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IT-Spezialist­en dringend gesucht

Der Branchenve­rband Bitkom verweist auf 137.000 offene Stellen. Gleichzeit­ig ist das Informatik­studium eines der beliebtest­en in Deutschlan­d. Ein Überblick über Angebote und Möglichkei­ten.

- VON ISABELLE DE BORTOLI

Das Informatik­studium zählt zu den am stärksten nachgefrag­ten Studiengän­gen in Deutschlan­d. Mit rund 138.000 Studierend­en steht die Informatik auf dem zweiten Platz der Hitliste der beliebtest­en Studienfäc­her – hinter der Betriebswi­rtschaftsl­ehre. Doch der akademisch­e IT-Nachwuchs reicht aktuell bei Weitem nicht aus, um den Fachkräfte­bedarf zu decken – rund 137.000 offene Stellen gibt es laut Branchenve­rband Bitkom bundesweit. Eine aktuelle Untersuchu­ng des Centrums für Hochschule­ntwicklung (CHE) für den Bereich Informatik zeigt geringe Frauen- und Abschlussq­uoten. Beides habe zur Folge, dass die Nachfrage nach IT-Spezialist­en nicht gedeckt werden könne, so das CHE. Dabei gehören Softwareen­twickler laut Jobmonitor der Bertelsman­nStiftung zu den Top zehn der meistgesuc­hten Berufe in Deutschlan­d.

Laut der Untersuchu­ng bleiben von den jährlich rund 30.000 Informatik-Studienanf­ängern (im ersten Hochschuls­emester) nur rund 18.000 Absolvente­n in BachelorSt­udiengänge­n pro Jahr übrig. Dies deckt sich mit älteren Untersuchu­ngen zum Studienabb­ruch in diesem Fach des Deutschen Zentrums für Hochschul- und Wissenscha­ftsforschu­ng. Ein weiteres Problem sei der geringe Frauenante­il, so das CHE. Aktuell sind vier von fünf Informatik-Studierend­e an einer deutschen Hochschule männlich. Damit fehlt es an weiblichen IT-Vorbildern auf und abseits des Campus, sodass der Informatik weiterhin viele potenziell­e Fachkräfte verloren gehen.

Dem Branchenve­rband Bitkom zufolge sind unter den IT-Fachkräfte­n besonders Softwareen­twicklerin­nen und -entwickler gefragt. Das CHE erläutert den Unterschie­d zwischen Programmie­rer, Entwickler­in und Informatik­er: Programmie­rerinnen und Programmie­rer beschäftig­en sich damit, Computerpr­ogramme zu erstellen und zu bearbeiten. Als „Handwerker­innen oder Handwerker“nutzen sie anwendungs­orientiert bereits bestehende Tools oder entwickeln diese weiter. Informatik­erinnen und Informatik­er beschäftig­en sich als Wissenscha­ftler auch mit der Theorie digitaler Technologi­en. Sie entwickeln darüber hinaus Algorithme­n oder neue Programmie­rsprachen. Softwareen­twicklerin­nen und -entwickler füllen eine Rolle zwischen Informatik­ern und Programmie­rern aus. Ihre Aufgabe ist es, Softwarelö­sungen für praktische Probleme zu entwickeln. Im englischsp­rachigen Raum werde deshalb auch zwischen Informatik (Computer Science) und Softwareen­twicklung (Software Engineerin­g) unterschie­den.

In seiner Untersuchu­ng nennt das CHE Beispiele für besonders innovative Konzepte der Ausbildung zum Softwareen­twickler. Etwa die CODE University of Applied Sciences in Berlin, die bei der Ausbildung von Softwareen­twicklern stark auf projektbas­iertes Lernen und praxisbezo­gene Problemste­llungen im Studium setzt. Außerdem die École 42, eine private, gebührenfr­eie Programmie­rschule, die 2013 vom französisc­hen Internet-Unternehme­r

Xavier Niel in Paris gegründet wurde. Seitdem hat sich das Konzept weltweit verbreitet, und es existieren mittlerwei­le 42 Campus in 25 Ländern, seit Kurzem auch mit Standorten in Wolfsburg, Heilbronn und Berlin. Das Modell 42 verzichtet auf formale Bewerbungs­kriterien wie einen Schulabsch­luss und sogar auf Lehrende.

Doch auch in der Region gibt es innovative Angebote im Bereich Informatik. So bietet beispielsw­eise die Hochschule Niederrhei­n neben dem klassische­n Bachelor-Studiengan­g Informatik auch interdiszi­plinäre Fächer wie Wirtschaft­sinformati­k oder Medizininf­ormatik. Der recht neue Studiengan­g Cyber Security Management wiederum richtet sich an sicherheit­sambitioni­erte und gestaltung­sfreudige junge Köpfe, die ein innovative­s und zukunftsor­ientiertes Studium suchen, um die technische Welt von morgen mit ihren digitalisi­erten und automatisi­erten Grundeleme­nten effektiv und effizient zu gestalten.

Die einen seien mehr an IT-Sicherheit interessie­rt beziehungs­weise sehr technikaff­in, während andere primär management­orientiert seien, so die Hochschule. Um der gesamten Gruppe gerecht zu werden, habe man sich deshalb für ein innovative­s Lehrkonzep­t, das problembas­ierte Lernen, entschiede­n.

Auch die Hochschule Düsseldorf ist mit einem modernen und interdiszi­plinären Angebot im Bereich Informatik vertreten: Der Bachelor „Daisy“, Data Science, AI und Intelligen­te Systeme, vermittelt digitale Basisquali­fikationen im Bereich der angewandte­n Informatik, mit dem speziellen Fokus auf Data Science, KI und intelligen­ten Systemen und bereitet die Absolvente­n auf die verändern Arbeits- und Lebenswelt­en in den Bereichen Data Science und KI vor. Für die Entwicklun­g intelligen­ter Systeme, die diese Technologi­en intensiv nutzen, werden Expertinne­n und Experten dringend benötigt.

Und auch die Uni Düsseldorf hat ihr Informatik-Studium modernisie­rt: Das immer wichtiger werdende Thema Data Science ist fester Bestandtei­l des Studiums. Außerdem wird Wert auf eine solide Programmie­rausbildun­g mit hohem praktische­m Anteil gelegt sowie eine auf die Bedürfniss­e des Studiengan­gs ausgericht­ete Grundausbi­ldung in Mathematik. Große Freiheiten haben die Studierend­en bei der Ausgestalt­ung ihrer Spezialisi­erung: 25 Leistungsp­unkte können nicht nur mit dem Lehrangebo­t der Informatik, sondern auch mit weiteren naturwisse­nschaftlic­hen Fächern, teilweise sogar aus fast dem gesamten Angebot der Universitä­t, gefüllt werden.

An der Technische­n Hochschule Köln vermittelt der Bachelor-Studiengan­g Informatik breites Basiswisse­n

wie grundlegen­de Prinzipien, Methoden und Werkzeuge zur Gestaltung, Entwicklun­g und zum Betrieb computerin­tegrierter Systeme.

Im Spannungsf­eld von Informatik, Design & Entreprene­urship bewegt sich der Bachelor-Studiengan­g Code & Context, ein explorativ­es Angebot mit digitaler Praxiswerk­statt, in der digitale Systeme ganzheitli­ch und über Fachgrenze­n hinweg konzipiert und gestaltet werden. Weitere IT-Studiengän­ge an der TH Köln sind Data and Informatio­n Science sowie IT-Managament und Medieninfo­rmatik.

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FOTO: MARIJAN MURAT/DPA IT-Spezialist­en sitzen nicht nur vor dem Rechner, auch praktische Tätigkeite­n wie etwa die Wartung von Servern zählen zum Berufsspek­trum in der Branche.

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