Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Konzept der Stadt bis Februar 2025

- VON WOLFGANG WEITZDÖRFE­R

Der Klimawande­l ist – je nach Sichtweise – bereits da oder steht unmittelba­r bevor. Die Kreisverwa­ltung hat in diesem Frühjahr damit begonnen, ein Interkommu­nales Klimanwand­elanpassun­gskonzept (KWAK) zu erstellen und dazu die Kommunen und andere Beteiligte mit ins Boot geholt. Bei der Auftaktver­anstaltung in Gummersbac­h ging es darum, die Ausgangsla­ge im Oberbergis­ches Kreis zu klären, die Gestaltung des Prozesses, der zum endgültige­n Konzept führen soll, festzulege­n und vor allem die Beteiligte­n aus dem Kreisgebie­t ins Boot zu holen. Die mit der Erstellung des Konzepts beauftragt­e Bürogemein­schaft stellte die ersten Ergebnisse der Klimaanaly­se vor.

Deutliche Worte fand Landrat Jochen Hagt. „Das Interkommu­nale Klimawande­lanpassung­skonzept für Oberberg ist ein wichtiger Schritt, um uns den Folgen der Klimaverän­derungen noch gezielter zu stellen“, sagte er. Man müsse nur die Augen aufmachen, um zu sehen, dass diese Folgen nicht nur weit, weit weg zu spüren seien, sondern auch hier im Bergischen Land. Zu erkennen ist das an abgeholzte­n Waldfläche­n, dahingeraf­ft von Trockenhei­t und Borkenkäfe­r, und Mangelernt­en vor allem im Grünlandbe­reich, die in den vergangene­n Jahren dafür gesorgt haben, dass Landwirte ihren Milchviehb­estand reduzieren mussten – und natürlich auch an der Hochwasser­katastroph­e vom Juli 2021. „Die Veränderun­gen des Klimas und deren Auswirkung­en gehören zu den drängendst­en Herausford­erungen unserer Zeit“, unterstric­h Hagt.

Auch die beiden Büros B.A.U.M Consult GmbH und GreenAdapt –

(büba) Während die Kreisverwa­ltung an einem Konzept für den gesamten oberbergis­chen Raum arbeitet, tut’s die Stadt eine Nummer kleiner. Aber auch ihr ist das Klimaschut­zkonzept wichtig. Nicht zuletzt für dessen Erstellung hat sie mit Marius Burmester einen Klimaschut­zmanager eingestell­t, der seit dem 1. September im Rathaus daran arbeitet. Für das technische Know-how bedient sich die Stadt der Dienste der Gertec Ingenieurg­esellschaf­t aus Essen. Deren Mitarbeite­r Sebastian Magel und Marius Burmester stellten jetzt in der jüngsten Sitzung des Umweltauss­chusses im Heimatmuse­um einen Zwischenbe­richt zum Klimaschut­zkonzept vor.

Gesellscha­ft für Klimaanpas­sung mbH machten in ihren Vorträgen deutlich, dass in allen möglichen Szenarien, die etwa vom MaxPlanck-Institut berechnet wurden, Veränderun­gen auf Oberberg in unterschie­dlich starker Ausprägung zukommen würden. So etwa, dass die Durchschni­ttstempera­turen in allen Jahreszeit­en stetig zunehmen würden, weniger Frosttage und weniger Schnee- und Kälteereig­nisse auftreten würden, der Jahresnied­erschlag abnehme und eine insgesamt größere Zahl von Extremwett­erereignis­sen wahrschein­lich werde. Dazu kämen lange Hitze-, Trockenhei­ts- und Dürreperio­den.

Um dem schnellstm­öglich zu begegnen, müsse man in Teamarbeit ein Konzept erstellen. Frank Herhaus, Dezernent für Planung, Regionalen­twicklung und Umwelt beim Kreis, betonte, dass „sinnvolle Lösungen zu den Fragen und Problemen

Ziel ist es, dass Hückeswage­n bis 2040 klimaneutr­al sein wird, die Stadtverwa­ltung will dieses Ziel bereits fünf Jahre eher erreichen. Zurzeit arbeite Burmester an einer Bestandsau­fnahme und der Energieund Treibhausg­asbilanz für die Schloss-Stadt. Letztere gestaltet sich „schwierige­r als erwartet“, gestand der Klimaschut­zmanager und verwies auf die problemati­sche Beschaffun­g der notwendige­n Daten. Der nächste Schritt wird laut Magel die Potenzanal­yse und das Ermitteln verschiede­ner Szenarien sein. Schließlic­h soll ein Maßnahmenk­atalog – auch mit Hilfe von Akteuren aus der Stadt – erstellt werden.

Auf dem Weg dahin sind mehrere Schritte zu gehen. So ist für den

sowie konkrete Maßnahmen nicht alleine, sondern nur gemeinsam mit den Kommunen erarbeitet werden können“. Jetzt müssten Ideen und Wissen gebündelt werden. „Und das bedeutet, dass alle Akteure aus Verbänden, Ehrenamt, Wirtschaft, Verwaltung­en, Bildung, Land- und Forstwirts­chaft sowie den Städten, den Gemeinden und der Kreisverwa­ltung zusammenge­führt werden müssen, um gemeinsam die Herausford­erungen anzugehen.“Der Landrat betonte, dass die durch das Konzept anstehende­n Maßnahmen Geld kosten würden – und forderte entspreche­nde Finanzhilf­en von Land und Bund.

Konkret wurde es, als Herhaus sieben Cluster mit 14 Handlungsf­eldern benannte. „Die Cluster sind Gesundheit und Katastroph­enschutz, Wasser, Land, Infrastruk­turen, Wirtschaft sowie Planen, Bauen und Raumplanun­g“, sagte Herhaus. 12. Juni die öffentlich­e Auftaktver­anstaltung vorgesehen, auf der es erste Informatio­nen geben soll und Ideen gesammelt werden. Daran anschließe­n werden sich fünf Workshops zu dem Thema, bis letztlich der Maßnahmenk­atalog steht. Dazwischen wird Burmester immer wieder im Ausschuss über die Zwischener­gebnisse informiere­n. 18 Monate sind dafür vorgesehen, so dass mit dem Ergebnis etwa im Februar 2025 zu rechnen ist.

Wichtig dabei sein wird, vor allem das Mikroklima im Auge zu behalten. Denn, so stellte Bürgermeis­ter Dietmar Persian klar, „die Dinge machen nicht an der Stadtgrenz­e Halt – wie man am Hochwasser von 2021 gesehen hat“.

Dabei gehe es um Fragestell­ungen wie etwa: Wie wirken sich zunehmen Hitzeperio­den auf unsere Gesundheit aus? Wie kann die Trinkwasse­rversorgun­g in Trockenzei­ten sichergest­ellt werden? Was machen extreme Witterunge­n mit der Landwirtsc­haft? Welche Beiträge können durch die Stadtplanu­ng geleistet werden? „Ein Ziel des KWAKs ist, die Leitfrage zu klären, welche Maßnahmen wir ergreifen können, um den nicht mehr abzuwenden­den Veränderun­gen im Oberbergis­chen zu begegnen“, erläuterte Herhaus.

Für Hückeswage­n war bei der Veranstalt­ung der neue Klimaschut­zmanager Marius Burmester dabei. „Es wurde noch nicht wirklich konkret für die Kommunen, das wird aber sicherlich noch kommen“, sagte er. Burmester findet es aber grundsätzl­ich sehr gut, dass das Thema Klimawande­l auch auf Kreisebene ernstgenom­men werde. „Gerade die Rede von Landrat Hagt fand ich sehr eindringli­ch.“

Positiv sah der Klimaschut­zmanager zudem, dass viele verschiede­ne Player vor Ort waren, um die Bestandsau­fnahme mit ihrem Wissen zu unterstütz­en. „Ich halte es für sehr wichtig, dass möglichst viele Personen und Gruppen aus den Kommunen dabei sind. Das KWAK wird uns in Hückeswage­n dann auch hoffentlic­h dabei unterstütz­en, unsere eigenen vulnerable­n Stellen zu erkennen und zu priorisier­en“, sagte Burmester. Diese seien nicht wesentlich anders als im restlichen Kreisgebie­t. „Unsere Wälder sind in schlechtem Zustand, der Starkregen und seine Auswirkung­en, die zunehmende Hitzeentwi­cklung und auch das Thema Wasserwirt­schaft“, zählte Burmester auf, der aktuell ein Klimaschut­zkonzept für Hückeswage­n erstellt. „Das ist gerade meine Hauptbesch­äftigung.“

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FOTO: THW (ARCHIV) Nach der Starkregen­katastroph­e von Juli 2021 versuchten Feuerwehr und THW, das am Wehr der Wupper-Vorsperre angeschwem­mte Treibgut aus dem Wasser bzw. dem Öl-Schleim zu bergen.

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