Wovon träumt das Internet?, Kandahar Journals, Unser Wasser, Hiro, der kleine Schneeaffe, Die Welt der Adler, Planet Erde 2
OT: Lo And Behold, Reveries Of The Connected World L: US J: 2016 V: Koch Media B: MPEG-4, 1.78 : 1 T: DTS-HD MA 5.1 R: Werner Herzog D: Elon Musk LZ: 98 min FSK: 0
P: 17 Euro W-Cover: k. A.
Der Name „Wovon träumt das Internet?“macht Lust auf technische Innovation, Ideen zum Thema Vernetzung und Kommunikation, mit anderen Worten: Auf Zukunftsmusik. Ob das Internet von etwas träumt, ist eine Frage, die allerdings nur ganz zum Schluss aufgegriffen wird. Denn eigentlich geht es in diesem Film von Werner Herzog nur zweitrangig um das Internet an sich. Der Originaltitel der Dokumentation, „Lo And Behold, Reveries Of The Connected World“, der grob übersetzt so etwas wie „Sieh an, Träume der vernetzten Welt“bedeutet, passt da schon besser. Der eigentliche Fokus liegt nämlich nicht auf dem Internet, sondern auf der Welt, insbesondere auf dem Menschen, der in dieser vernetzten Welt lebt. Die Doku beginnt an der University of California, wo Herzog in den Raum geführt wird, von dem aus die erste Nachricht über das Netz geschickt wurde. Er spricht mit Schlüsselfiguren der frühen Entwicklung des Internets, um sich dann in der nächsten Episode Wissenschaftlern zu widmen, die sich für ihre Arbeit an die Schwarmintelligenz des Internets gewandt haben. Von da ab beginnt ein Rundumschlag, bei dem auch Themen wie die Umsiedlung zum Mars oder Sonneneruptionen angerissen werden. Die Episoden sind eher kurz und behandeln die Themen lediglich an der Oberfläche. Interessant sind die Episoden allesamt, aber aus sehr unterschiedlichen Gründen. Manche, weil sie wissenschaftlich Interessantes und auch Bedrohliches anreißen, andere weil sie Ungewöhnliches zeigen.
Herzogs Confirmation Bias
Ein Beispiel dafür ist eine Gruppe von Menschen, die ohne Internet und Handys in einer funkfreien Zone leben, weil sie der Meinung sind, krank geworden zu sein durch die Strahlung. Leider werden keine Hintergründe dazu gegeben, sondern man sieht ausschließlich die Erfahrungsberichte. Ebenfalls unkommentiert bleibt die Geschichte einer Familie, die sich nach dem Tod ihrer Tochter mit schlimmen Fotos der Leiche im Netz und boshaften Mails konfrontiert sahen. Es ist ein starkes Bild, wenn die Mutter sagt „Ich habe das Internet schon immer für ein Werk des Antichristen gehalten“, während ihre jugendlichen Töchter starr und still wie gelähmt vor ihr sitzen. Auch Internetsucht schaut sich Herzog an, und es wirkt, als wollte er sich längst vorgefasste Meinungen über den vernetzten Menschen bestätigen lassen. Sehenswert ist „Wovon träumt das Internet?“dennoch, da Herzog sehr spannende Menschen trifft, ungewöhnliche Fragen stellt und interessante, wirklich schöne und aussagekräftige Bilder erschafft. Auch schreibt einem die Doku nicht vor, welche Schlüsse man aus ihr zu ziehen hat und legt einige selten beleuchtete Aspekte dar. Es macht Spaß zu sehen, wie Herzogs Gedankengebäude sich scheinbar ohne roten Faden in ästhetischer Bildsprache aufbaut. Es wäre nur schön, wenn die Person Herzog in den Hintergrund treten würde. Schade ist auch, dass es keine Extras gibt, nur Trailer. Hier hätten sich Hintergründe erläutern lassen. Zum Schluss muss angemerkt werden, dass Bild und Ton zwar solide sind, aber nicht richtig gut – die Bildschärfe lässt zu wünschen übrig. Bei einem Film, der irgendwie von Technik handelt, ist das eine versäumte Gelegenheit auf ein Gesamtkonzept.