Alles, was wir hatten
Das Leben von Rita Carmichael (Katie Holmes) bietet viele Gründe, weshalb sie sich wünscht, ihrer pubertären Tochter Ruthie (Stefania LaVie Owen) etwas besseres zu ermöglichen. Ständig ist sie auf der Flucht vor einem Alltag, in dem sie von ihrem Lover geschlagen wird oder aus Geldmangel ihren Körper verkauft. Nach ihrer letzten Flucht lassen sich die beiden notgedrungen in der Kleinstadt Fat River nieder, da ihr Auto den Geist aufgibt. Dort finden sie Arbeit in einem kleinen Café, verschaffen sich ein Haus und treffen Leute, die quasi zu ihrer neuen Familie werden. Allerdings nicht nur zum Guten, denn Gewalt, Geldprobleme, Alkohol und Drogen suchen sie auch hier heim und sorgen langsam dafür, dass sich Ruthie charakterlich zu ihrer Mutter entwickelt: Gebrochen und ohne positive Zukunftsvision. Dennoch hilft ihnen ihr neues, soziales Umfeld. So findet das Mädchen beispielsweise Halt bei ihrer Transgender-Freundin Peter Pam (Eve Lindley), die ihren naiven Karriere-Träumen im Showbusiness hinterher jagt. Katie Holmes‘ Regie-Debut ist ein Wechselbad der Gefühle, das von dramaturgischer Langeweile bis hin zur gut beobachteten Alltagssituation, von depressiver Hoffnungslosigkeit zu hoffnungsvollen Glücksmomenten reicht. Zur klassischen Milieustudie reicht es zwar nicht, da das Umfeld eine untergeordnete Rolle spielt, während die Mutter-Tochter-Beziehung im Fokus steht. Auch die Abwesenheit einer Vaterfigur scheint Ruthie große Schwierigkeiten zu bereiten, wobei die glücklichsten Momenten jene sind, in denen sie ins Ungewisse fahren. In diesen Szenen steckt viel Melancholie, was Holmes sowohl als Regisseurin, als auch als Hauptdarstellerin solide in Szene gesetzt hat.