Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald
Ein Licht in dunklen Tagen
Zu einer musikalischen Meditation lud der Paul-Gerhardt-Chor nun ein.
Es dauerte ein wenig, bis die Kirchenglocken am Donnerstag mit dem abendlichen Sechs-Uhr-Läuten durch waren, ehe die Musikalische Meditation anlässlich des Feiertags Lichtmess in der Lutherischen Kirche an der Burgstraße beginnen konnte. Es war eine Kombination aus Klängen, Gebet und heimeligem Licht an diesem sonst ungemütlichen Winterabend.
Licht ist Leben, das wusste man schon in der Steinzeit. Nur nachvollziehbar, dass Jesus Christus im Christentum auch als „Morgenstern“bezeichnet wurde. Und der wurde auch im ersten Lied besungen, „Du Morgenstern, du Licht vom Licht“, so hieß es und wurde von der Orgel begleitet, die Gemeinde konnte mitsingen. Und wieviel Hoffnung machten die Zeilen, die Johann Gottfried Herder noch vor 1800 geschrieben hatte: „Du Morgenstern, du Licht vom Licht, das durch die
Finsternisse bricht (…), denn du durchdrangst des Todes Nacht, hast Sieg und Leben uns gebracht.“
Hoffnung, zumal in dieser Zeit des Krieges auf ukrainischem Boden, der wohl bald in sein zweites Jahr gehen wird. Für diese Meditation am Lichtmess-Tag, an dem, zumindest für katholische Christen die Weihnachtszeit zu Ende geht, hatte der ausführende Paul-Gerhardt-Chor mit seiner Dirigentin Angelika Kozinowski-Werler ermutigende Lieder mitgebracht. Etwa den Wechselgesang zu einem Bibeltext, bei dem Chor und Gemeinde den Kehrvers „Das Licht leuchtet in der Finsternis“sangen. Oder das Orgel-SoloWerk des großen Barock-Komponisten Johann Sebastian Bach „Mit Fried und Freud fahr ich dahin“. Oder die musikalische Klammer, die das Morgenstern-Motiv vom Beginn am Schluss noch einmal aufnahm: das ebenfalls gemeinsam gesungene „Wie schön leuchtet der Morgenstern“.
Dazwischen gab es eine Lesung aus dem Lukas-Evangelium. Darin war von der Begegnung der jungen Eltern des neugeborenen Heilands mit Simeon im Tempel die Rede, als der kleine Jesus nach dem jüdischen Brauch im Tempel präsentiert werden sollte. Auch hier ging es darum, dass Jesus, später in seinem Leben, für das Volk Israel wie ein strahlender Stern aufgehen würde.
Natürlich geht es in Meditationen auch immer darum, zur Ruhe zu kommen. Es war kein Konzert, das der Chor da präsentierte – auch wenn es sehr schön war ihm zuzuhören. Es ging vielmehr darum, in einer feierlichen, gemeinsamen Atmosphäre abzuschalten und vielleicht auch im hektischen Alltag einmal in die Stille zu kommen.
Dahin führten drei Gebete, die geschickt eingestreut waren. Ein „Gebet für die Zuversicht“, eines für eine „positive Ausrichtung“und, natürlich, eines, um „in die Stille zu kommen“. Konnte man sich darauf einlassen, merkte man in der kurzen Zeit, in der in der wunderschön ausgeleuchteten Kirche nur die noch vereinzelt aufs Dach fallenden Regentropfen zu hören waren, wie sich eine friedliche Stille in einem ausbreitete, wie man, ja, in die Stille kam, in die friedliche Ruhe.
Vielleicht vermochte der eine oder andere ja sogar, ein Stück davon mit in die restliche Woche nehmen zu können. Das Vater unser und der Segen – das waren dann in der geradezu etwas entrückten Stimmung so etwas, wie die Anker, die einen zum Ende hin wieder erdeten.