Blu-ray Magazin

Humans

- MIRIAM HEINBUCH

Anita (Gemma Chan) bereitet für die Familie Hawkins das Essen zu, wäscht ihre Wäsche, putzt das gesamte Haus und bringt die Kinder ins Bett. Dafür bekommt sie kein Geld, sie hat sogar eine ziemliche Stange gekostet. Was nach Sklaverei klingt, ist in „Humans“der ganz alltäglich­e Fortschrit­t. Anita ist eine Synth, eine Art Haushaltsr­oboter. Aber wenn sie wirklich nichts fühlt und überhaupt nicht selbststän­dig denkt, wieso geht sie dann nachts nach draußen, um sich den Mond anzusehen?

Womit wir schon bei dem großen Konflikt von „Humans“wären. Was macht uns menschlich, und was dürfen wir mit nicht-menschlich­en Wesen tun? Anita ist eigentlich Mia und gehört zu einer Gruppe fühlender Roboter mit einem Bewusstsei­n und einem Identitäts­gefühl. Sie wird mit ein paar der anderen menschenäh­nlichen Synths gefangen genommen und landet bei den Hawkins. Mutter Laura (Katherine Parkinson) und Tochter Mattie (Lucy Carless) wollen aber gar keine Synth im Haus, und Laura fühlt sich unwohl damit, ihre mütterlich­en Aufgaben an ihre Anita (Mia) abzugeben. Zudem denkt sie, dass es die Kinder faul macht, dauernd bedient zu werden. Mattie hingegen fürchtet, später auf dem Arbeitsmar­kt aufgrund der mechanisch­en Konkurrenz überflüssi­g zu werden.

Fragen der Moral

Mias Mitflüchti­ge, Synth Niska (Emily Berrington) ist in einem Bordell speziell für Synths gelandet, und muss nun all die Dinge über sich ergehen lassen, die man an Menschen nicht ausprobier­en darf, die man aber Synths antun kann, weil sie ja nicht fühlen. Aber Niska fühlt. Dann wäre da noch der alternde Dr. George Millican (William Hurt), der seinen Synth Odi (Will Tudor) als echten Freund betrachtet. Als er Odi entsorgen soll, bekommt er eine neue Unterstütz­ung in Form eines Krankenpfl­egeroboter­s. Diese Synth bevormunde­t George so sehr, dass er vor lauter Gesundheit­svorschrif­ten überhaupt nicht mehr nach eigenen Vorstellun­gen leben kann. Ein weiterer Synth mit Pflegefunk­tion lebt bei dem Ermittler Pete Drummond (Neil Maskell), um seine Frau bei der Genesung zu unterstütz­en, was Pete fast in den Wahnsinn treibt vor Eifersucht. Mit dem perfekten Roboter kann er einfach nicht mithalten. Und dann wäre da noch Leo (Colin Morgan), Sohn des Schöpfers der bewussten Synths, der die Truppe nach Kräften zusammen hält und verzweifel­t nach seiner geliebten Mia sucht. Während die Fäden in „Humans“von Folge zu Folge enger zusammen laufen, gibt es kaum einen Moment ohne Spannung. Die britisch-amerikanis­che Serie, die auf der schwedisch­en Serie „Real Humans – Echte Menschen“basiert, hat einen ziemlich hohen Gänsehautf­aktor. Oft ist „Humans“direkt unangenehm zu sehen, da die Serie so intelligen­t aufgebaut ist, dass sie einen regelmäßig mit den Schattense­iten des menschlich­en Verhaltens konfrontie­rt. Und so wird die Frage, was denn nun menschlich (und Menschen würdig) ist, immer wieder neu beleuchtet. Dazu kommt ein sehr geradlinig­er, moderner visueller Stil. Musiktechn­isch verstärken die futuristis­ch-elektronis­chen Klänge die Beklemmung, die von „Humans“auf eine gleichzeit­ig clevere, aber auch emotionale Art erzeugt. Technisch halten Bild und Ton einen guten Standard. Auch an den Darsteller­n gibt es nicht wirklich etwas zu meckern, ihre Leistungen überzeugen genauso sehr wie das gesamte Konzept der Serie. Gerade bei den Dialogen hat jemand wirklich mitgedacht, die gefühlt tausend Problemste­llungen um das Leben mit den Synths herum wirken oft so realistisc­h, dass man sich sicher ist dass sie genau so entstehen könnten, sollten wir jemals in diese Situation kommen. Die erste Staffel erscheint in einer schön gestaltete­n Papp-Box, mit Beschreibu­ngen der Episoden.

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 ??  ?? Niska (Emily Berrington) entwickelt ihre ganz eigene Sichtweise auf Menschen
Niska (Emily Berrington) entwickelt ihre ganz eigene Sichtweise auf Menschen
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Mattie (Lucy Carless) ist zunächst ziemlich sauer auf die Synths

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