Scheinwelt
Als junge Frau lässt sich die schwangere Jenny (Silje Salomonsen) mit den falschen Leuten ein. Bei einem Einbruch erschießt sie versehentlich einen Mann und muss für zehn Jahre ins Gefängnis. Nachdem sie ihre Strafe abgesessen hat, versucht sie, ein normales, rechtschaffenes Leben für sich und ihre Tochter Merete (Iben Østin Hjelle) aufzubauen. Ein früherer Mitschüler, der gutmütige Banker Gary (Tomas Alf Larsen), macht ihr neue Hoffnung, auch wenn ihre Wohnung baufällig und ihre Kreditwürdigkeit im Keller ist. Aber dann holt ihre Vergangenheit sie ein, als einige Leute von früher meinen, Jenny schulde ihnen noch etwas. Als auch Merete in Gefahr gerät, muss Jenny handeln. „Scheinwelt“ist in etwa so, als hätte Terrence Malick „Carlito’s Way“mit einer Frau in der Hauptrolle neu verfilmt. Rohe körperliche Gewalt trifft auf bezaubernde Bildästhetik, die der fast blinde Kameramann, Regisseur, Autor, Produzent und Cutter Arild Østin Ommundsen auf beeindruckende Weise eingefangen hat. Die Kameraarbeit, die unter anderem von einem ausgiebigen Spiel mit Schärfe und Unschärfe lebt, wurde sogar mit einem norwegischen Filmpreis ausgezeichnet. Trotz der entschleunigenden Naturaufnahmen und vielen ruhigen Szenen ist der Film straff erzählt und fesselnd. Die Rolle der Heldin übernahm Ommundsens Frau Silje Salomonsen, die nur sporadisch als Schauspielerin arbeitet. Das ist sehr bedauerlich, denn sie verleiht der Hauptfigur gleichzeitig Stärke wie auch Zerbrechlichkeit. Gerade dieser Balanceakt ist es, der „Scheinwelt“so spannend macht. Großartige Innovationen des speziellen Themas „verhinderte Resozialisierung“darf man jedoch nicht erwarten.