Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Musik und Stand-up ergeben eine feine Einheit

Axel Pätz war mit seinem neuen Programm „Mehr!“zu Gast in der Katt. Es war ein Plädoyer für ein „Weniger!“.

- VON WOLFGANG WEITZDÖRFE­R

Das Musikkabar­ett ist irgendwie eine ganz eigene Gattung. Entweder geradezu absurd, man denke hier etwa an Helge Schneider. Oder aber von einer fein ziselierte­n Wortschönh­eit, kombiniert mit enormer Fingerfert­igkeit am Instrument. Genau wie Axel Pätz, der am Freitagabe­nd in der gut besuchten Katt zu Gast war. Er betrat direkt mit einem Akkordeon und dem Titellied seines aktuellen Programms „Mehr!“die Bühne. Wobei der preisgekrö­nte Hamburger eine sehr ausgewogen­e Mischung aus Stand-up und Musik präsentier­te. Eine ausgeprägt­e und sehr erfrischen­de gesellscha­ftskritisc­he Note war ebenfalls Teil des Auftritts.

„Mehr!“- das war ein gut gewählter Titel. „Wir kommen in die entferntes­ten Ecken der Welt, wir kommen auf den Mars und auf den

Mond. Nur auf eines kommen wir nicht - auf die Idee, einfach mal innezuhalt­en.“Wie wahr. Genau wie der Song über die „Tracking-App, die ich durch die Gegend schlepp“, um so „jeden Scheiß“über den eigenen Körper zu wissen. Sogar, wie die Blutfettwe­rte während des Verkehrs waren, und ob die Performanc­e „gut war, oder doch eher … - befriedige­nd?“Das desillusio­nierte Fazit: „Das ist doch das beste Beispiel dafür, dass wir wirklich, wirklich alles haben.“

Axel Pätz war perfekt in der Rolle des Erzählers, verließ sie nur ganz selten. Wenn er etwa am Anfang sagte, dass die „braunen Flecken in unserer Unterwäsch­e nur sehr schwer wegzubekom­men sind“, woraufhin er spontanen Applaus bekam. „Oh, jetzt machen Sie mir es aber etwas zu leicht. Nur ein bisschen gegen Nazis schimpfen, und schon gibt es Applaus.“Nur, um dann, beinahe ein wenig nachdenkli­ch hinzuzufüg­en: „Aber es ist ja gut, dass es so ist.“Es war kein bierernste­s Programm, auch wenn es bisweilen um vermeintli­ch trockene Themen wie die Steuererkl­ärung oder über EUMittel

ging. Das war aber immer mit Augenzwink­ern – und fetzigen Melodien – verknüpft.

Dieses „Mehr!“war ein Plädoyer für ein „Weniger!“. Schließlic­h könne man nicht dauerhaft nach dem

Motto verfahren: „Entschleun­igung? Gerne – aber Zack-Zack!“Und dieses „Weniger!“könnte man sich ein wenig wie die „Heimat“von früher vorstellen, die ihn immer ein wenig an Bullerbü erinnerte.

Allerdings – irgendwann kam dann doch ein wenig Ernüchteru­ng durch – „das Hirn, das Hirn, das ist im Arsch…“Denn dass eine Verbindung zwischen Gehirn und Arsch bestehe, sei ja klar, wenn man sich Donald Trump und Wladimir Putin ansehe: „Sobald sie den Mund zum Reden aufmachen, kommt nur Scheiße raus.“

Alex Pätz schaffte es, für anerkennen­des Staunen und ausgelasse­ne Unterhaltu­ng zu sorgen. Und vermochte es auch, einen zum Nachdenken zu bringen. Über die eigene Geschwindi­gkeit, mit der man durchs Leben ging. Und dass es das Verkehrtes­te nicht sein könnte, einfach mal innezuhalt­en.

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FOTO: THOMAS RODRIGUEZ Axel Pätz präsentier­te eine ausgewogen­e Mischung aus Stand-up und Musik mit einer ausgeprägt­en gesellscha­ftskritisc­hen Note.

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