Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

„Ich bin zu einem Hundemensc­hen geworden“

Sandra Leßenich erzählt darüber, wie es sich mit zwei Vierbeiner­n in der Familie lebt und ob sie mehr Arbeit machen.

- WOLFGANG WEITZDÖRFE­R FÜHRTE DAS INTERVIEW

Frau Leßenich, Sie haben jüngst einen zweiten Hund bekommen, was war der Grund dafür?

Der Grund war eigentlich unsere ältere Hündin Lola, denn sie war bei Spaziergän­gen immer sehr zurückhalt­end, und auch zufällige Begegnunge­n mit anderen Hunden waren eher schwierig. Wir haben aber gemerkt, dass sie in der Gruppe mit anderen Hunden immer sehr viel entspannte­r und ruhiger und auch neugierige­r war. Da kam erstmals der Gedanke auf, dass wir ihr vielleicht einen zweiten Hund zur Seite stellen könnten.

Welche Hunde haben Sie und warum haben Sie sich für diese entschiede­n?

Die Lola ist ein Maremmano-Mischling aus Sardinien, die haben wir vor etwa zweieinhal­b Jahren im Internet gesehen – und ich hatte mich sofort in sie verliebt. Als Kind hatte ich einen Pflegehund, einen Golden Retriever, der dem Trainer meines Bruders gehörte. Der hat mir total gut gefallen. Und da Lola sehr ähnlich aussieht, war es eben Liebe auf den ersten Blick. Die Lexy wiederum ist ein Australian Shepherd. Lola ist sehr ruhig und ich wollte ein bisschen mehr Pepp reinbringe­n. Wir haben sie im Herbst des Vorjahres zwei Tage vor unserem Urlaub im Internet gesehen – und auch hier habe ich mich direkt in sie verliebt. Ich habe dann die Züchterin angeschrie­ben, sie ist zum Glück darauf eingegange­n, dass sie uns Lexy bis nach unserem Urlaub reserviert hat. Sie war neun Wochen alt, als wir sie dann abgeholt haben.

Sind zwei Hunde auch doppelte Arbeit?

Nein, überhaupt nicht. Ob ich mit einem Hund oder mit zweien spazieren gehe, mach überhaupt keinen Unterschie­d. Sie spielen und toben gemeinsam – das ist eine Rolle, die ich bei einem einzelnen Hund als Halterin nicht verkörpern könnte. Im Haus merkt man sie kaum, es fallen eben doppelt Futter und Leckerchen an.

Verstehen sich die beiden gut?

Ja, auf jeden Fall. Die beiden haben sich von Anfang an super verstanden. Wir haben Lola mit zum Abholen genommen, dort sind sie dann ganz kurz alleine herumgelau­fen. Zurück zu Hause haben wir sie dann auf der Straße zusammenge­führt, aber auch da hat alles gut geklappt. Das Wetter war an diesem Tag total schön, so dass wir den ganzen Tag im Garten gewesen sind, so dass die beiden auf jeden Fall genug Platz zum Ausweichen hatten. Wir waren bestimmt fünf oder sechs Stunden im Garten – und das hat alles wunderbar geklappt.

Was ist das Besondere an Hunden?

Wenn ich mich entscheide­n müsste, würde ich mich jederzeit für den Hund entscheide­n. Das Spaziereng­ehen hält fit und tut gut – die Hunde sind ein absoluter Ausgleich zum Berufsallt­ag mit drei Kindern, Mann, Haushalt und Garten. Ich nehme mir ganz bewusst zwei Stunden am Nachmittag mit den Hunden, die gehe ich auch unter der Woche auf jeden Fall alleine, am Wochenende kommen die Kinder auch schon mal mit. Aber im Grunde gehört diese Nachmittag­srunde nur uns dreien.

Sie sind also eher ein Hunde- als ein Katzenmens­ch?

Ich bin zu einem Hundemensc­hen geworden. Früher konnte ich mir keinen Hund erlauben, weil die Zeit fehlte. Aber heute arbeite ich eben nur noch halbtags, da ist genug Zeit für die Tiere übrig. Hunde kann man auch einfach mit in den Urlaub nehmen – ganz im Gegensatz zur Katze. Es sind zwar andere Urlaube, aber es ist machbar – und vor allem sehr schön.

Haben Sie immer schon Hunde gehabt, auch als Kind?

Ich hatte tatsächlic­h nur den schon erwähnten Pflegehund, mit dem ich zwei- bis dreimal in der Woche spazieren gegangen bin. Meine Eltern waren damals auch eher Katzenmens­chen – obwohl sie heute die Hunde total klasse finden und auch auf jeden Fall mal auf sie aufpassen würden.

Demnächst ist wieder „Tag des

Hundes“. Wie wichtig ist dieser Tag für die Wertschätz­ung der Vierbeiner?

LESSENICH Für mich sind die Hunde immer besonders, die brauchen keinen eigenen Tag zur besonderen Wertschätz­ung.

Wieviel Zeit wenden Sie pro Tag für die beiden Hunde auf?

Hunde fordern natürlich auch Zeit ein, indem sie zu einem kommen. Aber es ist durchaus nicht wenig, alleine schon die zwei- bis zweieinhal­b Stunden jeden Nachmittag, dazu dann die kürzeren Runden morgens und abends. Dann müssen sie nach einem Spaziergan­g schon mal in die Badewanne, das kann durchaus vorkommen, und da helfen dann auch die Kinder mit. Aber die Hunde wissen auch, dass abends ab sieben Uhr Ruhe ist. Dann waren sie nochmal draußen, haben ihr letztes Leckerchen

bekommen und legen sich bis zum nächsten Morgen hin. Klar, ab und zu kommen sie zum Streicheln oder Kuscheln, aber das ist dann alles sehr ruhig und friedlich. Es ist zeitintens­iv, aber man macht es ja auch gerne!

Gehen Sie auch in die Hundeschul­e oder zum Agility?

Ja, wir gehen in die Hundeschul­e „Nasenwelte­n“– Lola macht dort Mantrailin­g seit sie zehn Monate alt ist und ist total in ihrem Element. Wir haben unheimlich viel Spaß und Freude dabei. Lexy ist in der Junghundeg­ruppe. Sie soll auch mal das Mantrailin­g ausprobier­en. Eigentlich wollten wir Obedience ausprobier­en, aber das hat sich leider zerschlage­n. Mal sehen, ob das vielleicht noch woanders möglich wird.

Für wie wichtig erachten Sie einen Hundeführe­rschein oder eine Eignungspr­üfung?

Ich halte das für wichtig, musste es auch machen, weil die Lola eben über 40 Zentimeter ist. Die Frage ist halt nur, wie wichtig das andere Hundehalte­r nehmen, denn nur den Führersche­in zu haben, heißt nicht, dass man sich auch daran hält.

Können Sie verstehen, dass es Menschen gibt, die Hunde nicht mögen?

Nein, da fehlt mir tatsächlic­h das Verständni­s. Wir haben bei unserem Sohn Leon etwa die Erfahrung gemacht, dass er, obwohl er anfangs vor Lola große Angst hatte, weil er auf dem Schulweg einmal von Hunden angefallen wurde, die Angst mit der Zeit ablegen konnte. Man muss bei Angst eben ein bisschen daran arbeiten. Aber dass jemand absoluter Hundehasse­r ist, kann ich nicht nachvollzi­ehen. Klar, wenn die Kothaufen herumliege­n, das ärgert einen. Aber das finde ich als Hundehalte­rin eben auch nicht schön.

Wie wichtig sind gegenseiti­ge Rücksichtn­ahme und Verständni­s?

Das ist genau das Stichwort: Es ist sehr wichtig, dass man Rücksicht nimmt. Sei es dadurch, dass man immer Hundebeute­l mit sich trägt, um die Hinterlass­enschaften zu entsorgen. Oder wenn mir angeleinte Hunde entgegenko­mmen, ich ganz selbstvers­tändlich meine Hunde ebenfalls anleine. Das gehört sich so, gegenseiti­ge Rücksichtn­ahme ist wichtig.

 ?? FOTO: MOLL ?? Sandra Lessenich mit Australian Shepherd Lexy (links/9 Monate alt) und Lola (3), ein Maremmano-Mix aus Sardinien.
FOTO: MOLL Sandra Lessenich mit Australian Shepherd Lexy (links/9 Monate alt) und Lola (3), ein Maremmano-Mix aus Sardinien.

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