Jeremias – Zwischen Glück und Genie
trifft er auf die beiden alten Schachkumpanen Don Enrique (Jesús Ochoa) und Don G (Eduardo MacGregor), die ihn zum einen mit dem Königs-Spiel Schach faszinieren und zum anderen mit ihrer ruhigen, intelligenten und gelassenen Art zu einem Hort der Vernunft und Entspannung für den Jungen werden. Endlich wird er einmal verstanden.
Don G erkennt schnell, dass hinter der Stirn des kleinen Jungen ein Genie schlummert und nimmt Kontakt zu Jeremias Mutter auf, die mit ihm einen Intelligenztest durchführen soll, damit er entsprechend gefördert werden kann. Zugleich stellt Jeremias’ Klassenlehrerin die Hausaufgabe, dass er sich überlegen soll, was er später einmal werden will. Und diese Aufgabe wird zu einer Selbstfindungs-Reise, die ihn über den Rest des Films beschäftigen wird.
Große Vorbilder
Da seine Umgebung kein passendes Vorbild parat hält, sucht er sich im Internet Genies aus verschiedenen Epochen und Bereichen und pint ihre Bilder wie Superstars an seine Wand. Wie seine Ikonen Albert Einstein, Jim Morrison, Bobby Fischer, Marie Curie und Alan Turing will auch er glänzen und versucht sich unter anderem in der Musik, im Schach und in der Medizin, während er all seine kuriosen Erfahrungen mit dem ihm unbekannten Kinderpsychologen Dr. Federico Forni per Mail teilt.
Diesen kennt er nur aus einem Buch über Wunderkinder, was Forni geschrieben hat, weshalb Jeremias umso mehr staunt, als seine Mails dessen Aufmerksamkeit erregen. Wie so oft im Komödien-Sektor arbeitet auch dieser Familienfilm eine gewisse Problematik kritisch auf und bringt diese in einer abschließenden Pointe gekonnt auf den Punkt. Es ist, wie der Untertitel bereits verlauten lässt, der Kontrast zwischen „Glück und Genie“, der zunächst gar nicht als solcher auffällt, da zu Jeremias’ Glück ja gerade seine Entfaltung und Anerkennung als Genie gehört.
Frühe Erkenntnis
Im Laufe der Handlung gelangt der achtjährige Junge allerdings zu einer erstaunlichen Erkenntnis, die als Höhepunkt seiner Suche betrachtet werden kann und die definitiv das Ergebnis seiner eigenen geistigen Entwicklung ist. Und da der Weg das Ziel ist, macht es natürlich immer wieder Spaß, den kleinen Genius dabei zu beobachten, wie er zunächst am geringen IQ seiner Umgebung scheitert und dann später unter anderem an der Uni zwischen all den Arzt-Anwärtern steht. Bereits bei Serien wie etwa „Doogie Howser M. D.“regte dieser altersbedingte Kontrast zum Schmunzeln an, während Jeremias selbst für sein Alter noch sehr viel jünger, fast schon wie ein Kleinkind oder Baby aussieht. Martín Castros roboterhaftes Spiel passt zu seiner Rolle des altklugen Genies im Kinderkörper, weshalb es auch nie negativ auffällt, oft sogar zur Komik beiträgt.
Die Schärfe wird durch ein häufiger auftretendes Rauschen getrübt und auch der erhöhte Kontrast verschluckt in so einigen Szenen Details. Beim Ton wirken die Stimmen geringfügig verzerrt. Räumlichkeit und Dynamik sind genrebedingt eher zurückhaltend bis gar nicht vorhanden. Als Bonus erwartet den Zuschauer ein zweiminütiger Zusammenschnitt entfallener Szenen. Ein Wendecover im klassischen Sinne ist zwar nicht mit dabei, aber auf der Cover-Innenseite befindet sich ein schön fotografiertes Familien-Bild.