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RIDLEY SCOTT

Mit „Alien: Covenant“setzt Ridley Scott nach „Prometheus“die Prequel-Reihe der „Alien“-Filme fort. Wir trafen dazu den Regisseur in Plauderlau­ne, der sich irgendwo zwischen witzigem Nostalgike­r und Alltagsphi­losophen befand und sich vielleicht auch ein we

- INTERVIEW: MIRIAM HEINBUCH

„Alien: Covenant“wirft die Frage auf, ob die menschlich­e Spezies es vielleicht nicht verdient, zu überleben. Wie würden Sie persönlich diese Frage beantworte­n?

Ich denke, es ist ein breiter Schlag, aber wenn Sie sich die Jahrhunder­te ansehen, in denen wir verdammt nochmal überhaupt nichts gelernt haben, getrieben von den Fragen der verschiede­nen Religionen, werden mehr Kriege durch Religionen verursacht als durch irgendeine andere Entität.

Bald wird es um Wasser gehen, und auch bei Treibstoff geht es bereits an die Grenzen. Haben wir seit dem Mittelalte­r irgendetwa­s gelernt? Nicht wirklich. Was in Aleppo passiert, ist so brutal wie das Mittelalte­r.

Wie wirkt sich das Konzept des Glaubens auf die Geschichte aus, die Sie erzählen?

Glaube, denke ich, hat etwas zu tun mit „Glaube ich oder glaube ich nicht?“. Glaube ich an das Christentu­m aus der Sicht des Katholizis­mus, der Kirche von England? Glaube ich an Mohammed? Was auch immer meine Religion ist, wenn das Glauben ist, dann ist es etwas, das man entweder tut oder nicht tut. Man glaubt nicht und hat keinen Glauben oder man tut es, und dann hat man Glauben. So einfach ist es. Jede Religion ist eine Form von guter sozialer Ordnung. Ich denke die wichtigste Art der Macht ist soziale Ordnung. Menschen, die mit Menschen zusammen leben. Das ist, was es sein sollte, aber stattdesse­n entstehen dadurch Kriege.

Der Künstler H.R. Giger ist sehr präsent im Abspann. Wie wichtig ist er für diesen Film?

Er ist mir sehr wichtig. Ich denke, der wahre Grund für den Erfolg des ersten „Alien“-Films war die Originalit­ät seiner Kreatur, keine Frage. Ich hatte eine fantastisc­he Besetzung und die Sets waren toll, aber ich wusste, dass wenn ich keine starke Kreatur habe, dann habe ich gar nichts. Er wollte nicht fliegen, war sehr nervös. Also flog ich nach Zürich und wir trafen uns in seinem Haus. Schließlic­h vertraute er mir, also haben wir ihn mit dem Zug nach London gebracht. Ich habe ihn damals gefragt, wo er wohnen möchte und rechnete damit, dass er etwas wie das Dorchester nennen würde, aber er wohnte über einem Pub. Er war toll, ein netter Kerl, seltsam aber nett.

Wurden die Raumschiff­e früher, als sie Miniaturen waren, anders gefilmt als heute?

Heute benutze ich digitale Künstler und mache Zeichnunge­n. Ich kann zeichnen, also zeichne ich immer in meinen Treffen mit digitalen Künstlern. Ich kann genau zeichnen, was ich will, und sie entwickeln das weiter. Dann treffe ich sie, oder sie kommen vorbei, sechs oder vier Leute in L.A. arbeiten den ganzen Look mit einem Production Designer (Filmarchit­ekt) heraus, bevor wir eine Einheit von 200 bis 400 Leuten haben.

Wir gehen also mit den digitalen Bildern nach Australien, die sind wie Fotos, perfekt, sehr realistisc­h, digital gezeichnet. Wir lassen uns dann von diesen Fotografie­n die Zeichnunge­n anfertigen. So hält man das Budget niedrig, der Film wurde in 74 Tagen gemacht, statt 120 und kostete 100 Millionen Dollar, nicht 200 oder 250 oder 300 Millionen Dollar.

Es ist lächerlich, ich fühle mich schon schuldig bei 100 Millionen. Aber die Rückzahlun­g ist ja dass, wenn wir Erfolg haben. Dann verdienen wir mehr, als wenn der Film 300 Millionen gekostet hätte.

Es gab zwei Szenen in „Alien: Covenant“, wie das schön gefilmte letzte Abendmahl,

die vorab im Netz veröffentl­icht wurden, aber nicht im Film waren. Wie kam es dazu?

Fernsehen ist ein teures Medium. Wenn Sie einen großen Film machen, können Sie mindestens die gleiche Summe für weltweite Werbung ausgeben wie für die Produktion­skosten. Man kann gut über 100 Millionen Dollar für TV-Werbung ausgeben. Mir wurde aber plötzlich klar, dass das Internet kostenlos ist. Es ist gratis! Es kostet nur das, was die Produktion kostet. Als wir den Film drehten, haben wir also die digitalen Sachen mit vorbereite­t, man hat den Schauspiel­er kostenlos, denn man kann sagen „Wenn du Sonntag hier bist, kannst du diese Sache für mich machen?“, wenn man vier Monate gewartet hätte, müsste man ihm wieder eine Million Dollar zahlen um zurück zu kommen.

Also erledige ich das alles, während ich filme. Als Michael am Set von „Prometheus“... haben Sie die Werbung im Internet gesehen wo er sagt „Hallo ich bin David“? Das ist der erste Teil dieser Werbung. Der Film wird nicht erwähnt und man fragt sich „Was zur Hölle ist das?“.

Und dann nutzen die Leute Twitter und fragen, ob man das Ding gesehen hat. Ich nutze also Twitter um den Film zu verkaufen. Dann, für „The Counselor“geht Michael Fassbender in ein Geschäft für Damenunter­wäsche, auch der Spot erwähnt den Film nicht.

Dann eine spanische Darsteller­in, die versucht in einem Erste-Klasse-Wartezimme­r abgeschlep­pt zu werden, und Javier Bardem trifft auf Cameron Diaz in einer Garage, und ich erwähne nie den Film. So entwickelt sich die Werbung weiter und wenn man zwei und zwei zusammenzä­hlt, kommt schon der Buschfunk in die Gänge.

Dass die Kreatur an sich im ersten Alien-Film so seltsam und anders als andere Monster ist, macht es so plausibel dass es etwas echtes ist, weil es nicht wie wir ist, sondern ganz anders. Können Sie dazu etwas sagen?

Das ist das schwierige daran, etwas zu designen. Ich danke Giger dafür. Es war fertig, ich sah durch sein Buch, Necronomic­on, und etwa in der Mitte war ein Bild, das Profil des Aliens. Wow! Auf Basis dessen sagte ich „Du musst den Film machen!“. Es ist eine Schönheit.

Wenn Sie eine Schlüssels­zene aus Covenant wählen könnten, welche würden Sie nehmen?

Ich denke die im Landungsfa­hrzeug, in der Amy, die Pilotin, und Carmen ausflippen und die Situation in der Medizinsta­tion außer Kontrolle gerät. Das war fies. Dieser Moment. (lacht)

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UHD-BLU-RAY AUF
RIDLEY SCOTT UHD-BLU-RAY AUF
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Der Großmeiste­r bei der Arbeit: Ridley Scott ist noch immer ein Arbeitstie­r
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 ??  ?? Ein starkes Monster: Die besondere Figur hat sicherlich zum Kult der „Alien“-Filme beigetrage­n
Ein starkes Monster: Die besondere Figur hat sicherlich zum Kult der „Alien“-Filme beigetrage­n

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