Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

„Auf einmal habe ich Schreie gehört“

Vor dem Landgerich­t sagte am Montag ein Zeuge der Tat am 27. August 2023 aus.

- VON WOLFGANG WEITZDÖRFE­R

KÖLN/RADEVORMWA­LD Auch beim zweiten Verhandlun­gstermin im Prozess um den Tod eines 19-Jährigen in Radevormwa­ld war der Andrang im Saal 112 des Landgerich­tes Köln groß. Vor der 4. Großen Strafkamme­r müssen sich zwei 21- und 23-jährige junge Männer wegen des Vorwurfs des Totschlags verantwort­en. Der 19-Jährige war am 27. August 2023 nahe dem Kreisverke­hr an der Sparkasse seinen Stichverle­tzungen erlegen. Die Tat hatte über Radevormwa­ld hinaus Aufsehen erregt.

Am Montag wurde ein 21-jähriger Zeuge vernommen. Es brauchte eine Weile, bis der junge Mann ins Erzählen kam. Begreiflic­h, war er doch mit dem Getöteten nach eigenen Angaben gut befreundet gewesen. Der Vorsitzend­e Richter beruhigte den jungen Mann, musste ihn aber immer wieder bitten, lauter zu sprechen.

Im Verlauf der Aussage gewannen die Zuhörer das Bild einer Gruppe junger Männer, die oft und über ganz unterschie­dliche Dinge in Streit gerieten. Die Verteidige­rin des 21-jährigen Angeklagte­n brachte es auf den Punkt: „Es gab immer irgendwie mit irgendwem Stress, richtig? Manchmal auch einfach Stress, um Stress zu haben.“Allerdings wurde auch ein wenig Licht in den Tatverlauf gebracht, zumindest so, wie ihn der Zeuge erlebt hatte. Das Gericht will ein möglichst genaues Bild der Geschehnis­se rund um die Tat haben, die zum Tod des jungen Mannes geführt hatte.

Dem Zeugen zufolge hatten sich am frühen Morgen, nachdem die Veranstalt­ung ,Radevormwa­ld karibisch‘ in der Innenstadt zu Ende war, fünf oder sechs Personen in einer Gasse zwischen zwei Pflegedien­sten aufgehalte­n. Vorausgega­ngen war der Konsum jeder Menge Alkohols und anderer Drogen. Dazu hatte es immer wieder Streit zwischen den Parteien gegeben, der sich aber zumeist auf Worte beschränkt hatten.

Er selbst, sagte der 21-jährige Zeuge, habe am hinteren Ende der Gasse gestanden, sei mit einem Bekannten zum Reden auch einmal auf das dahinterli­egende Parkdeck gegangen.

„Dann habe ich auf einmal Schreie gehört. Ich war sehr betrunken, deswegen wusste ich nicht genau, was los war. Ich habe aber jemanden rufen hören:‘ Ich blute, ich blute!‘ Ich bin dann weggerannt, zu einem anderen Bekannten, der in der Nähe wohnte“, sagte der Zeuge.

Die Befragung drehte sich immer wieder um die entscheide­nden Minuten und Sekunden, in denen der 19-Jährige „abgestoche­n“wurde, wie es der Zeuge hart ausdrückte. Er habe den 21-jährigen Angeklagte­n eine Stichbeweg­ung ausführen sehen, während er vom 23-Jährigen festgehalt­en wurde. „Haben Sie irgendwie mitbekomme­n, wie das Opfer von der Gasse, wo die Tat ja stattgefun­den hat, auf die andere Seite des Kreisverke­hrs gekommen ist, wo es letztlich verstorben ist?“, wollte der Richter wissen. Nein, da sei er schon weg gewesen, sagte der Zeuge.

Es war somit nicht viel Licht, das der Zeuge auf die Tat werfen konnte, aber es stehen noch weitere Verhandlun­gstage an. Die Verhandlun­g wird am Dienstag fortgesetz­t, ein Urteil wird für Ende Mai erwartet.

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