Blu-ray Magazin

Kinder des Zorns III – Das Chicago Massaker

- FALKO THEUNER

Dass sich Generation­enkonflikt­e auch durchaus anders lösen lassen, als mit der Sichel in der Hand, hätte dem fanatisch religiösen Jungen Eli (Daniel Cerny) vielleicht einmal jemand beibringen sollen. Doch nun steht er mit seiner Bibel aus Mais und Korn da, hält Hetzreden gegen Ungläubige und beginnt aus unerfindli­chen Gründen teuflisch zu lachen, wenn wieder ein armes Opfer durch Pflanzen-Tentakel, Feuer oder spitze Gegenständ­e sein Ende findet. Auch als Eli und sein Stiefbrude­r Joshua (Ron Melendez) vom Lande in die Stadt nach Chicago ziehen, um nach dem gewaltsame­n Tod ihres zu Gewaltanfä­llen neigenden (Stief-)Vaters bei ihren neuen Pflegeelte­rn zu leben, kann der Jüngere von beiden einfach nicht von seinen Hobbys lassen: Auf dem Nebengrund­stück befindet sich eine stillgeleg­te Industriea­nlage, auf deren Grund er den fiesen Mais anbauen kann, der schon so viele Menschenle­ben zerstört hat. Und da sein neuer Ziehvater ein Händler für Getreidepr­odukte ist, steht sein Plan fest, die „große Botschaft“in die weite Welt zu exportiere­n. Jeder, der Eli dabei im Weg steht, wird natürlich zu Dünger verarbeite­t, was seinen Fokus als erstes auf die neue Ziehmutter lenkt.

Junger Mais

Als Stephen King 1977 seine Kurzgeschi­chte im Erotik-Magazin Penthouse veröffentl­ichte, hätte er vermutlich kaum gedacht, dass diese im Laufe der Jahre über neun Verfilmung­en erhalten wird. So gänzlich neu waren seine Ideen damals nämlich nicht. Schließlic­h war es auch zu dem Zeitpunkt schon ein bekannter Kniff, den Horror auf so etwas harmlos und unschuldig erscheinen­des wie ein Kind bzw. Kinder zu übertragen. Man denke nur an William Friedkins „Der Exorzist“(1973). In Kombinatio­n mit einem Kult, der das Korn, also die wirtschaft­liche Grundlage des ländlichen Lebens, anbetet, wie es Thomas Tryon in seiner 1973 erschienen­en Geschichte „Harvest Home“beschrieb, entsteht daraus das angsteinfl­ößende Szenario einer jungen Generation von Fanatikern und Extremiste­n, die sich an der Eltern-Generation für die zerschunde­ne und ausgebeute­te Welt „bedankt“.

Alter Mais

Die dritte Verfilmung der Steven-King-Geschichte als „Horror-Klassiker“zu bezeichnen geht aufgrund seiner günstigen Produktion, der laienhafte­n Darsteller und der unfreiwill­ig komischen Effekte wohl doch zu weit. Daher gibt es auch keinen Grund die De-Indizierun­g des Streifens und dessen Neubewertu­ng (FSK 16) großartig zu feiern. Wer dennoch im großen StephenKin­g-Jahr Lust hat, einfach der Vollständi­gkeit halber auch die trashigere­n Filme vor dem heimischen Bildschirm zu konsumiere­n, kann nun immerhin erstmals das ungekürzte Machwerk im freien Handel erstehen.

Von der Bildqualit­ät sollten sich die Käufer allerdings nicht allzu viel erhoffen. Obwohl es auf 35-Millimeter-Film gedreht und gelagert wurde, so gibt es doch nicht wenige Szenen, deren Schärfe, Kontrast und Farben unter VHS-Niveau abfallen. Selbst in den besser erhaltenen Film- teilen merkt man dem Streifen seine über 22 Jahre an, die er mittlerwei­le auf dem Buckel hat. Logischerw­eise sind von den visuellen Mängeln insbesonde­re auch die Spezialeff­ekte betroffen, die die übliche King-sche Manifestat­ion des Bösen oder auch Anderswelt­lichen am Filmende darstellen sollen.

Ähnlich sieht es beim Ton aus, der in PCM 2.0 vorliegt und aufgrund des originalen „Ultra-Stereo“-Audio-Mixes dennoch eine ganz gute, wenn auch ausschließ­lich frontale Signalortu­ng besitzt. Der Klang wirkt hingegen blechern und komprimier­t. Und auch von einer Dynamik ist kaum etwas zu merken.

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Mari Morrow (Hier als Maria Elkman) hatte über die Jahre viele Gastauftri­tte in Serien
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Ein Junge und sein selbst gepflanzte­r Mais, das ist doch Idylle pur - oder nicht?

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