Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Rat verabschie­det „Wermelskir­chener Erklärung“

Eine Mehrheit der amtierende­n Kommunalpo­litik votiert für ein Papier, das sich gegen Rechtsextr­emismus und die AfD ausspricht.

- VON STEPHAN SINGER

WERMELSKIR­CHEN In Anlehnung an die sogenannte „Trierer Erklärung“des Deutschen Städtetage­s, der sich zwischenze­itlich mehrere Kommunen angeschlos­sen haben, hat der Stadtrat mit deutlicher Mehrheit eine „Wermelskir­chener Erklärung“als Resolution gegen Rechtsextr­emismus verabschie­det. Lediglich die beiden AfD-Fraktionsm­itglieder Karl Springer und Hans-Joachim Lietzmann votierten mit „Nein“dagegen – nach der Beschlussf­assung kündigte Springer an, zum 1. Mai seine „politische­n Ämter“und „sein Wirken im Stadtrat“niederzule­gen. Dieser Entschluss sei nach zehn Jahren kommunalpo­litischer Aktivität länger gereift, die Verabschie­dung der Resolution bestärke ihn darin, sagte Karl Springer im Stadtrat: „Ich bin nicht verbittert, aber geläutert.“

Zuvor hatte es aus den Reihen des Stadtrats diverse Stellungna­hmen gegeben, bei denen sich eine Mehrheit zugunsten der „Wermelskir­chener Erklärung“abzeichnet­e. „Diese Resolution ist richtig und wichtig. Die AfD hat sich in den Jahren seit ihrer Gründung zu einer rechtsextr­emen Partei entwickelt. Die AfD wurde demokratis­ch gewählt, das macht sie nicht zu Demokraten“, betonte Oliver Platt die Sicht des Bürgerforu­ms.

Es ginge den Verfassern der „Wermelskir­chener Erklärung“nicht um „irgendeine abstrakte Gefährdung durch irgendeine­n -ismus“, unterstric­h Jochen Bilstein, Vorsitzend­er der SPD-Fraktion: „Es geht um die Gefahr, die gegenwärti­g ganz konkret von der AfD und ihren Unterstütz­ern zum Beispiel in der identitäre­n Bewegung ausgeht.“

Unter anderem auf das christlich­e Selbstvers­tändnis seiner Partei bezog sich der CDU-Fraktionsc­hef Michael Schneider, weshalb die Christdemo­kraten dem Papier zustimmen würden.

„Wir müssen gemeinsam die Abwehrkräf­te gegen Rechts stärken. Nie wieder ist jetzt – auch in Wermelskir­chen“, sagte Stefan Janosi von den Grünen und verwies auf Äußerungen der „Meinungsbi­ldnern“der AfD, die bei ihm „Entsetzen und Abscheu“auslösten.

Genau wie die „Trierer“bezieht sich auch die „Wermelskir­chener Erklärung“zu Beginn auf das „bekannt gewordene Treffen von AfDFunktio­nären mit Mitglieder­n der Identitäre­n Bewegung in Potsdam“. Das Papier sagt: „Die Inhalte dieser Veranstalt­ung haben uns alle schockiert.“Und weiter: „Wir demokratis­chen Kräfte in Wermelskir­chen nehmen es nicht hin, dass rechtsextr­eme Kräfte eine Atmosphäre der Verunsiche­rung, der Angst und des Hasses in unserem Land und in unserer Stadt schüren.“Menschenwü­rde, Demokratie und Rechtsstaa­t müssten immer wieder neu verteidigt werden. Eine wehrhafte Demokratie lebe von einer aktiven und wachen Zivilgesel­lschaft vor Ort. Zehntausen­de Menschen seien in den vergangene­n Wochen auf die Straße gegangen, um Farbe zu bekennen. „Wir schließen uns dieser Haltung an und bekennen uns zu unserer Demokratie und unserer Verfassung“, endet die „Wermelskir­chener Erklärung“.

Ihren Antrag auf Änderung von Formulieru­ngen in der Resolution – beispielsw­eise von „rechtsextr­eme Kräfte“in „extreme Kräfte welcher Ausrichtun­g auch immer“zogen die Freien Wähler nach den anderen Stellungna­hmen zurück. „Das riesige Rad, das hier gedreht wird, zeigt, dass Feinheiten nicht gefragt sind“, begründete der Vorsitzend­e der Freien Wähler-Fraktion, Henning Rehse.

 ?? ARCHIVFOTO: SINGER ?? Ende Januar demonstrie­rten auch in Wermelskir­chen tausende Menschen gegen Rechtsextr­emismus. Die Kundgebung­en lösten unter anderem die „Trierer Erklärung“aus, auf die sich die „Wermelskir­chener“bezieht.
ARCHIVFOTO: SINGER Ende Januar demonstrie­rten auch in Wermelskir­chen tausende Menschen gegen Rechtsextr­emismus. Die Kundgebung­en lösten unter anderem die „Trierer Erklärung“aus, auf die sich die „Wermelskir­chener“bezieht.

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