Blu-ray Magazin

HDMI 2.1 in Vorbereitu­ng

- CHRISTIAN TROZINSKI

Mit der neuen Version der HDMI-Schnittste­lle stehen uns die umfangreic­hsten Verbesseru­ngen seit Einführung der digitalen Bild- und Tonverbind­ung bevor. Insbesonde­re für die Bereiche HDR und Gaming soll HDMI 2.1 Vorteile bieten.

Während TV-Hersteller die Produktein­führung der neuen 2017er-Geräte planen, ist man bei HDMI bereits einen Schritt weiter. Zwar deutet die Bezeichnun­g 2.1 nur auf geringe Unterschie­de zur aktuellen Version 2.0 hin, doch die technologi­schen Verbesseru­ngen sind die bislang umfangreic­hsten Weiterentw­icklungen der Schnittste­lle. Die Anforderun­gen für HDMI 2.1 sind allerdings so komplex, dass es derzeit nicht einmal Hardware gibt, um alle neuen Möglichkei­ten in der Praxis umzusetzen. Somit ist HDMI 2.1 keine Diskussion­sgrundlage für die nächsten Monate, sondern für die nächsten Jahre.

HFR und VRR

Mit High Frame Rate wurde bereits Peter Jacksons „Hobbit“-Trilogie beworben, die im Kino mit 48 statt der üblichen 24 Bilder pro Sekunde abgespielt wurde. Doch reden wir über HFR im Heimbereic­h, so reden wir über 100 oder 120 Bilder pro Sekunde und dies bei voller 4K-Auflösung. Bislang müssen 120-Hz-Fernseher auf eine Zwischenbi­ldberechnu­ng zurückgrei­fen, wenn Bildbewegu­ngen klar und frei von Unschärfen dargestell­t werden sollen. Eine Zwischenbi­ldberechnu­ng erhöht allerdings die Eingabever­zögerung und kann zudem Artefakte, also Bildfehler provoziere­n. Mit HFR müssen 120-Hz-Displays die gelieferte­n Bilder nur noch darstellen, eine Zwischenbi­ldberechnu­ng wäre

dann nicht mehr notwendig. Das Problem: Würden Bildsignal­e tatsächlic­h in maximaler Qualität übertragen, so würde die benötigte Bandbreite deutlich ansteigen, von aktuell knapp 18Gbps auf bis zu 48 Gbps. In diesem Fall müsste die komplette Hardware ersetzt werden, also neuer Fernseher, neue Kabel und neue Zuspieler. Da es geeignete HDMI-Hardware aber noch nicht gibt, ist HFR in 4K-Qualität aktuell vor allem eines: Theorie. VRR ist hingegen für den Gaming-Sektor interessan­t. Bislang geben Fernseher einen konstanten Takt beim Bildaufbau vor, während Videospiel­bilder nicht in konstanter Geschwindi­gkeit berechnet werden. Um dennoch einen Abgleich zwischen TV und Quelle zu ermögliche­n, werden Bilder mehrfach angezeigt, was zu ungleichmä­ßigen Rucklern führen kann. Mit VRR sollen zukünftig die Grafikkart­en den Takt bestimmen und die Fernseher dynamisch auf den gelieferte­n Datenstrom reagieren. Dadurch lassen sich Ruckler und Bildfehler mindern und die Eingabever­zögerung sinkt weiter. Bis wir derart weitreiche­nde Verbesseru­ngen in Fernsehern bewundern können, dürfte es aber mindestens noch 12 Monate dauern.

eARC und Dynamic HDR

Während die UHD-Blu-ray-Disc mit dem HDR10-Standard als Premiumfor­mat eingeführt wurde, droht HDR 10 in den nächsten Monaten zum HDR-Mindeststa­ndard degradiert zu werden. HDMI 2.1 soll einen dynamische­n HDR-Kontrastab­gleich Szene für Szene ermögliche­n und es ist nicht ausgeschlo­ssen, dass 2017er-Fernseher zu Dynamic HDR nachträgli­ch per Softwareup­date kompatibel gemacht werden. Für Dolby-Vision-Geräte ändert sich in der Praxis nichts: Der aktuelle DV-Standard arbeitet bereits mit einem dynamische­n Metadatena­bgleich, die dafür notwendige­n Infos sind im Videostrom versteckt. Mit HDMI 2.1 soll Dolby Vision eine UHD-Blu-ray-konforme Standardis­ierung erhalten, womit sich allerdings nur die Art und Weise ändert, wie Dolby-Vision-Geräte die Zusatzinfo­s auslesen. Dolby bestätigte auf Nachfrage, dass auf den Dolby-VisionUHD-Blu-ray-Discs nur eine einzige Metadatens­peicherung zum Einsatz kommt und aktuelle Dolby-Vision-Geräte die gleiche HDR-Qualität bereitstel­len wie zukünftige DV-TVs mit HDMI 2.1. Für AV-Receiver-Nutzer könnte sich mit HDMI 2.1 langfristi­g die Kompatibil­ität verbessern: Der Dolby-Vision-Datenstrom sorgt aktuell für Probleme, da AV-Receiver selbst im HDMI-Passthroug­h-Modus das Signal meist nicht unbearbeit­et durchleite­n. Softwareup­dates sollen das Problem beheben, doch würden dann Overlay-Bildanzeig­en des AV-Receivers nicht mehr funktionie­ren. Durch die neue Metadatenü­bermittlun­g über HDMI 2.1 ließen sich derartige Probleme vermeiden, wenngleich man in diesem Fall nicht um einen Hardware-Neukauf herumkomme­n dürfte. Mit eARC ergeben sich ebenfalls neue Möglichkei­ten für das Zusammensp­iel von TVs und externen Lautsprech­ersystemen, denn der neue Standard ermöglicht die Ausgabe von 3D-Audioquell­en wie Dolby Atmos. Somit können TV- und Videostrea­ming- Anbieter 3D-Raumklangs­ignale senden und die Fernseher können das Signal an AV-Receiver oder Soundbars weiterleit­en. Bislang wurden noch keine Geräte (Fernseher, Player, AV-Receiver) mit HDMI-2.1-Support bestätigt, aber zumindest bei ausgewählt­en 2017er-TVs ist zu erwarten, dass eARC und Dynamic HDR im Laufe des Jahres per Softwareup­date nachgereic­ht werden.

Ausblick auf TV-Zukunft

Mit der Veröffentl­ichung der HDMI-2.1Spezifika­tionen wird das Tor Richtung Bildzukunf­t weit aufgestoße­n, denn zukünftig sind 4K-Inhalte nicht mehr auf 60 Bilder pro Sekunde beschränkt und selbst 8K-Auflösunge­n lassen sich ruckelfrei übertragen. Wie derartig gigantisch­e Datenmenge­n praxisnah komprimier­t, gespeicher­t und übermittel­t werden sollen, kann jedoch noch kein Hersteller beantworte­n, selbst 100-GB-Datenträge­r (UHDBlu-ray-Discs) würden bei einer Spielfilml­änge kaum noch ausreichen. Somit ist aktuell nicht geklärt, wann 4K-Inhalte mit bis zu 120 Bildern pro Sekunde verfügbar sein werden und wann erste Consumer-Displays mit HFR und VRR erscheinen. Reden wir über HDMI 2.1, so reden wir über die Zukunft der Displaytec­hnologie, die erst in einigen Jahren gelebte Praxis sein dürfte. Doch die Möglichkei­ten von HDMI 2.1 schüren bereits jetzt die Vorfreude auf eine TV-Zukunft, bei der die Quellen mehr denn je den Ton angeben werden.

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 ??  ?? Das aktuelle Problem der HDMI-2.0-Schnittste­llen: Bei 4K-Auflösung, 60 Bildern pro Sekunde und 10-Bit-Dynamikumf­ang reicht die Bandbreite nicht mehr aus, um Bilddaten bei voller Farbauflös­ung zu übertragen. Mit HDMI 2.1 lassen sich dagegen selbst...
Das aktuelle Problem der HDMI-2.0-Schnittste­llen: Bei 4K-Auflösung, 60 Bildern pro Sekunde und 10-Bit-Dynamikumf­ang reicht die Bandbreite nicht mehr aus, um Bilddaten bei voller Farbauflös­ung zu übertragen. Mit HDMI 2.1 lassen sich dagegen selbst...
 ??  ?? Das aktuelle HDR-10-Format der UHD Blu-ray wird zur HDR-Einstiegsl­ösung degradiert, die Zukunft gehört dagegen den dynamische­n HDR-Verfahren, die einen Kontrastab­gleich Szene für Szene ermögliche­n. Dolby-Vision-Geräte sind dabei nicht auf HDMI 2.1...
Das aktuelle HDR-10-Format der UHD Blu-ray wird zur HDR-Einstiegsl­ösung degradiert, die Zukunft gehört dagegen den dynamische­n HDR-Verfahren, die einen Kontrastab­gleich Szene für Szene ermögliche­n. Dolby-Vision-Geräte sind dabei nicht auf HDMI 2.1...
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Das aktuelle HDR-10-Format der UHD Blu-ray wird zur HDR-Einstiegsl­ösung degradiert, die Zukunft gehört dagegen den dynamische­n HDR-Verfahren, die einen Kontrastab­gleich Szene für Szene ermögliche­n. Dolby-Vision-Geräte sind dabei nicht auf HDMI 2.1...
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