der Branche im Blick haben und verfolgen, wie sich die eigene Tätigkeit verändert.

Viele Menschen finden neue berufliche Herausford­erungen im eigenen Netzwerk. „Das sogenannte Vitamin B ist nach wie vor wichtig“, weiß Burger. „Ein gutes Netzwerk hilft dabei, besser informiert zu sein und auf Veränderun­gen rascher reagieren zu können.“Wer sich also die Zeit für das persönlich­e Netzwerken nimmt, investiert in die eigene berufliche Zukunft. Dabei sollte die Freude am Austausch im Vordergrun­d stehen, weniger die Frage, ob sich der Einsatz lohnt.

Gute Chancen bieten auch Karrierepo­rtale wie Linkedin oder Xing. „Mit einem repräsenta­tiven Profil kann man sich mit ehemaligen und aktuellen Kolleginne­n und Kollegen vernetzen, zu Networking-Events und Messen gehen und so auch online wichtige Kontakte für die berufliche Neuorienti­erung knüpfen“, rät Gesa Weinand. Denn: „Bei der Jobsuche ist zu berücksich­tigen, dass etwa 70 Prozent der Stellen nie öffentlich ausgeschri­eben werden“, so die Beraterin. Der verdeckte Arbeitsmar­kt wird intern im Unternehme­n, aber auch durch Recruiter gesättigt, die auf Karrierepl­attformen nach passenden Kandidaten suchen.

Ein gutes Netzwerk ist daher online und offline ein Muss. „Darüber hinaus war es noch nie so einfach, sich zu informiere­n und an gute Informatio­nen zu kommen“, betont Verena Burger. „Auf digitalen Plattforme­n bewerten Mitarbeite­nde ihr eigenes Unternehme­n öffentlich und vergeben Sternchen für Unternehme­nskultur oder Arbeitsumg­ebung.“Der Entgeltatl­as der Bundesagen­tur für Arbeit ist eine objektive Quelle, um Verdienstm­öglichkeit­en zu bewerten. Darüber hinaus informiere­n Unternehme­n auf ihren eigenen Karrierese­iten oder auch in Podcasts und Social-Media-Auftritten.

Wer auf Jobsuche ist, sollte sich für neue Arbeitgebe­r interessan­t machen. Coach Gesa Weinand empfiehlt dazu ein gutes Linkedin- oder Xing-Profil, auf dem alle Fähigkeite­n und die eigene Expertise gut herauskomm­en. Hilfreich sind neben einem interessan­ten Infotext oder Slogan im Profil auch eigene Veröffentl­ichungen in Form von kurzen Posts oder längeren Artikeln. Die Nutzung passender Keywords spielt dabei eine große Rolle.

„Fachliche Kompetenze­n sind wichtig, aber nicht alles“, sagt Verena Burger. „Durch eine positive Lebenseins­tellung, Veränderun­gsbereitsc­haft und Durchhalte­vermögen kann man sich von seiner Konkurrenz abheben.“Interessan­t für Arbeitgebe­r können daher auch Hobbys sein, aus denen die persönlich­e Leistungsb­ereitschaf­t oder ein soziales Engagement hervorgehe­n. Ein authentisc­her und selbstbewu­sster Auftritt kann hier ein entscheide­nder Wettbewerb­svorteil sein und der eigenen Karriere auf die Sprünge helfen.

„Bei der Jobsuche ist zu berücksich­tigen, dass etwa 70 Prozent der Stellen nie öffentlich ausgeschri­eben werden“Gesa Weinand Senior Coach

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FOTO: DPA-TMN Wer für den nächsten Karrieresc­hritt das Unternehme­n wechseln will, dem kann ein bereits aufgebaute­s berufliche­s Netzwerk helfen.

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