The Founder
Es gibt diesen Spruch, dass Bösewichte oft die Helden in ihrer eigenen Geschichte sind. Ray Kroc, Gründer des heute Milliardenschweren Fast-Food-Imperiums „McDonald’s“, ist so ein Charakter. Mit viel Ehrgeiz und noch mehr Skrupellosigkeit hat der ehemalige Vertreter aus Illinois einen kleinen Hamburger-Laden an der US-Westküste innerhalb kürzester Zeit in eine international agierende Firma verwandelt und nebenbei auch noch die gesamte Restaurantkultur für immer verändert. John Lee Hancocks Biopic „The Founder“zeigt Krocs kontroversen Weg an die Spitze und erzählt die Entstehung der beliebten Fast-Food-Kette dabei mit einer moralischen Ambivalenz, die so bisher nur in „Hundstage“(1975) oder zuletzt teilweise mit Loki aus den „Thor“-Filmen erreicht wurde. Ray Kroc ist eben wie sein weltbekanntes Schnellrestaurant: Man weiß, dass es eigentlich nicht gut für einen ist, aber irgendwie verfällt man dann doch hin und wieder seinem zweifelhaften Charme.
Genau genommen ist der Titel des Films aber eine Lüge. Denn „gegründet“hat Ray Kroc (Michael Keaton) „McDonald’s“nicht. Bis 1954 tingelte er noch als mehr oder weniger erfolgreicher Vertreter von Milchshake-Mixern durch die Lande, als er zufällig auf die Brüder Mac (John Carroll Lynch) und Dick McDonald (Nick Offerman) trifft, die im kalifornischen San Bernanido einen revolutionären Burger-Imbiss betreiben: Statt 30 Minuten bekommt man sein Essen in 30 Sekunden, Besteck und Geschirr wurden durch Plastikbecher und Papiertüten ersetzt. Begeistert von dem System, überzeugt Kroc die Brüder, den Laden in ein Franchise zu verwandeln. Doch bereits kurz nach dem Vertragsabschluss verfolgt der gewiefte Unternehmer bereits seine eigenen Pläne und expandiert aggressiv mit der Marke „McDonald’s“in die gesamten USA – sehr zum Missfallen der konservativen Brüder und Krocs Frau Ethel (Laura Dern), die mit ihrem Mann lieber ein ruhiges Eheleben führen möchte.
Vom Burgerbrater zum Milliardär
Der Star von „The Founder“ist eindeutig Michael Keaton, der den rigoros vorgehenden Kroc mit einer energetischen Rastlosigkeit verkörpert, sodass man gar nicht anders kann, als trotz seiner fragwürdigen Geschäftspraktiken zu ihm zu halten. Er ist der sympathische Bösewicht des Films und das spiegelt sich in Keatons facettenreichem Schauspiel wider: Stets liebenswert und berechnend-gemein zugleich – eine Gratwanderung, die nur wenigen Schauspielern so gut gelingt. Ergänzt durch die tollen Performances von Lynch und Offerman als Gebrüder McDonald sind es gerade die Zwistigkeiten zwischen Kroc und seinen Geschäftspartnern, die zu den Highlights des Films gehören.
Goldene Bögen überall
Hancock gewährt in „The Founder“zudem einen sehr lebendigen Einblick in die spannenden Anfänge der Fast-Food-Industrie. Gerade zu Beginn, als die Brüder Kroc ihr System erklären, wird selbst das Garnieren mit zwei Gurkenscheiben zum filmischen Erlebnis. Zusammen mit einer dynamischen Kameraarbeit, satten Farben und einer hohen Detailschärfe zeichnet der Film ein wunderbar zeitgenössisches Bild der späten 1950er, dass von einer sehr räumlichen Soundkulisse und passendem Musik-Score unterfüttert wird. Die Extras beschränken sich dagegen auf kurze Featurettes und Interviews. Dennoch ist „The Founder“ein überaus sehenswerter Film über den Aufstieg eines Mannes, der aus der Idee anderer einen Weltkonzern formte.