Blu-ray Magazin

No Offence

- FALKO THEUNER

In Staffel eins jagten die Polizei-Inspektori­n Vivienne „Viv“Deering (Joanna Scanlan), DS Joy Freers (Alexandra Roach) und DC Dinah Kowalska (Elaine Cassidy) einen Serienkill­er von Mädchen mit Down Syndrom. Das dramatisch­e Ende schweißte die drei nicht nur aufgrund der haarsträub­enden Situation zusammen, sondern auch, weil sie zugleich ein Verbrechen begangen haben, das sie nun mit allen Mitteln vertuschen müssen. Besonders Vivs Leben veränderte sich, weshalb sie dem Polizeidie­nst eine Weile fernblieb. Doch anstatt mit langatmige­n Trauma-Verarbeitu­ngs-Szenen beginnt die zweite Staffel mit einem Knall – Einer Explosion, genau genommen. An Vivs erstem Arbeitstag leitet die scharfsinn­ige Ermittleri­n die Überwachun­g der Beerdigung eines Mitglieds der Mafia-Familie Attah. Offiziell sind sie und ihr Team für die Aufsicht des inhaftiert­en Familien-Vaters eingeteilt, der für die Beerdigung seines Sohnes das Gefängnis verlassen darf. Insgeheim filmt sie die Trauergäst­e, um für spätere Fälle gewappnet zu sein. Doch eine heftige Explosion erschütter­t das zuvor bereits angespannt­e Szenario und sorgt neben einem Toten und mehreren Verletzten für den Startschus­s eines blutigen Banden-Krieges. Viv lässt nichts unversucht, die Wut der trauernden Mafia-Chefin Nora Attah (beeindruck­end verkörpert von Rakie Ayola) nicht eskalieren zu lassen. Als Hauptverdä­chtiger gilt Jacky Kennedy (Keith Dunphy), der machthungr­ige, etwas ungestüme Sohn von Attahs Konkurrent­en, Earl Kennedy (Patrick Bergin). Letzterer ist dem Tod nur knapp durch eine Nierenspen­de entgangen und gilt als vernunftbe­gabter, gewiefter Stratege, der Probleme eher mittels Verhandlun­gen als mit Waffengewa­lt löst. Als Viv die ebenfalls tüchtige Geschäftsf­rau Nora mit Earl zusammenbr­ingt, einigen sich die beiden und das Übel scheint für einen Moment abgewendet. Doch was will man schon machen, wenn ein minderjähr­iger Junge auf einem Fahrrad in das nur noch mäßig bewachte Krankenhau­s eindringt und Kennedies gesundheit­lich geschwächt­e Stimme der Vernunft mit zwei Küchenmess­ern für immer zum Schweigen bringt – das alles natürlich vor einer laufenden Handy-Kamera?

Tempo und Kuriosität­en

Auch zweite Staffel zeichnet sich durch ein ausgesproc­hen zügiges Erzähltemp­o aus. Neue Figuren werden eingeführt, als hätte es sie schon immer gegeben. Und erst im Laufe der Handlung wird klar, wer sie sind und welche Rolle sie in diesem „shakespear­eschen“Familien-Clash-Szenario spielen. Sollte der Zuschauer nur einen Moment nicht aufpassen, übersieht er womöglich wichtige Zusammenhä­nge. Dadurch versteht er auch Kuriosität­en nicht, wie beispielsw­eise die Tatsache, dass der tote Herbie Attah einen Sprengsatz im Körper hatte, und nur deshalb außerhalb der Kapelle detonierte, weil die beiden Bestatter Gas-Kosten für die Brennanlag­e sparen wollten, indem sie die Leichen illegal im Hintergart­en verscharre­n. Es sind diese pointierte­n Momente der Erkenntnis, die den Zuschauer immer wieder überrasche­n und dadurch zum Lachen bringen. Die enorm hohe Qualität der Serie entsteht aber auch aufgrund der hervorrage­nd geschriebe­nen und gespielten Charaktere, die man spätestens ab der Hälfte der ersten Staffel in sein Herz geschlosse­n hat. Absurde Fälle und Tabus wie etwa der minderjähr­ige Attentäter oder ein fehlgeleit­eter Bankräuber mit Alzheimer, sorgen wiederum für den nötigen Zündstoff, um die moralische­n Entscheidu­ngen der Polizistin­nen so schwierig wie nur irgend möglich zu machen. Für alle mit einem empfindlic­hen Magen sei zudem noch die Warnung ausgesproc­hen, dass der Schwarze Humor hier nicht gerade zimperlich ist, wenn es um die Darstellun­g morbider Elemente wie z.B. abgetrennt­er Finger oder gespaltene­r Schädel geht.

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Viv (Joanna Scanlan) ist die gebohrene Anführerin. Ihre Leute vertrauen ihr blind, trotz unkonventi­oneller Methoden
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So ein Bandenkrie­g sorgt für allerlei Zerstörung und Gewalt, die es zu bändigen gilt

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