Arrival
Es gibt nur wenige Filme, die den Zuschauer so herausfordern wie „Arrival“. Aber nicht in dem Sinne, dass es anstrengend ist, seine Story oder seine Thematiken zu entschlüsseln – hier ist das Sci-Fi-Drama von Denis Villeneuve („Sicario“) sogar ziemlich direkt. Der Film ist deshalb herausfordernd, da er einen mit Konzepten und Ideen konfrontiert, die unsere Wahrnehmung des Universums sowie unser Verständnis von Zeit und Raum auf brillante Weise hinterfragen. Verpackt in eine visuell beeindruckend präsentierte Handlung über den ersten Kontakt mit Außerirdischen, stellt „Arrival“im Kern die Frage: Was würden wir tun, wenn wir in die Zukunft blicken könnten? Würden wir versuchen, die Welt zu verändern oder alles so geschehen lassen? Auf der Suche nach der Antwort erkundet der Film nicht nur die Schönheit der Sprache eines extraterrestrischen Dialogs, sondern streift auch die Thematik des politischen Umgangs mit Besuchern aus dem All und gibt dem Ganzen dank einer herausragenden Leistung von Amy Adams eine tiefe, emotionale Komponente.
Der erste Kontakt
Inspiriert durch die Kurzgeschichte „The Story of Your Life“von Ted Chiang, folgt die Geschichte der Hauptfigur Louise Banks (Amy Adams). Als zwölf Raumschiffe an unterschiedlichen Positionen der Welt auftauchen, wird die Top-Linguistin Teil des amerikanischen Teams, das mit den Aliens Kontakt aufnehmen soll. Zusammen mit dem theoretischen Physiker Ian Donnelly (Jeremy Renner) und dem US-Colonel GT Weber (Forest Whittaker) versucht Banks, die unbekannte Sprache der als „Heptapoden“bezeichneten Außerirdischen zu entschlüsseln, um zu erfahren, warum sie auf der Erde gelandet sind und ob sie in Frieden kommen. Denn viele sehen in den extraterrestrischen Besuchern eine große Gefahr.
Worte statt Taten
Villeneuve gelingt es hier meisterhaft, beim Zuschauer ein Gefühl des Erstaunens und der gleichzeitigen Angst vor dem Unbekannten zu erzeugen. Und dass nicht nur durch die innovative Darstellung der Aliens und ihrer Raumschiffe oder das beklemmend weltfremde Sounddesign. „Arrival“geht auch inhaltlich neue Wege. Der Film spielt nicht nur mit der Idee, was wäre, wenn Aliens zu Besuch kommen, sondern fragt auch auf intelligente Art nach dem „Warum“. Vertreten durch die beiden Figuren von Adams und Renner wird man Teil einer interdimensionalen Begegnung, die innerhalb der packend inszenierten zwei Stunden Laufzeit philosophische und psychologische Fragen aufwirft, viele überraschende Erkenntnisse liefert und am Ende den Austausch und nicht den Konflikt in den Vordergrund rückt. Amy Adams trägt das emotionale und erzählerische Gewicht von „Arrival“dabei problemlos alleine. Zwar hat sie mit Jeremy Renner einen kompetenten Partner an ihrer Seite, doch mit ihrem unaufgeregten und nuancierten Spiel überzeugt sie nicht nur im Dialog mit den Aliens, sondern auch mit sich selbst. Die ausgebliebene Oscar-Nominierung ist hier nicht nachvollziehbar (Immerhin hat das Sound-Design einen Oscar erhalten). Wenig zu meckern gibt es bei der Technik. Zwar ist das Bild nicht fehlerfrei und hat nur wenig Tiefe, aber gerade beim Ton brilliert der Film (vor allem auf der englischen 7.1-Spur) mit einer tollen Räumlichkeit.