Ripper Street
Drei Jahre danach: Und wieder einmal zersprengten die verstörenden Ereignisse des letzten Staffelfinales die drei Ermittler der „Ripper Street“in alle Himmelsrichtungen, wobei Inspektor Drake (Jerome Flynn) als im wahrsten Sinne des Wortes harter Kern der Polizeiwache des Londoner Stadteils Whitechapel erhalten blieb. Von Scotland Yard für die Erfassung des mutmaßlichen Mörders Isaac Bloom (Justin Avoth) als Held gefeiert, missfällt ihm sein Platz im Rampenlicht der Presse. Doch ein neuer Fall fordert seine Aufmerksamkeit: An den Hafendocks wurde die Leiche eines indischstämmigen Rechtsanwalts angespült, mit durchgeschnittener Kehle. Drake sieht sich gezwungen, Captain Homer Jackson (Adam Rothenberg) zu Rate zu ziehen, den er vermutlich erst einmal aus seinem Komaschlaf der letzten durchzechten Nacht reißen muss. Doch weit gefehlt: Jackson arbeitet bereits an seinem Bürotisch mit einer vehementen Motivation, deren Ursprung der Zuschauer bald kennen lernen wird. Kaum warnt ihn sein kindlicher Spion vor, beseitigt er alle Beweise, ergänzt seinen Körperduft ein wenig mit „Eau d’alcool“und fläzt sich trunken ins ungemachte Bett – fertig ist der klischeebewusste Captain, der sich um niemand anderes schert, als um sich selbst. Noch nicht einmal um seine Ehefrau Susan (Anna Buring), wie ihm Drake vorwirft. Diese sitzt nun nämlich im Gefängnis, hat ihren Sohn hinter Gittern zur Welt gebracht und wartet auf ihre Exekution, die in wenigen Tagen stattfinden soll. Hoffentlich irrt sich Drake, was Jacksons Einstellung zu seiner großen Liebe angeht.
Die Analyse der Leiche und ihrer Kleidung führt die Ermittler in den Hyde Park, in dem derzeit zahlreiche Militär-Bataillone aus der ganzen Welt ihre Zelte aufgeschlagen haben, um der ebenfalls in wenigen Tagen stattfindenden Parade zu Ehren des diamantenen Jubiläums von Queen Victoria beizuwohnen. Doch was genau hat der Tote mit diesem geplanten Festakt zu tun? Währenddessen frönt Edmund Reid (Matthew Macfadyen) zusammen mit seiner wiedergefundenen Tochter Mathilda (Anna Burnett) seinem Ruhestand, wobei sein größtes Problem darin besteht, die Avancen seiner verwitweten Nachbarin abzuwehren ohne den Kodex eines Gentleman zu verletzen. Sein Herz gehört schließlich der charmanten Deborah Goren (Lucy Cohu), die ihn nach langer Zeit aufsucht, um mit ihm den Fall ihres Bekannten, Isaac Bloom, zu besprechen. Sie bittet ihn, zurück zu kehren, um den ihrer Meinung nach Unschuldigen zu entlasten und seine Exekution zu verhindern.
Perfekte Unterhaltung
Die vierte Staffel ist also in jedweder Hinsicht ein Wettlauf gegen die Zeit, was sie auch zur bislang spannendsten macht. Eine drohende Exekution jagt die nächste und das große Ereignis um Queen Victoria entwickelt sich zu einer Katastrophe. Und das, obwohl der Fortschritt rasant voran getrieben und die Polizeiarbeit durch neue Technologien wie Telefon und Mikrofilm erleichtert wird. So richtige Magie entspringt natürlich erst wieder, wenn die drei Protagonisten erneut aufeinandertreffen und trotz persönlicher Reibungspunkte das tun, was sie am besten können: Ermitteln. Das Päckchen, was jeder zu tragen hat, ist inzwischen schwerer geworden als jemals zuvor und einer von ihnen wird am Ende einen verdammt großen Preis für seine Dienste zahlen müssen. Doch erst einmal werden neue Charaktere eingeführt, die vor allem die Polizeiwache stark verjüngen. Einige dürften Matthew Lewis noch als Neville Longbottom aus den „Harry Potter“-Filmen kennen. Nun spielt er einen Sergant Drummond, der als Polizist recht kompetent wirkt. David Threlfall („Hot Fuzz“) wiederum spielt Abel Croker, einen Händler, der die Leiche am Hafen gefunden hat. Der älteste Neuzugang dürfte David Warner („Star Trek: TNG“, „Titanic“) sein, der als Rabbi Max Steiner in drei Episoden auftritt. In technischer Hinsicht ist das Bild wie auch schon in den drei Vorstaffeln extrem gut und nicht nur im Seriensektor eine klare Referenz. Dank des perfekten Kontrasts und der hohen Kanten- und Detail-Schärfe ist die Plastizität enorm und es macht einfach Spaß, die viktorianischen Kulissen und Kostüme in solch hoher Qualität genießen zu können. Ähnlich sieht es beim Ton aus, der sogar mit einer gewissen Räumlichkeit punkten kann. Gäbe es noch Bonusmaterial, wäre das Produkt vollkommen. Aber so erhält der Käufer immerhin sieben wirklich grandiose Episoden in makelloser Form.