HDMI 2.1 in Vorbereitung
Mit der neuen Version der HDMI-Schnittstelle stehen uns die umfangreichsten Verbesserungen seit Einführung der digitalen Bild- und Tonverbindung bevor. Insbesondere für die Bereiche HDR und Gaming soll HDMI 2.1 Vorteile bieten.
Während TV-Hersteller die Produkteinführung der neuen 2017er-Geräte planen, ist man bei HDMI bereits einen Schritt weiter. Zwar deutet die Bezeichnung 2.1 nur auf geringe Unterschiede zur aktuellen Version 2.0 hin, doch die technologischen Verbesserungen sind die bislang umfangreichsten Weiterentwicklungen der Schnittstelle. Die Anforderungen für HDMI 2.1 sind allerdings so komplex, dass es derzeit nicht einmal Hardware gibt, um alle neuen Möglichkeiten in der Praxis umzusetzen. Somit ist HDMI 2.1 keine Diskussionsgrundlage für die nächsten Monate, sondern für die nächsten Jahre.
HFR und VRR
Mit High Frame Rate wurde bereits Peter Jacksons „Hobbit“-Trilogie beworben, die im Kino mit 48 statt der üblichen 24 Bilder pro Sekunde abgespielt wurde. Doch reden wir über HFR im Heimbereich, so reden wir über 100 oder 120 Bilder pro Sekunde und dies bei voller 4K-Auflösung. Bislang müssen 120-Hz-Fernseher auf eine Zwischenbildberechnung zurückgreifen, wenn Bildbewegungen klar und frei von Unschärfen dargestellt werden sollen. Eine Zwischenbildberechnung erhöht allerdings die Eingabeverzögerung und kann zudem Artefakte, also Bildfehler provozieren. Mit HFR müssen 120-Hz-Displays die gelieferten Bilder nur noch darstellen, eine Zwischenbildberechnung wäre
dann nicht mehr notwendig. Das Problem: Würden Bildsignale tatsächlich in maximaler Qualität übertragen, so würde die benötigte Bandbreite deutlich ansteigen, von aktuell knapp 18Gbps auf bis zu 48 Gbps. In diesem Fall müsste die komplette Hardware ersetzt werden, also neuer Fernseher, neue Kabel und neue Zuspieler. Da es geeignete HDMI-Hardware aber noch nicht gibt, ist HFR in 4K-Qualität aktuell vor allem eines: Theorie. VRR ist hingegen für den Gaming-Sektor interessant. Bislang geben Fernseher einen konstanten Takt beim Bildaufbau vor, während Videospielbilder nicht in konstanter Geschwindigkeit berechnet werden. Um dennoch einen Abgleich zwischen TV und Quelle zu ermöglichen, werden Bilder mehrfach angezeigt, was zu ungleichmäßigen Rucklern führen kann. Mit VRR sollen zukünftig die Grafikkarten den Takt bestimmen und die Fernseher dynamisch auf den gelieferten Datenstrom reagieren. Dadurch lassen sich Ruckler und Bildfehler mindern und die Eingabeverzögerung sinkt weiter. Bis wir derart weitreichende Verbesserungen in Fernsehern bewundern können, dürfte es aber mindestens noch 12 Monate dauern.
eARC und Dynamic HDR
Während die UHD-Blu-ray-Disc mit dem HDR10-Standard als Premiumformat eingeführt wurde, droht HDR 10 in den nächsten Monaten zum HDR-Mindeststandard degradiert zu werden. HDMI 2.1 soll einen dynamischen HDR-Kontrastabgleich Szene für Szene ermöglichen und es ist nicht ausgeschlossen, dass 2017er-Fernseher zu Dynamic HDR nachträglich per Softwareupdate kompatibel gemacht werden. Für Dolby-Vision-Geräte ändert sich in der Praxis nichts: Der aktuelle DV-Standard arbeitet bereits mit einem dynamischen Metadatenabgleich, die dafür notwendigen Infos sind im Videostrom versteckt. Mit HDMI 2.1 soll Dolby Vision eine UHD-Blu-ray-konforme Standardisierung erhalten, womit sich allerdings nur die Art und Weise ändert, wie Dolby-Vision-Geräte die Zusatzinfos auslesen. Dolby bestätigte auf Nachfrage, dass auf den Dolby-VisionUHD-Blu-ray-Discs nur eine einzige Metadatenspeicherung zum Einsatz kommt und aktuelle Dolby-Vision-Geräte die gleiche HDR-Qualität bereitstellen wie zukünftige DV-TVs mit HDMI 2.1. Für AV-Receiver-Nutzer könnte sich mit HDMI 2.1 langfristig die Kompatibilität verbessern: Der Dolby-Vision-Datenstrom sorgt aktuell für Probleme, da AV-Receiver selbst im HDMI-Passthrough-Modus das Signal meist nicht unbearbeitet durchleiten. Softwareupdates sollen das Problem beheben, doch würden dann Overlay-Bildanzeigen des AV-Receivers nicht mehr funktionieren. Durch die neue Metadatenübermittlung über HDMI 2.1 ließen sich derartige Probleme vermeiden, wenngleich man in diesem Fall nicht um einen Hardware-Neukauf herumkommen dürfte. Mit eARC ergeben sich ebenfalls neue Möglichkeiten für das Zusammenspiel von TVs und externen Lautsprechersystemen, denn der neue Standard ermöglicht die Ausgabe von 3D-Audioquellen wie Dolby Atmos. Somit können TV- und Videostreaming- Anbieter 3D-Raumklangsignale senden und die Fernseher können das Signal an AV-Receiver oder Soundbars weiterleiten. Bislang wurden noch keine Geräte (Fernseher, Player, AV-Receiver) mit HDMI-2.1-Support bestätigt, aber zumindest bei ausgewählten 2017er-TVs ist zu erwarten, dass eARC und Dynamic HDR im Laufe des Jahres per Softwareupdate nachgereicht werden.
Ausblick auf TV-Zukunft
Mit der Veröffentlichung der HDMI-2.1Spezifikationen wird das Tor Richtung Bildzukunft weit aufgestoßen, denn zukünftig sind 4K-Inhalte nicht mehr auf 60 Bilder pro Sekunde beschränkt und selbst 8K-Auflösungen lassen sich ruckelfrei übertragen. Wie derartig gigantische Datenmengen praxisnah komprimiert, gespeichert und übermittelt werden sollen, kann jedoch noch kein Hersteller beantworten, selbst 100-GB-Datenträger (UHDBlu-ray-Discs) würden bei einer Spielfilmlänge kaum noch ausreichen. Somit ist aktuell nicht geklärt, wann 4K-Inhalte mit bis zu 120 Bildern pro Sekunde verfügbar sein werden und wann erste Consumer-Displays mit HFR und VRR erscheinen. Reden wir über HDMI 2.1, so reden wir über die Zukunft der Displaytechnologie, die erst in einigen Jahren gelebte Praxis sein dürfte. Doch die Möglichkeiten von HDMI 2.1 schüren bereits jetzt die Vorfreude auf eine TV-Zukunft, bei der die Quellen mehr denn je den Ton angeben werden.