Regeln spielen keine Rolle
Mitte der 1960er Jahre: Es ist erst zwei Wochen her, seit Frank (Alden Ehrenreich) nach Hollywood gezogen ist, aber er hat bereits einen sehr guten Job: Frank arbeitet als Chauffeur für den legendären, wie auch exzentrischen Regisseur und Flugzeugpionier Howard Hughes (Warren Beatty). Allerdings fährt er nicht ihn persönlich, sondern Marla (Lily Collins), eines der jungen Starlets, die Huges reihenweise unter Vertrag nimmt, ohne dass sie je in einem Film auftreten. Es gibt jedoch eine eiserne Regel: Bandelt ein Fahrer mit einem der Mädchen an, wird er gefeuert. Natürlich ist es nur eine Frage der Zeit, bis sich Frank in das biedere Mädchen vom Lande verliebt. Als wäre die Situation nicht schwierig genug, wird er zudem befördert, chauffiert Howard Hughes nun persönlich und wird dessen enger Vertrauter. Frank sitzt zwischen den Stühlen. Allerdings auch Marla, denn Hughes findet Gefallen an der jungen Baptistin und will sie heiraten. Der inzwischen 80-jährige Warren Beatty ist nicht nur einer der beiden Hauptdarsteller von „Regeln spielen keine Rolle“, sondern auch der Regisseur, Drehbuchautor und einer der Produzenten. Beatty, der 1982 seinen bisher einzigen Oscar als bester Regisseur für „Reds“gewann, war damals auch in eben jenen drei anderen Kategorien nominiert. Und drei Jahre zuvor hatte er für „Der Himmel kann warten“Nominierungen in exakt denselben vier Kategorien erhalten. Man sollte also annehmen, dass Beatty gut darin sein müsste, seine eigenen Drehbücher umzusetzen. „Regeln spielen keine Rolle“wirft jedoch die Frage auf, ob Beatty das gewisse Etwas verloren hat, denn obwohl die Kameraarbeit großartig, die Besetzung hochkarätig und und die Ausstattung erstklassig ist, zieht sich der Film um Hughes und eine komplizierte Liebe recht auffällig. Das liegt nicht daran, dass die Geschichte an sich öde wäre – ein Exzentriker wie Hughes wird auf der Leinwand nie langweilig – sondern, dass nach etwa der Hälfte der zwei Stunden Laufzeit plötzlich der Fokus wechselt, die detailliert eingeführten Hauptfiguren in die Kulisse geschubst werden und es fortan um den halb verrückten Millionär geht.
Falsches Format
Der plötzliche Bruch der Geschichte ist nicht völlig willkürlich und auch nicht endgültig, aber es ist dennoch sehr auffällig, wie unausgegoren das Drehbuch ist, auch deshalb, weil alle anderen Aspekte des Films durchaus gut sind. Eine Lösung wäre vielleicht gewesen, ein anderes Format zu wählen, damit der komplexe Plot sich besser entfalten kann: Als Mini-Serie hätte die Geschichte mit Sicherheit besser funktioniert. Dann wäre mehr Zeit gewesen, den inhaltlichen Wechsel zu vollziehen oder – besser noch – die drei Hauptfiguren gleichwertig zu etablieren. Immerhin geht es nicht um eine Affäre, die ein schwer reicher Exzentriker verbieten will, sondern um eine interessante Dreiecksbeziehung, die naturgemäß drei Leute mit einschließt. Es ist kein seltenes Phänomen, dass Autorenregisseure, die die Hauptrolle übernehmen und selbst produzieren, die Schwächen ihres eigenen Stoffes nicht erkennen. Wenn eine Geschichte nie durch anderer Leute Hände geht, gibt es auch kaum Kritiker. Speziell bei diesem Film ist es dennoch schade, denn offensichtlich hatte Beatty eine perfekte Crew und einen beeindruckenden Cast gewinnen können.