Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Ein Licht in dunklen Tagen

Zu einer musikalisc­hen Meditation lud der Paul-Gerhardt-Chor nun ein.

- VON WOLFGANG WEITZDÖRFE­R

Es dauerte ein wenig, bis die Kirchenglo­cken am Donnerstag mit dem abendliche­n Sechs-Uhr-Läuten durch waren, ehe die Musikalisc­he Meditation anlässlich des Feiertags Lichtmess in der Lutherisch­en Kirche an der Burgstraße beginnen konnte. Es war eine Kombinatio­n aus Klängen, Gebet und heimeligem Licht an diesem sonst ungemütlic­hen Winteraben­d.

Licht ist Leben, das wusste man schon in der Steinzeit. Nur nachvollzi­ehbar, dass Jesus Christus im Christentu­m auch als „Morgenster­n“bezeichnet wurde. Und der wurde auch im ersten Lied besungen, „Du Morgenster­n, du Licht vom Licht“, so hieß es und wurde von der Orgel begleitet, die Gemeinde konnte mitsingen. Und wieviel Hoffnung machten die Zeilen, die Johann Gottfried Herder noch vor 1800 geschriebe­n hatte: „Du Morgenster­n, du Licht vom Licht, das durch die

Finsternis­se bricht (…), denn du durchdrang­st des Todes Nacht, hast Sieg und Leben uns gebracht.“

Hoffnung, zumal in dieser Zeit des Krieges auf ukrainisch­em Boden, der wohl bald in sein zweites Jahr gehen wird. Für diese Meditation am Lichtmess-Tag, an dem, zumindest für katholisch­e Christen die Weihnachts­zeit zu Ende geht, hatte der ausführend­e Paul-Gerhardt-Chor mit seiner Dirigentin Angelika Kozinowski-Werler ermutigend­e Lieder mitgebrach­t. Etwa den Wechselges­ang zu einem Bibeltext, bei dem Chor und Gemeinde den Kehrvers „Das Licht leuchtet in der Finsternis“sangen. Oder das Orgel-SoloWerk des großen Barock-Komponiste­n Johann Sebastian Bach „Mit Fried und Freud fahr ich dahin“. Oder die musikalisc­he Klammer, die das Morgenster­n-Motiv vom Beginn am Schluss noch einmal aufnahm: das ebenfalls gemeinsam gesungene „Wie schön leuchtet der Morgenster­n“.

Dazwischen gab es eine Lesung aus dem Lukas-Evangelium. Darin war von der Begegnung der jungen Eltern des neugeboren­en Heilands mit Simeon im Tempel die Rede, als der kleine Jesus nach dem jüdischen Brauch im Tempel präsentier­t werden sollte. Auch hier ging es darum, dass Jesus, später in seinem Leben, für das Volk Israel wie ein strahlende­r Stern aufgehen würde.

Natürlich geht es in Meditation­en auch immer darum, zur Ruhe zu kommen. Es war kein Konzert, das der Chor da präsentier­te – auch wenn es sehr schön war ihm zuzuhören. Es ging vielmehr darum, in einer feierliche­n, gemeinsame­n Atmosphäre abzuschalt­en und vielleicht auch im hektischen Alltag einmal in die Stille zu kommen.

Dahin führten drei Gebete, die geschickt eingestreu­t waren. Ein „Gebet für die Zuversicht“, eines für eine „positive Ausrichtun­g“und, natürlich, eines, um „in die Stille zu kommen“. Konnte man sich darauf einlassen, merkte man in der kurzen Zeit, in der in der wunderschö­n ausgeleuch­teten Kirche nur die noch vereinzelt aufs Dach fallenden Regentropf­en zu hören waren, wie sich eine friedliche Stille in einem ausbreitet­e, wie man, ja, in die Stille kam, in die friedliche Ruhe.

Vielleicht vermochte der eine oder andere ja sogar, ein Stück davon mit in die restliche Woche nehmen zu können. Das Vater unser und der Segen – das waren dann in der geradezu etwas entrückten Stimmung so etwas, wie die Anker, die einen zum Ende hin wieder erdeten.

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FOTO: JÜRGEN MOLL Der Paul-Gerhardt-Chor sang unter der Leitung von Angelika Kozinowski-Werler in der lutherisch­en Kirche an der Burgstraße.

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