„Wong besitzt auch eine komödiantische Seite“
Im Gespräch mit Benedict Wong, Darsteller des Bibliothekars Wong in „Doctor Strange“
Mr. Wong, wie kamen Sie dazu, den Wong in „Doctor Strange“zu spielen?
Ich aß mit Chiwetel (Ejiofor) zu Mittag und wir kamen auf das Thema „Doctor Strange“. Ich stocherte also herum, wie er zu diesem Projekt kam, so wie Sie es gerade tun. Dann sah ich den Doctor-Strange-Charakter und neben ihm stand Wong. Vermutlich habe ich diese Vorliebe für Comics von meinen Vorfahren geerbt, weshalb ich unbedingt mitmachen musste. Zu der Zeit filmte ich „Marco Polo“in Budapest und in der Slowakei. Und nachdem der Job beendet war, flog ich sofort in das “Doctor Strange”-Raum-Zeit-Gefüge und es war alles irgendwie eine Welt für mich.
Also kannten Sie vorher die „Doctor Strange“-Comics noch nicht?
Nein. Als Kind sammelte ich immer die „Spider-Man“-Comics. Und das war eine von den Se- rien, von denen ich zuvor nicht all zu viel wusste. Daher war es eine Freude, das nachzuholen, das Basis-Material zu lesen und dann auch Marvel-Charaktere zu entdecken, die ich bereits kannte. Dort begriff ich auch, was für ein fantastischer Charakter Doctor Strange überhaupt ist, mit Wong an seiner Seite, stets im Kampf gegen dunkle Mächte.
Wie haben Sie sich auf Ihre Rolle vorbereitet? Mussten Sie auch körperlich trainieren?
Nein, das musste ich nicht. Ich hatte nicht wirklich viel Vorbereitungszeit. Kurz nach Ende des vorherigen Drehs legte ich mein Kostüm ab, ging zu Marvel und schlüpfte förmlich in die nächste Rolle. Wong ist aber auch kein Zauberer sondern der Drillmaster. Er trainiert Strange mental. Es wird interessant werden, wo es mit ihm als nächstes hingeht.
Was mögen Sie am meisten an Ihrem Charakter?
Wir entwickelten seinen Charakter von dem Comic-Wong aus den 1960ern weiter und kreiierten einen Wong, der ein modernes Update für uns alle ist. Dafür sei Kevin (Feige – Produzent) gedankt und Scott (Derrickson – Regie). Es lag in meinem eigenen Interesse, etwas neues zu spielen und mich davon ein wenig zu distanzieren. Er und Strange verhalten sich aber immer noch wie ein altes Ehepaar – beide brauchen einander. Und Wong nimmt Stranges arrogantes Ego und macht ihn zu jemandem, der gegen die dunklen Mächte antreten kann. Ich denke, deshalb besteht zwischen ihnen solch eine große Dynamik. Wong ist schon sehr ernst, aber dennoch besitzt er auch eine komödiantische Seite.
Haben Sie eine Lieblingsszene im Film, die Sie immer wieder schauen könnten?
Yeah! Es ist ein ziemlich heftiger Trip, wenn Tildas Charakter, „The Ancient One“, Strange befragt und ihn auf diese spirituelle Achterbahn-Fahrt schickt, die bewusstseinserweiternd, visuell abgefahren und sehr inspirierend ist. Was für eine Tour! Außerdem würde ich die Szene am Hong-Kong-Tempel mehrmals schauen. Es ist eine wundervolle Kulisse und ebenso der Inhalt der Szene – Ich meine, es sagt alles darüber aus, dass das Visual-Effects-Team dafür eine Oscar-Nominierung erhielt.
Sie arbeiteten an vielen großartigen Science-Fiction-Filmen mit. Wie steht es um „Doctor Strange“? Sehen Sie es eher als reine Fantasy oder ist da auch ein wenig Science Fiction darin zu finden?
Es ist definitiv „Science“. Es ist eine interessante Fusion von beidem, denke ich. Es fühlt sich an, als wäre es „Science Spiritual Fiction“. (lacht) Es gibt ein leichtes Aussetzen des Hinterfragens („Disbelief“), um ein Portal zu durchbrechen. Das ist das Faszinierende daran. Da wäre Strange, jemand, der die Macht des Heilens besitzt. Nach dem Unfall geht sein arrogantes Ego auf eine spirituelle Reise. Er hat also die Wahl, ob er wieder dorthin zurück geht, wo er herkommt. Oder ob er sich ins Ungewisse begibt, um diese Mächte zu bekämpfen. Und dadurch entdeckt er, dass ein Großteil dieser neuen Kräfte aus ihm selbst entspringt. Ich würde es „Science Spiritual Fiction“nennen.
Vielen Dank für das Gespräch.