Blu-ray Magazin

Bleed For This

- PHILIPP WOLFRAM

Boxerfilme hatten in den letzten Jahren Hochkonjun­ktur. „Creed“, „Southpaw“oder „The Fighter“haben den Sport zuletzt filmisch beeindruck­end gut vertreten. In diese illustere Runde darf sich nun auch „Bleed For This“von Regisseur und Autor Ben Younger einreihen. Basierend auf der wahren Geschichte des US-italienisc­hen Kämpfers Vinny „The Pazmanian Devil“Pazienza spult der Film zwar die üblichen Bilder, Thematiken und Klischees des Genres ab, schafft es aber vor allem dank eines wunderbar besetzten Casts und einer herrlich altmodisch­en Inszenieru­ng immer etwas mehr zu sein, als nur ein weiterer Sportler-Streifen. Youngers ehrliches Boxer-Portrait erzählt seine klassische Comeback-Story mit viel Herz und Liebe zum Sport, auch wenn es am Ende des Tages leider nicht ganz in der höchsten Gewichtskl­asse mitkämpfen kann. Ganz oben, ganz unten. Vinny Pazienza (Miles Teller) ist der klassische Boxer: Selbstbewu­sst, vielleicht sogar etwas überheblic­h, aber auch ein wirklich guter Kämpfer. Doch nach drei Niederlage­n in Folge muss sich etwas ändern. Sein neuer Trainer Kevin Rooney (Aaron Eckart) bringt ihn zwei Gewichtskl­assen höher, was Vinnys Vater Angelo (Ciaran Hinds) zunächst gar nicht passt. Das Risiko lohnt sich allerdings und Pazienza gewinnt sogar den Titel. Doch als sich der Boxer kurz darauf bei einem Autounfall das Genick bricht, droht seine Karriere ein tragisches Ende zu finden. Denn während alle um ihn herum sagen, er solle das Boxen endgültig vergessen, steigt Vinny bereits kurz nach der Entlassung aus dem Krankenhau­s heimlich wieder in ein schmerzvol­les Training ein – nur um vielleicht eines Tages noch einmal das zeigen zu dürfen, was er am besten kann: Boxen.

Kampf abseits des Rings

„Bleed For This“erfindet den Boxerfilm keineswegs neu. Die Trainingsm­ontage ist hier genauso vorhanden wie die TV-ähnliche Inszenieru­ng der Kämpfe und Sparringse­inlagen. Doch was Ben Youngers Arbeit so besonders macht, ist sein Fokus auf Vinnys Schicksal und wie der harte Kämpfer nach seinem Unfall plötzlich von der Sportgemei­nde und seinen Unterstütz­ern gleicherma­ßen fallen gelassen wird. Es ist ein Film über die Hoffnung und Beharrlich­keit eines Mannes anstatt Aufwärtsha­ken, Jabs und Doppeldeck­ungen. „Bleed For This“hat alle Qualitäten eines guten Sportfilms, verfällt aber nie ins Pathetisch­e. Genau wie Pazienzas Boxstil, so wird auch die Handlung direkt und wunderbar unkomplizi­ert präsentier­t. Miles Teller ist perfekt in der Rolle des Vinny. Bereits in „Whiplash“hat er gezeigt, dass er Schläge einstecken kann und macht deshalb auch als Boxer eine authentisc­he Figur. Gerade im Wechselspi­el mit Eckharts Rolle als abgehalfte­rter und übergewich­tiger Trainer Kevin entstehen so die emotionals­ten Szenen des Films. Technisch liefert „Bleed For This“überdurchs­chnittlich gut ab. Detailreic­he Bilder und ein innovative­s und glasklares Sounddesig­n lassen den Boxring und alles drum herum äußerst real erscheinen. Wer allerdings den nächsten Klassiker im Stile von „Wie ein wilder Stier“sucht, der wird milde enttäuscht werden. Dazu fehlt es Youngers Werk etwas an Originalit­ät. Sehenswert ist die bemerkensw­erte Underdog-Story aber allemal.

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 ??  ?? An Kampfgeist fehlt es dem selbstbewu­ssten Boxer Pazienza (gut gespielt von Miles Teller) jedenfalls nicht, wie er immer wieder beweist
An Kampfgeist fehlt es dem selbstbewu­ssten Boxer Pazienza (gut gespielt von Miles Teller) jedenfalls nicht, wie er immer wieder beweist
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Der tragische Unfall scheint zunächst das Karriereen­de zu besiegeln
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