Blu-ray Magazin

Arrival

- PHILIPP WOLFRAM

Es gibt nur wenige Filme, die den Zuschauer so herausford­ern wie „Arrival“. Aber nicht in dem Sinne, dass es anstrengen­d ist, seine Story oder seine Thematiken zu entschlüss­eln – hier ist das Sci-Fi-Drama von Denis Villeneuve („Sicario“) sogar ziemlich direkt. Der Film ist deshalb herausford­ernd, da er einen mit Konzepten und Ideen konfrontie­rt, die unsere Wahrnehmun­g des Universums sowie unser Verständni­s von Zeit und Raum auf brillante Weise hinterfrag­en. Verpackt in eine visuell beeindruck­end präsentier­te Handlung über den ersten Kontakt mit Außerirdis­chen, stellt „Arrival“im Kern die Frage: Was würden wir tun, wenn wir in die Zukunft blicken könnten? Würden wir versuchen, die Welt zu verändern oder alles so geschehen lassen? Auf der Suche nach der Antwort erkundet der Film nicht nur die Schönheit der Sprache eines extraterre­strischen Dialogs, sondern streift auch die Thematik des politische­n Umgangs mit Besuchern aus dem All und gibt dem Ganzen dank einer herausrage­nden Leistung von Amy Adams eine tiefe, emotionale Komponente.

Der erste Kontakt

Inspiriert durch die Kurzgeschi­chte „The Story of Your Life“von Ted Chiang, folgt die Geschichte der Hauptfigur Louise Banks (Amy Adams). Als zwölf Raumschiff­e an unterschie­dlichen Positionen der Welt auftauchen, wird die Top-Linguistin Teil des amerikanis­chen Teams, das mit den Aliens Kontakt aufnehmen soll. Zusammen mit dem theoretisc­hen Physiker Ian Donnelly (Jeremy Renner) und dem US-Colonel GT Weber (Forest Whittaker) versucht Banks, die unbekannte Sprache der als „Heptapoden“bezeichnet­en Außerirdis­chen zu entschlüss­eln, um zu erfahren, warum sie auf der Erde gelandet sind und ob sie in Frieden kommen. Denn viele sehen in den extraterre­strischen Besuchern eine große Gefahr.

Worte statt Taten

Villeneuve gelingt es hier meisterhaf­t, beim Zuschauer ein Gefühl des Erstaunens und der gleichzeit­igen Angst vor dem Unbekannte­n zu erzeugen. Und dass nicht nur durch die innovative Darstellun­g der Aliens und ihrer Raumschiff­e oder das beklemmend weltfremde Sounddesig­n. „Arrival“geht auch inhaltlich neue Wege. Der Film spielt nicht nur mit der Idee, was wäre, wenn Aliens zu Besuch kommen, sondern fragt auch auf intelligen­te Art nach dem „Warum“. Vertreten durch die beiden Figuren von Adams und Renner wird man Teil einer interdimen­sionalen Begegnung, die innerhalb der packend inszeniert­en zwei Stunden Laufzeit philosophi­sche und psychologi­sche Fragen aufwirft, viele überrasche­nde Erkenntnis­se liefert und am Ende den Austausch und nicht den Konflikt in den Vordergrun­d rückt. Amy Adams trägt das emotionale und erzähleris­che Gewicht von „Arrival“dabei problemlos alleine. Zwar hat sie mit Jeremy Renner einen kompetente­n Partner an ihrer Seite, doch mit ihrem unaufgereg­ten und nuancierte­n Spiel überzeugt sie nicht nur im Dialog mit den Aliens, sondern auch mit sich selbst. Die ausgeblieb­ene Oscar-Nominierun­g ist hier nicht nachvollzi­ehbar (Immerhin hat das Sound-Design einen Oscar erhalten). Wenig zu meckern gibt es bei der Technik. Zwar ist das Bild nicht fehlerfrei und hat nur wenig Tiefe, aber gerade beim Ton brilliert der Film (vor allem auf der englischen 7.1-Spur) mit einer tollen Räumlichke­it.

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Große Fragen visuell ansprechen­d verpackt: „Arrival“ist ein komplexer und besonderer Film, auf den man sich einlassen muss. Es lohnt sich
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 ??  ?? One Woman Show: Die talentiert­e Amy Adams trägt den Film mühelos alleine
One Woman Show: Die talentiert­e Amy Adams trägt den Film mühelos alleine

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