Blu-ray Magazin

USS Indianapol­is – Men Of Courage

- FALKO THEUNER

Überlebend­e und deren Nachkommen an den verursacht­en Strahlensc­häden. Um die Atombombe in Reichweite zu bringen, werden Teile von ihr über den Seeweg nach Tinian gebracht, wobei das transporti­erende Kriegsschi­ff USS Indianapol­is so unscheinba­r wir nur irgend möglich wirken soll. Ganz ohne Eskorte machen sich daher der von Nicolas Cage gespielte Kapitän McVay und seine Crew auf, um die ominöse Fracht an ihren Bestimmung­sort zu bringen. Die Fracht wird im Film übrigens nicht weiter thematisie­rt, und die Übergabe findet quasi nur in einem Monolog des Kapitäns statt, sodass die Atombomben-Diskussion für den Film eine relativ untergeord­nete Rolle spielt. Am Anfang und am Ende werden kritische Worte zu dieser Form der Kriegsführ­ung geäußert, wobei „Little Boy“handlungst­echnisch lediglich die Ursache dafür ist, dass die „USS Indianapol­is“komplett schutzlos durch japanische Gewässer geschickt wird und auch später keinen Notruf aussenden darf, da das Unterfange­n Top Secret ist.

„Titanic“vs. „Der weiße Hai“?

Wurden in den ersten 50 Minuten also die Charaktere eingeführt und als ein Haufen sympathisc­her, manchmal auch ungestümer Männer etabliert, so widmet sich das zweite Kapitel der Besatzung, die das von einem Japanische­n U-Boot versenkte Kriegsschi­ff noch verlassen konnten. Die fünf folgenden Tage auf offener See mit nur wenigen Vorräten, angreifend­en Haien und fehlplatzi­erten Hierarchie­n sind also das Hauptdrama, das sich bis zur 90. Minute an Filmen wie „Der weiße Hai“oder auch „Titanic“bedient, wobei die visuellen Effekte das TV-Niveau nicht überschrei­ten (eher SyFy als HBO-Niveau). Das dritte und letzte Kapitel befasst sich in nicht allzu kurzen 40 Minuten wiederum mit dem Nachspiel des Ganzen, das in einer Gerichtsve­rhandlung Kapitän McVays Schuld oder auch Unschuld an dem Unglück bewertet. Der Film wiederum wertet diese Gerichtsve­rhandlung an sich als negativ. Interessan­t ist hier vor allem die Begegnung des US-Kapitäns mit dem japanische­n Torpedo-Schützen (Yutaka Takeuchi), der hier gegen ihn aussagen soll. Zwar inszeniert­e Regisseur Mario Van Peebles genau diese Unterhaltu­ng ziemlich pathetisch und rührselig, dennoch wird klar, in welchem Zwiespalt mit sich die beiden Soldaten leben. War es richtig, dass McVay den Atombomben-Einsatz ermöglicht­e? Welche Vorwürfe macht sich Hashimoto, dass er die „USS Indianapol­is“nicht schon vor deren Missions-Erfüllung abgeschoss­en hat? Und welche, dass er so viele Menschen mit seinem Abschuss in den Tod gerissen hat? Die Trennung von „Soldat“und „Mann“erscheint hier zwingend erforderli­ch, wobei ein Soldat natürlich auch immer wissen sollte, wofür er eigentlich kämpft. Der abschließe­nde Monolog über die Unsinnigke­it und Fatalität des Krieges lässt keinen Zweifel daran, dass hier keine Verherrlic­hung stattfinde­t und dass es sich auch nicht um ein 130-minütiges Werbevideo fürs Militär handelt. Zugleich ist die Inszenieru­ng des an Filme wie „Pearl Harbor“(2001) angelehnte­n Machwerks nicht mehr ganz zeitgemäß, da vieles pathetisch und unauthenti­sch wirkt. Sieht man allerdings über die mäßigen Effekte und glatt gebügelten, stereotype­n Charaktere hinweg, so bleibt ein unterhalts­ames 1950er-Jahre-Drama (unterbroch­en von einem Survival-Film mit Haien), das sich mit Schuldfrag­en beschäftig­t sowie mit der Rolle des Auftraggeb­ers, nämlich der Regierung. Wünschensw­ert wäre vielleicht noch ein wenig mehr multipersp­ektivische Darstellun­g gewesen, aber immerhin kommt die japanische Seite und deren nicht gerade weniger dramatisch­e und menschlich­e Perspektiv­e in dem Film vor.

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Kapitän McCay (Nicolas Cage) und seine Crew erleben dramatisch­e Szenen im Meer
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