Bleed For This
Boxerfilme hatten in den letzten Jahren Hochkonjunktur. „Creed“, „Southpaw“oder „The Fighter“haben den Sport zuletzt filmisch beeindruckend gut vertreten. In diese illustere Runde darf sich nun auch „Bleed For This“von Regisseur und Autor Ben Younger einreihen. Basierend auf der wahren Geschichte des US-italienischen Kämpfers Vinny „The Pazmanian Devil“Pazienza spult der Film zwar die üblichen Bilder, Thematiken und Klischees des Genres ab, schafft es aber vor allem dank eines wunderbar besetzten Casts und einer herrlich altmodischen Inszenierung immer etwas mehr zu sein, als nur ein weiterer Sportler-Streifen. Youngers ehrliches Boxer-Portrait erzählt seine klassische Comeback-Story mit viel Herz und Liebe zum Sport, auch wenn es am Ende des Tages leider nicht ganz in der höchsten Gewichtsklasse mitkämpfen kann. Ganz oben, ganz unten. Vinny Pazienza (Miles Teller) ist der klassische Boxer: Selbstbewusst, vielleicht sogar etwas überheblich, aber auch ein wirklich guter Kämpfer. Doch nach drei Niederlagen in Folge muss sich etwas ändern. Sein neuer Trainer Kevin Rooney (Aaron Eckart) bringt ihn zwei Gewichtsklassen höher, was Vinnys Vater Angelo (Ciaran Hinds) zunächst gar nicht passt. Das Risiko lohnt sich allerdings und Pazienza gewinnt sogar den Titel. Doch als sich der Boxer kurz darauf bei einem Autounfall das Genick bricht, droht seine Karriere ein tragisches Ende zu finden. Denn während alle um ihn herum sagen, er solle das Boxen endgültig vergessen, steigt Vinny bereits kurz nach der Entlassung aus dem Krankenhaus heimlich wieder in ein schmerzvolles Training ein – nur um vielleicht eines Tages noch einmal das zeigen zu dürfen, was er am besten kann: Boxen.
Kampf abseits des Rings
„Bleed For This“erfindet den Boxerfilm keineswegs neu. Die Trainingsmontage ist hier genauso vorhanden wie die TV-ähnliche Inszenierung der Kämpfe und Sparringseinlagen. Doch was Ben Youngers Arbeit so besonders macht, ist sein Fokus auf Vinnys Schicksal und wie der harte Kämpfer nach seinem Unfall plötzlich von der Sportgemeinde und seinen Unterstützern gleichermaßen fallen gelassen wird. Es ist ein Film über die Hoffnung und Beharrlichkeit eines Mannes anstatt Aufwärtshaken, Jabs und Doppeldeckungen. „Bleed For This“hat alle Qualitäten eines guten Sportfilms, verfällt aber nie ins Pathetische. Genau wie Pazienzas Boxstil, so wird auch die Handlung direkt und wunderbar unkompliziert präsentiert. Miles Teller ist perfekt in der Rolle des Vinny. Bereits in „Whiplash“hat er gezeigt, dass er Schläge einstecken kann und macht deshalb auch als Boxer eine authentische Figur. Gerade im Wechselspiel mit Eckharts Rolle als abgehalfterter und übergewichtiger Trainer Kevin entstehen so die emotionalsten Szenen des Films. Technisch liefert „Bleed For This“überdurchschnittlich gut ab. Detailreiche Bilder und ein innovatives und glasklares Sounddesign lassen den Boxring und alles drum herum äußerst real erscheinen. Wer allerdings den nächsten Klassiker im Stile von „Wie ein wilder Stier“sucht, der wird milde enttäuscht werden. Dazu fehlt es Youngers Werk etwas an Originalität. Sehenswert ist die bemerkenswerte Underdog-Story aber allemal.