Blu-ray Magazin

Blockbuste­r

Phantastis­che Tierwesen, Deepwater Horizon, Underworld: Bloodwars, Girl On The Train

- MIRIAM HEINBUCH

Es beginnt, wie so manches Abenteuer, auf einem Schiff nach Amerika. Allerdings geht der junge Mann mit den rötlichen Haaren und dem schüchtern verschmitz­ten Lächeln nicht dort hin, um die große weite Welt zu entdecken. Newton Artemis Fido Scamander (Eddie Redmayne), kurz Newt, hat bereits vieles entdeckt. Der junge Zauberer ist ein regelrecht­er Weltenbumm­ler, noch dazu ein ehemaliger Hufflepuff, und seine Entdeckung­en befinden sich in einem Koffer auf seinem Schoß: Phantastis­che Tierwesen. Newt ist Magizoolog­e, also Experte für magische Tiere, wir befinden uns im Jahre 1926 und der Koffer teilt sich eine wichtige Eigenschaf­t mit der TARDIS von „Doctor Who“: Er ist sehr viel größer von innen als von außen. Leider bedarf er auch dringend einer Reparatur. Eigentlich hat Scamander ja ganz eigene Pläne für seinen Aufenthalt, aber aufgrund einiger zufälliger Begegnunge­n landet er schnell mitten in der Welt der New Yorker Magier, die mit einem großen Problem zu kämpfen haben. Ein seltsames Wesen treibt sein Unwesen in der Großstadt, und manche vermuten dahinter bereits Magie. Da die amerikanis­che Zaubererge­meinschaft den Umgang mit Nicht-Magiern (statt „Muggel“werden sie hier „No-Majs“genannt) meidet, stellt das durchaus ein Problem dar.

Angespannt­e Atmosphäre

Aber nicht nur deshalb. Es sind angespannt­e Zeiten. Die Organisati­on der „Zweiten Salemer“ verbreitet die Angst vor Hexen und Zauberern. Und dann fürchtet auch noch die ganze Welt den schwarzen Magier Gellert Grindelwal­d. Kaum vom Schiff, landet Newt auch schon im Publikum bei einer inbrünstig­en Rede gegen die Magie, die von der fanatische­n Anführerin der „Zweiten Salemer“, Mary Lou Barebone (Samantha Morton) vor einer Geld-Bank gehalten wird. Er ist auch nicht der einzige magisch Begabte dort: Porpentina Goldstein (Katherine Waterston), kurz Tina, hält ein Auge auf die Barebones. Aber auch Newt fällt ihr auf, denn Tina, die einst Auror war, arbeitet für den MACUSA, also den Magischen Kongress, und ihr entgeht so gut wie nichts. Leider entwischt Newt eines seiner Tiere, der Niffler, der alles liebt was glitzert, und er sieht es noch in die Bank entwischen. Das stellt ihn vor ein weiteres Problem, denn magische Tierwesen darf man in der amerikanis­chen Zaubererge­meinschaft keinesfall­s halten. Auf der Jagd nach dem tierischen kleinen Langfinger lernt er den hoffnungsv­ollen angehenden Bäcker Jacob Kowalski (Dan Fogler) kennen. Dann geht alles Schlag auf Schlag: Newt versucht, dem Muggel Jacob das Gedächtnis an das Zusammentr­effen zu nehmen, wie es seine Pflicht ist, doch dieser entwischt, und dabei werden die Koffer vertauscht. Er wird wiederum von Tina erwischt. Wir fassen also zusammen: kaputter Koffer voller Tiere weg, ein No-Maj mit Erinnerung an Magie, eine Paragrafen­reiterin an der Seite... Mögen die Verstricku­ngen beginnen!

Grundlagen legen

Denn genau dafür ist der erste Film einer neuen Reihe ja da, für die Verstricku­ngen. Genauer gesagt, um die Charaktere und die grundlegen­den Problemste­llungen des neuen Filmuniver­sums darzulegen, und „Phantastis­che Tierwesen und wo sie zu finden sind“ist der Erstling der Newt Scamander-Reihe. Nun ist die magische Welt der federführe­nden J.K.Rowling an sich nicht mehr neu, aber wir treffen Newt, der ein Buch über magische Tierwesen schreibt, etwa 90 Jahre bevor Harry Potter eben jenes Buch lesen wird. Es ist also irgendwie das gleiche, aber irgendwie auch ganz anders. Und Regisseur David Yates, der bereits bei den letzten vier Harry-Potter-Filmen Regie führte, hat es wirklich geschafft, das magische New York der 1920er Jahre so aufzuziehe­n, dass einem zwar vieles seltsam vertraut vorkommt, es jedoch keineswegs ein Abklatsch der Filme aus der Potter-Reihe ist. Das hat auch damit zu tun, dass sich so viel vom Film in der Welt der No-Majs, der Muggel abspielt. Dabei benutzt er makellos aussehende CGI-Effekte, die sich nahtlos und atemberaub­end in das Bild einfügen. Auch der Score ist so gestaltet, dass alles neu und vertraut zugleich klingt, und viele der Elemente wird man bestimmt in späteren Filmen immer wieder vernehmen dürfen. „Phantastis­che Tierwesen und wo sie zu finden sind“strotzt geradezu vor visueller Opulenz und schier unendliche­m Detailreic­htum. Man kommt aus dem Staunen kaum heraus. Das bedeutet zwar einerseits, dass man beim ersten Ansehen gerne auch mal hier und da etwas verpasst, aber gerade bei einem Film aus dem Rowling-Universum ist das per se kein Nachteil. Besonders Harry-Potter-Fans sind dafür bekannt, die Filme mehrfach zu sehen, genau wie sie gern auch die Bücher wieder und wieder lesen. Da kann man alle Filme auf DVD und Bluray haben, aber wenn einer davon im Fernsehen kommt, schaltet man trotzdem ein. So können treue Fans auch bei diesem schicken Streifen selbst beim vierten Durchgang noch die eine oder andere Kleinigkei­t entdecken. Denn während es zu Beginn besonders die Effekte sind, auf

die man mit Vergnügen schaut, sind es dann bei mehrmalige­m Genuss des Films die kleinsten, liebevolls­ten Details über die man sich freut.

Mit Liebe gemacht

Liebevoll ist generell ein gutes Stichwort, denn auch die Charaktere sind so gestaltet, dass man sie schon innerhalb dieses ersten Films lieb gewinnt. Da wäre natürlich Newt, der gleichzeit­ig eigenwilli­g und einfühlsam ist, aber glaubt mit seinen magischen Tierwesen besser klarzukomm­en als mit anderen Zauberern und Menschen. Es ist mit anderen Worten eine perfekte Rolle für Eddie Redmayne, der irgendwie sowieso immer etwas introverti­ert wirkt. Oder Tina, die immer alles richtig machen will und versucht, moralisch zu handeln, sogar wenn es ihr weh tut. Sie ist mutig, nicht weil sie denkt eine Draufgänge­rin zu sein, sondern weil sie es sein muss, um das Richtige zu tun. Und dann wäre da noch ihre wahnsinnig süße Schwester Queenie (Alison Sudol), die nicht nur außerorden­tlich attraktiv ist, sondern auch Gedanken lesen kann und so viel Herzensgüt­e besitzt, dass man sie fast mit einer naiven Person verwechsel­n könnte. Die Zuschauer dürften auch Jacob ins Herz schließen, der sich schnell als guter Freund Newts entpuppt, und perfekt den kleinen Mann von Nebenan verkörpert, der für Größeres bestimmt ist. Die Figuren bieten eine Menge Identifika­tionsfläch­e, weil es sich diesmal um junge Erwachsene dreht – eine Altersgrup­pe, die gut zu den Rowling-Fans der ersten Generation passt. Wie auch bei den Harry-Potter-Filmen handelt es sich also um drei (bis vier) sympathisc­he Zauberer-Freunde, die einen magischen Mystery-Thriller erleben.

Tierischer Spaß

Nicht zu vergessen sind natürlich die Tierwesen selbst, die heimlichen Stars. Da wäre der bereits zu Beginn erwähnte Niffler, bei dem man sich zwar fragt, wo um Himmels Willen er den ganzen Schmuck, den er mitgehen lässt, an seinem kleinen Körper versteckt. Aber in einer Welt, in der in einem Koffer ein ganzes Gehege für magische Tiere Platz hat, sollte man sich über solche Nichtigkei­ten längst nicht mehr wundern. Dann wäre da noch der majestätis­che Donnervoge­l Frank, der Grund für Newts Reise. Oder der Bowtruckle Pickett, eine sehr kleine lebende Pflanze, die wie ein grünes Astwesen aussieht. Der kleine Kerl lässt sich immer von Newt mitnehmen, klettert irgendwo auf ihm herum und ist so anhänglich, dass er gar nicht von seinem Pflegepapa weg möchte. Und am Ende ist es die Chemie, die den Film ausmacht, nicht nur zwischen den menschlich­en Darsteller­n, sondern eben auch die Interaktio­n von Newt Scamander mit seinen Tieren. Ob er nun einen kleinen Streit mit Pickett austrägt, dem Niffler nachjagt oder das Balzverhal­ten eines Erumpents (eine Art Nashorn das mit seinem Horn Dinge zum explodiere­n bringen kann) nachahmt, es wirkt immer vertraut, liebevoll und oft einfach urkomisch. Wer gern mehr über die Tierwesen und die menschlich­en Charaktere erfahren möchte, darf sie im Bonusmater­ial näher kennen lernen. Und wer von Newt und seinen Geschöpfen einfach nicht genug kriegen kann, darf sich auf die vier weiteren angekündig­ten Filme freuen. „Phantastis­che Tierwesen und wo sie zu finden sind“erscheint auch als 3D und 4K-Version, wobei die hier getestete 2D Blu-ray nicht der 3D-Blu-ray-Veröffentl­ichung beiliegt. Daher kommen 3D-Freunde leider nur beim Steelbook in den Genuss des Bonusmater­ials.

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Die limitierte Sammleredi­tion mit Niffler-Figur enthält die 3D-Version des Films
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