Was Männer sonst nicht zeigen
Glaubt man dem Klischee, dass Frauen sich vor dem Schminkspiegel auf der Toilette gegenseitig all ihre Geheimnisse erzählen, so scheint für finnische Männer die Sauna der Ort der Offenbarung zu sein. Die Regisseure Joonas Berghäll und Mika Hotakainen widmen sich diesem intimen und traditionellen Begegnungsschauplatz ihres Heimatlandes auf der Suche nach der Seele des finnischen Mannes. Mit Laiendarstellern bauen sie inszenierte Dialoge in den filmischen Rahmen einer Dokumentation ein. Jeder der Männer erzählt Geschichten und Anekdoten aus seinem eigenem Leben, an den unterschiedlichsten Plätzen des Landes. Saunas gibt es in Finnland überall, notfalls auch improvisiert in einer Telefonzelle. Von Waldarbeitern aus dem hohen Norden bis zu städtischen Rentnern oder zum Berufssoldaten sind alle Gesellschaftsschichten vertreten. Die Geschichten sind teils alltäglich, teils anrührend und traurig oder manchmal auch überraschend und außergewöhnlich. Viele Erzählungen sind emotional, sehr persönlich und handeln nicht selten von schweren Verlusten und Schicksalsschlägen. Die deutsche Synchronisation steht dem bewusst laienhaft gewählten Rahmen allerdings im Weg. Daher empfiehlt sich die Originalsprache mit Untertiteln. Die gebotenen Einblicke sind durchaus interessant und stellenweise auch berührend, wirken aber auch zu wahllos aneinander gereiht für einen nachhaltig bleibenden Eindruck. Ein großer Wermutstropfen ist zudem die Bildqualität. In den eigentlich schönen Naturaufnahmen macht sich besonders bei weit entfernten, aber auch bei nahen Objekten eine auffällig grobe Detailarmut und Unschärfe breit.