THE GREASY STRANGLER
In Los Angeles leben Big Ronnie (völlig furchtlos: Michael St. Michaels) und sein in die Jahre gekommener Sohn Big Brayden (Sky Elobar) davon, unbedarften Touristen die – möglicherweise nur angeblichen – Lebensstationen bekannter Disco-Größen zu zeigen. Auf diesem Wege lernen sie auch die junge Janet (Elizabeth De Razzo) kennen, die umgehend Interesse an Brayden entwickelt. Der ist jedoch sozial, sexuell und intellektuell so inkompetent, dass sein herrischer Vater sich die vermeintliche Schönheit zeitnah unter den Nagel reißt. Da sie im selben Haus wohnen, kommt es schon bald zu Konflikten. Als wäre die Dreiecksbeziehung nicht kompliziert genug, fürchtet Brayden, dass sein Vater der „fettige Würger“sein könnte – ein Serienmörder, der sich mit Bratfett einreibt und an den Tatorten nichts als Fettflecken hinterlässt. Braydens Vermutung ist naheliegend, denn Ronnie kippt sich auch Bratfett statt Milch in den Kaffee und hat zur Bedingung des Zusammenwohnens gemacht, dass sein Sohn so fettig wie möglich kocht. Nun muss Brayden nicht nur das Herz seiner untreuen Freundin zurückerobern, sondern sich auch noch gegen seinen Vater auflehnen. Aber dann kommt alles anders.
Fett ist das neue Schwarz
Es gibt Geschichten, die erzählt Hollywood immer wieder, weil sie unmittelbar ein breites Publikum ansprechen. Und es gibt Geschichten, die stechen auf irgendeine ästhetische ansprechende Art und Weise aus der Masse heraus. „The Greasy Strangler“passt in keine der Kategorien. Jede Hoffnung auf guten Geschmack muss fahren lassen, wer diesen Film ansieht. Aber nicht nur aus visuell-ästhetischer Sicht ist die Story über den Bratfett-Killer – nennen wir es mal „eigen“. Seien es die (im guten Sinne) grotesken Dialoge, der skurrile Humor oder die subtil-brachialen Synthesizer-Musik – „The Greasy Strangler“ist eine Zelluloid gewordene Party des schlechten Geschmacks, auf die man sich entweder vollständig einlässt, oder sie komplett ablehnt. Am ehesten beschreiben ließe sich „The Greasy Strangler“vielleicht als eine Mischung aus „New Kids“, Monty Python und den frühesten Werken von Peter Jackson, nur mit mehr Penisprothesen, Sex und – natürlich – Bratfett. Der Humor ist so unkonventionell, dass einem das Lachen durchaus manchmal peinlich sein kann. Hier ließe sich ein Vergleich mit Tom Green ziehen, dessen verquer-witziger „Freddy Got Fingered“2001 von den Kritikern vernichtet und von einer kleinen Fangemeinde gefeiert wurde. Wer lachen kann, wenn Tom Green einen überfahrenen Hirsch ausweidet und ihn sich als Kostüm anzieht, der kann auch lachen, wenn in „The Greasy Strangler“die verschrobenste Vaterfigur der jüngeren Filmgeschichte eine halbe Grapefruit zum Frühstück mit einem Kännchen Fett garniert und amourös darin herumfingert.
Eine verkappte Liebesgeschichte
Operiert man „The Greasy Strangler“alles Unkonventionelle heraus, bleibt eine schmal gehaltene Geschichte um Liebe und fehlgeleitete Treue übrig, deren emotionale Logik sich nur bedingt erschließt. Das ist schade, denn in dieser Hinsicht macht der Film nicht den Eindruck, als solle auch diese Erzählkonvention demontiert werden, sondern als hätte Autor und Regisseur Jim Hosking vor lauter hämischer Freude über die Unkonventionalität seines fettigen Würgers vergessen, sich eine schlüssige Handlung auszudenken. Zwar ist der Plot nicht völlig sinnbefreit, aber ein bisschen stringenter hätte die Dreiecksbeziehung zwischen Vater, Sohn und der neuen Frau durchaus sein können. Dass das geht, hatte kürzlich der ebenso eigenwillige „Tusk“bewiesen, in dem ein Psychopath Justin Long in ein Walross umbaut. Beide Filme profitieren jedoch von ihren ausgefallenen Effekten. „The Greasy Strangler“, so erzählt Hosking im Bonusmaterial, sollte eigentlich glaubwürdige Effekte bekommen, die jedoch bei der Fertigstellung sehr comichaft aussahen. Weil das zum Inhalt passt, feilte man noch ein bisschen daran und förderte gerade das Lächerliche an den Effekten. Letztlich erinnern die Szenen, in denen der „Bratfett-Killer“– dieser Begriff fällt im Film nie, er entspringt nur dem deutschen Untertitel – seine Opfer erwürgt und ihnen dabei die Augen herausploppen, an die Satiren der 90er Jahre, wie „Hot Shots“oder „Mafia!“. Das passt mittelbar zu den herrlich aufdringlichen Synthesizern, die den Film untermalen: Die Kostüme erinnern an die 70er, der Soundtrack an die 80er und die Effekte an die 90er Jahre. Als Bonusmaterial bietet die Blu-ray zwei informative, aber viel zu kurze Featurettes, die sich mit dem Drehort und den Effekten befassen. Der Ton ist ganz gut gelungen, beim Bild muss man ein paar Abstriche machen, besonders was die Schärfe angeht. Aber dass sie in Randbereichen des Bildes auffällig abnimmt, passt wiederum zum Flair dieses wahlweise genialen oder grottigen Machwerks.
Haben Sie eine Abneigung gegen Filme, in denen sämtliche Körperflüssigkeiten, die ein Mensch so absondern kann, vorkommen? In denen alte, verschrumpelte Männer mit jungen, übergewichtigen Frauen schlafen? In denen der Speck so richtig fettig gebraten wird? Dann blättern Sie jetzt besser ganz schnell weiter …