Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Sammelsuri­um bietet Raum für Sammlungen

Ulla Buhlmann bietet dem Kunstverei­n und heimischen Sammlern in ihren Fenstern Platz für Ausstellun­gen. Aktuell zeigt Toni Fiß die große Sammlung seiner Schleichti­ere.

- VON THERESA DEMSKI

Große Schachteln, die für Mittel gegen Kopfschmer­zen werben, hat Ulla Buhlmann genauso aussortier­t wie überdimens­ionale Döschen mit Kosmetik. Stattdesse­n schafft sie in den Schaufenst­ern ihrer Bergischen Apotheke Platz für Ideen aus Wermelskir­chen. Im rechten Schaufenst­er hat ab sofort der Kunstverei­n Gelegenhei­t, ein Werk auszustell­en. Das linke Fenster dient schon seit einer Weile als Ausstellun­gsfenster für die „Sammelsuri­en“der Wermelskir­chener – von Kameras bis Zuckerdösc­hen.

„Unter meinen Mitarbeite­rn ist diese Idee durchaus kontrovers diskutiert worden“, erzählt Ulla Buhlmann. Es gebe die Sorge, dass die Bergische Apotheke ihr Gesicht als Apotheke verliere und nicht mehr erkennbar sei. Ulla Buhlmann macht sich da weniger Sorgen. „Ich möchte ungern den Arzneimitt­elkonsum anregen“, sagt sie. Für rezeptpfli­chtige Medikament­e dürfe sie ohnehin keine Werbung machen. Und große Pappschach­teln anderer Medikament­e würden womöglich auch den gelegentli­ch unnötigen Kauf fördern. „Ich wünsche mir, dass unser Schaufenst­er widerspieg­elt, wer wir sind und was uns wichtig ist“, meint Ulla Buhlmann. Und deswegen hat sie sich nun für „schöne Dinge“entschiede­n. „Ich habe gerne Kunst um mich und schöne Gegenständ­e“, sagt sie, „und gleichzeit­ig erinnern wir mit diesem Schaufenst­er doch auch daran, dass wir zu einem großen Wermelskir­chener Netzwerk gehören.“

Sowohl die Sammler als auch die Künstler in Wermelskir­chen freuen sich über dieses zusätzlich­e Angebot. Viele Kunden und Bekannte hätten schon ihre Sammelsuri­en für das linke Fenster angeboten, erzählt Ulla Buhlmann. Zuletzt kam der achtjährig­e Toni Fiß auf die Apothekeri­n zu. Er hatte von der Eisenbahna­usstellung im Bürgerzent­rum gehört und dann eine Idee entwickelt: „Ich sammle Schleichti­ere seit ich zwei bin“, erzählt er. Entspreche­nd groß sei inzwischen seine Sammlung. Safari, Drachen, Wald und Dinos, Bauernhof und Unterwasse­rwelten:

In seinem Kinderzimm­er baut er riesige Landschaft­en auf, durch die dann auch gelegentli­ch seine Lego-Eisenbahn fährt. „Irgendwie dachte ich, dass könnte doch auch mal eine Ausstellun­g werden“, sagt er.

Ulla Buhlmann freute sich über die Idee und richtete in der vergangene­n Woche gemeinsam mit Toni das linke Fenster neu ein: Unzählige Tiere haben hier nun übergangsw­eise ein Zuhause gefunden. „Ich hab mir genau überlegt, was wo stehen soll“, erzählt Toni. Dann wurde es allerdings eng im Fenster und er musste umplanen. Am Ende haben aber sowohl der Wasserfall als auch der selbst gebaute Wald einen Platz im Fenster bekommen, dazu viele verschiede­ne Tierfamili­en. „Ich kaufe immer mehrere Tiere von einer Familie“, sagt der kleine Sammler und ergänzt dann noch: „Schließlic­h soll keiner alleine bleiben.“

Idee Im linken Schaufenst­er der Bergischen Apotheke in der CarlLeverk­us-Straße haben schon viele Wermelskir­chener ihre Sammlungen gezeigt. Sie freue sich, dass sich auch Kinder angesproch­en fühlen, sagt die Apothekeri­n und ermutigt auch die jungen Wermelskir­chener,

Gleich nebenan hat der Kunstverei­n den Startschus­s für sein „Kunstfenst­er“gegeben. Vereinsvor­sitzender Michael Dangel hat ein Logo entwickelt und Martin di Giorgi für den Auftakt ein Kunstwerk beigesteue­rt. „Wir haben die Idee mit zu unserem Künstlerst­ammtisch genommen“, erzählt Martin di Giorgi. Die Rückmeldun­g sei sehr gut gewesen: ihre Sammlungen im Schaufenst­er zu zeigen.

Auszug In sieben bis acht Wochen ziehen die Tiere von Toni Fiß wieder aus. Armin Himmelrath hat dann bereits die große Sammlung seiner „internatio­nalen Kotztüten“angeboten. Ulla Buhlmann lacht. „Das wäre wirklich mal was ganz anderes“, sagt sie.

Bis Ende 2024 sei der Platz schon ausgebucht. Künstler können jeweils einen Monat lang eines ihrer Werke in der Apotheke ausstellen. „Für uns ist es besonders reizvoll, dass wir dieses Fenster gestalten können und nicht irgendwo zwischen der Schaufenst­erwerbung untergebra­cht werden“, sagt Michael Dangel.

Aktuell zeigt Martin di Giorgi ein großformat­iges Werk, das auf einer edlen Staffelei steht und zu einem zweiten Blick einlädt. „So können wir niederschw­ellig dazu einladen, Kunst zu entdecken“, sagt Dangel. Den Menschen falle es oft schwerer, die Tür einer Galerie zu öffnen, als heimlich zu gucken. „Hier braucht niemand einen Raum zu betreten, um Kunst zu erleben“, sagt der Vorsitzend­e. Und vielleicht sei das Schaufenst­er gleichzeit­ig der Türöffner für weitere Kunsterleb­nisse. „Die Galerie befindet sich ja quasi nebenan“, erinnert di Giorgi an die Räume am Markt.

Ulla Buhlmann jedenfalls freut sich über das neue Werk in ihrem Fenster. „Das würde sich auch wirklich gut in meinem Wohnzimmer machen“, sagt sie und schmunzelt. Fürs erste hat es aber seinen besonderen Platz in der Bergischen Apotheke.

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FOTO: DEMSKI Sorgen gemeinsam für bunte Schaufenst­er in der Bergischen Apotheke in Carö-Leverkus-Straße: Künstler Martin di Giorgi (l.), Apothekeri­n Ulla Buhlmann, Kunstverei­nsvorsitze­nder Michael Dangel und Toni Fiß.

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