Tötet sie!
Ein martialischer Titel prangt über dem neuen Film des inzwischen etwas verwelkten Actionstars Jean-Claude van Damme. Die Aufforderung ist so einfach wie prägnant, um so seltsamer, dass der Film weder einfach noch prägnant ist. „Kill’ Em All“, so der Originaltitel, ist eines jener unseligen Opfer der „Tarantinitis“, so benannt nach Kultregisseur Quentin Tarantino. Regisseure, die mit dieser Krankheit infiziert wurden, verweigern sich solch schnödem Unfug wie klassischer Dramaturgie und Erzählweise, sondern erzählen ihre Geschichten hübsch verschachtelt und von hinten nach vorn, ergänzt durch ewig monologisierende, gerne auch schrullige Charaktere, die vermutlich gerade ihren inneren Steve Buscemi entdeckt haben. Regiedebütant Peter Malota und seine Drehbuchautoren richten in „Tötet sie!“ein Storykuddelmuddel an, in dem sich der Zuschauer, der vom knalligen Titel und vom Hauptdarsteller angelockt wurde, bald heillos verheddert. Ein FBI-Verhör mit einem extraschmierigen Peter Stormare („American Gods“, „Minority Report“) als erzählerischer Rahmen, dazu unmotivierte Geschichtsvorträge über den Balkankrieg, langwierige Erzählungen von der Jugend eines Killers, das Ganze klein geschnitten und durcheinander gewürfelt; all das kaschiert mehr schlecht als recht einen schalen Plot, der geradlinig erzählt dennoch sicher besser funktioniert hätte, als dieses künstlerisch verhobene Resultat übersteigerter Ambitionen und limitierter Fähigkeiten. Lohnt sich die Mühe, das Storyelend zu erdulden, wenigstens für den Actionfan? Nun, die Actionszenen sind durchaus attraktiv anzusehen, aber weder spektakulär noch zahlreich genug, um sich durch den Restfilm zu quälen.