Drifter
In einem kurzen Handy-Video auf der Blu-ray erklärt Jung-Regisseur Chris von Hoffmann, dass er die Idee für sein Spielfilm-Debüt „Drifter“in sehr jungen Jahren hatte. Das sieht man auch. Denn obwohl der Grindhouse-Streifen stilistisch fast alles richtig macht und mit genretypischer Gewalt und abgefahrenen Charakteren glänzt, bleiben Plot, Tempo und Dramaturgie komplett auf der Strecke. Dabei beginnt „Drifter“sehr vielversprechend: Die zwei Brüder Miles (Aria Emory) und Dominic (Drew Harwood) sind in bester „From Dusk Till Dawn“-Manier unterwegs, um den Mörder ihres Vater zu stellen. Doch auf dem Weg durch eine postapokalyptische Wüstenlandschaft, die direkt aus „Mad Max“zu stammen scheint, stranden sie im kleinen Örtchen Demyl – die Heimat kannibalistischer Psychopathen, die die Neuankömmlinge nicht gerade herzlich willkommen heißen. Für die Brüder beginnt der Kampf ums Überleben. Klingt alles nach einer blutigen und herrlich überzeichneten Gewaltorgie, oder? Nicht ganz, denn man merkt sehr deutlich, dass „Drifter“von einem Team kreiert wurde, das vorher nur Kurzfilme produziert hat. Die dünne Handlung, die rudimentären Figuren und die manchmal wahllos zusammengewürfelten Szenen würden für 20 Minuten Laufzeit ausreichen. Auf rund eineinhalb Stunden gestreckt, werden die dramaturgischen Fehler leider sehr offensichtlich. Optisch ist „Drifter“trotz Mikrobudget eine echte Augenweide – von Hoffmann setzt auf starke Kontraste, satte Farben, coole Dutch-Angles und eine wunderbar desolate Bildsprache, während der Soundtrack bedrohlich im Hintergrund schwelt.