Expedition Happiness
Träume nicht dein Leben, lebe deinen Traum! – Was der italienische Dichter Tommaso Campanella einst mit seiner Forderung formulierte, ist für nicht wenige Zeitgenossen zu einem Mantra geworden. Die Suche nach des Lebens Sinn, die Sehnsucht nach Freiheit, nach dem Ausbruch aus dem Alltag. Sie scheint bisweilen allgegenwärtig. Warum also nicht einfach in die Wildnis raus? Über den Weg ins Weite, sich selbst spüren, bewusst wahrnehmen und sich finden? Oder einfach einen ausrangierten, amerikanischen Schulbus kaufen, den auf Luxus motzen und den amerikanischen Kontinent damit unsicher machen, wie es Selima Taibi und Felix Starck praktiziert haben? Der Trip in ein Abenteuer der Ungewissheit ist für Starck keineswegs Neuland. So strampelte er sich schon in „Pedal The World“(2015) mit seinem Rad durch mehrere Länder um den Globus. Doch ehe der etwas andere Busausflug starten kann, muss noch einiges geleistet werden. Da gilt es nebst schweißtreibenden Schraubereien auch bürokratische Hürden zu meistern. Und wie es der geneigte Bürger einzuschätzen weiß, sind dieserlei Barrieren doch häufig schwerwiegender als jede körperliche Belastungsgrenze. Dennoch nehmen uns die beiden Selfmade-Protagonisten mit und zeitraffern die dreimonatigen Umgestaltungsarbeiten im Flug. Und dann geht die Post ab. Über die kanadische Grenze geht’s dann anschließend quer durch das schier unerschöpfliche Idyll Nordamerikas bis nach Alaska. Ehe es dann in das vermeintliche „Land der unbegrenzten Möglichkeiten“gehen kann, gilt es, sich abermals mit den langsam mahlenden Mühlen amerikanischer Einwanderungsbehörden abzukämpfen. Doch in der Wüste Nevadas machen sich beim treuen Begleiter, Berner-Sennen-Hund Rudi, erste Verschleißerscheinungen ob der sengenden Hitze bemerkbar. Dennoch lassen sich Selima und Felix vorerst nicht vom Traum abbringen, bis nach Südamerika durchzustarten. Nächste Station ist Mexiko, wo sie auf einige spannende Menschen treffen und mit dem „realen“Leben konfrontiert werden. Aber Rudi ergeht es zusehends schlechter und sein Zustand gefährdet das weitere Vorhaben.
Selfie, der Film
Das in Eigenregie gefilmte Roadmovie „Expedition Happiness“beleuchtet einen Wunsch, sich dem Alltag zu entreißen und in ein Abenteuer zu begeben. Felix und Selima packen einfach an und trauen sich. Allerdings erwecken die zur Verfügung stehenden Ressourcen nicht zwingend den Eindruck, dass ein Jeder sich in dieses Unterfangen fallen lassen könnte. So scheinen die Motivation und Umsetzung eben nicht aus dem Leben gegriffen, sondern ein Stück weit initiiert und fremdfinanziert. Allein der Ausbau des Busses, aber auch die unzähligen zu berappenden Gelder während der Tour lassen Zweifel an der Authentizität aufkommen. Die Beiden lassen dann auch eine gewisse Selbstinszenierung nicht unbedingt vermissen, weshalb überspitzt der Eindruck eines Selfie-Movies entsteht. Auch in Sympathiefragen wird das junge Aussteigerpaar wohl polarisieren. Dennoch zeigen sie in jeder Einstellung Lebensfreude und Lust, sich auf die Herausforderung(en) einzulassen. Die Landschaftsaufnahmen begeistern nicht nur den Zuschauer, sondern berauschen auch das Pärchen immer wieder. Die Bilder bleiben dabei immer in natürlichen Tönen. Apropos Töne. Die musikalische Note wird durch Selima „Mogli“, die in der zweiten Staffel von „The Voice Of Germany“vorsang, selbst eingespielt, wodurch der Soundtrack eine tragend-schwelgerische Spur hinterlässt. Allerdings wird in „Expedition Happiness“verpasst, Potenziale aus dem Trip auszureizen, Geschichten aus Begegnungen zu erzählen und das Ganze insgesamt im dokumentarischen Stil runder zu machen. Es bleibt eine bebilderte Selbstdarstellung und ein zwiespältiges Fazit über den Film.