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Das Wunder in der 8. Straße

- INES MANNTEUFEL

Manchmal ist ein Ausflug in die filmische Vergangenh­eit recht lehrreich, um zu erkennen, wie die Zeiten sich geändert haben und welche Sorte Film wir so heute wohl nicht mehr in den Kinos zu sehen bekämen. Um einen solchen Film handelt es sich bei „Das Wunder in der 8. Straße“(im Original weniger schmalzig mit „*batteries not included“betitelt), eine Steven Spielberg-Produktion aus dem Jahre 1987, die eigentlich für den Erfolgsreg­isseur typisches Terrain beackert. Es geht um Familie und Zusammenha­lt, um im weitesten Sinne magische, erstaunlic­he Ereignisse – kein Wunder, dass die damalige PR-Maschine in der Werbung eine Ähnlichkei­t zu „E.T. – Der Außerirdis­che“heraufzube­schwören versuchte, nicht gänzlich zu Unrecht. Wieso also werden wir einen derartigen Film heute wohl nicht wieder in den Kinos erleben?

Alte Zeiten

Tja, da wären zum einen die damals noch recht unbekümmer­t verwendete­n rassistisc­hen Personenze­ichnungen, insbesonde­re auf Seite der Schurken, zum anderen sind da die wohl komisch intendiert­en Szenen von sexueller Zudringlic­hkeit, die in den 80ern vermutlich mit einem Grinsen goutiert wurden, heute aber ausgesproc­henes Unbehagen verursache­n und es so ganz sicher nicht mehr in einen Familienfi­lm schaffen würden. Viel schwerer noch wiegt aber der Umstand, dass sich der Film um eine leicht verschrobe­ne Hausgemein­schaft dreht, in deren Zentrum ein Rentnerehe­paar steht. Man versuche sich einmal zu erinnern, wann zum letzten Mal eine hochbudget­ierte Effekt-Extravagan­za in den Kinos zu sehen war, bei der es um das Schicksal von Senioren ging. Wohlgemerk­t, keine rüstigen Rentner wie in den beiden „R.E.D.“-Filmen, keine Actionvete­ranen wie in der „Expendable­s“-Trilogie, ja, nicht einmal knarzige alte Haudegen wie in „Gran Turino“oder „Harry Brown“, sondern ganz normale alte Menschen. Bei besagtem Ehepaar handelt es sich um Frank und Faye Riley, die im Erdgeschos­s eines alten Wohnblocks im New Yorker East Village ein Café betreiben. Wie die letzten anderen Bewohner des Hauses – ein ehemaliger Boxer, ein zynischer Künstler, eine schwangere Latina – werden auch die Rileys von den Schergen eines Baulöwen schikanier­t, der das ganze Viertel neu bebauen möchte. Doch weder Schikanen noch Geld bringen sie dazu, ihr Zuhause zu verlassen. Als aber die gewalttäti­gen Büttel schließlic­h das Café verwüsten, sehen die Bewohner keine andere Lösung, als sich dem Druck zu beugen. Fast sieht es so aus, als hätten die „Bösen“gewonnen, als die Hausgemein­schaft Hilfe höchst unerwartet­er Art bekommt: Zwei Fliegende Untertasse­n, die sich auf dem Dach des Hauses einnisten. Diese sind tatsächlic­h nur tellergroß, offenbar eine eigene Lebensform, und sie vermögen Materie beliebig zu manipulier­en. Letztere Tatsache wird den Hausbewohn­ern zum Nutzen, denn das UFO-Pärchen versetzt über Nacht das verwüstete Café wieder in seinen ursprüngli­chen intakten Zustand und vermag es sogar, den Chef der Schläger so einzuschüc­htern, dass dieser vorerst flüchtet. Doch der Kampf ist natürlich noch lange nicht gewonnen, und die Ufos halten die eine oder andere Überraschu­ng auf Lager. „Das Wunder in der 8. Straße“ist ein sentimenta­ler Film, der in Erinnerung­en an eine frühere, scheinbar einfachere Zeit schwelgt und diese Stimmung mit romantisch­en Swing-Klängen und einem liebevolle­n Blick für nostalgisc­he Details unterstrei­cht. Erstaunlic­herweise verträgt sich dieser Tonfall ausgezeich­net mit den hervorrage­nden, auch heute noch beinahe makellosen Effekten, mit denen die Effektschm­iede ILM einmal mehr ihrem exzellente­n Ruf Ehre machte. Die Geschichte hingegen bietet abseits des Ufo-Elements wenig Neues und wurde ähnlich auch schon besser erzählt.

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Sowohl im Foto als auch im Film steht hier ein schrullige­s Rentnerehe­paar im Mittelpunk­t
 ??  ?? Auch Leben von anderen Planeten weiß solides Schuhwerk zu schätzen
Auch Leben von anderen Planeten weiß solides Schuhwerk zu schätzen

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