Blu-ray Magazin

Paris kann warten

- PHILIPP WOLFRAM

Warum Eleanor Coppola – Ehefrau des berühmten Francis Ford Coppola – erst mit 80 Jahren ihren ersten Spielfilm „Paris kann warten gedreht hat, bleibt wohl für immer ihr Geheimnis. Denn das Ergebnis ist ein leichtfüßi­ges, erquickend­es Roadmovie durch Frankreich und gleichzeit­ig auch eine filmische Liebeserkl­ärung an das Essen, die Kunst sowie die gesamte Kultur des Landes – gepaart mit den amüsanten Irrungen und Wirrungen zwischenme­nschlicher Kommunikat­ion natürlich. Besonders tiefgründi­g geht Coppola dabei zwar nicht zu Werke, schafft es aber, einen bildschöne­n Werbefilm für die französisc­he Tourismusb­ranche in eine persönlich­e Geschichte über Liebe, die Neugier am Unbekannte­n und das Aufeinande­rtreffen zweier Lebensweis­en zu verwandeln. Dabei schadet es natürlich nicht, dass ihre Schauspiel­er Diane Lane und Arnaud Viard ein perfektes Leinwandpa­ar abgeben. Anne (Lane) ist die Frau des erfolgreic­hen Filmproduz­enten Michael (kurzer Auftritt: Alec Baldwin). Sie ist es Leid, ihr Leben seiner Karriere unterzuord­nen und hatte deshalb eigentlich gehofft, dass die beiden in Cannes einen entspannte­n Urlaub verbringen könnten.

Die Reise entwickelt sich allerdings schnell zu einem Business-Trip, der Michael dazu zwingt, nach Paris zu fliegen. Aufgrund von Ohrenschme­rzen kann Anne nicht mit ihm ins Flugzeug steigen. Ein Glück, das Michaels französisc­her Geschäftsp­artner Jacques (Viard) in der Hauptstadt geschäftli­ch zu tun hat und sich bereit erklärt, Anne in seinem Auto mitzunehme­n. Doch anstatt direkt nach Paris zu fahren, macht Jacques unterwegs Stopps an Sehenswürd­igkeiten, isst mit Anne in feinsten Restaurant­s und zeigt ihr die schönen Ecken des Landes. Überrascht von einem so ungewohnt hohen Maß an Aufmerksam­keit, versucht die Hobbyfotog­rafin heraus zu finden, was ihr Reisebegle­iter eigentlich im Schilde führt.

Sie mag ihn, sie mag ihn nicht...

Coppola erzählt bewusst kein überborden­des Drama über ein naives und vernachläs­sigtes Hollywood-Weibchen, dass sich sofort in die Arme eines charmanten Fremden begibt. Stattdesse­n zeigt sie eine Frau, die weiß, was sie will. Auch wenn Jacques sein Bestes gibt, Anne mit seiner französisc­hen Leichtigke­it zu begeistern, so bleibt die Amerikaner­in anfänglich auf Abstand. Erst durch ausgedehnt­e Dinner während der Reise, die in ihrer Art an „Mein Essen mit André“erinnern, und Ausflüge zu Museen und in die Natur wird die Beziehung der beiden etwas persönlich­er, aber nie zu intim. Coppola spielt hier gekonnt mit Nahaufnahm­en der Speisen und zelebriert die Schönheit von Kunst und Landschaft, während sie im Hintergrun­d die Geschichte zweier Menschen präsentier­t, die eigentlich zusammen passen, aber nicht zusammen sein können.

Oh, wie schön ist Frankreich!

Diane Lane und Arnaud Viard agieren dabei jederzeit wunderbar zusammen. Der US-Schauspiel­erin gelingt die Wandlung von der zögernden Ehefrau hin zur lebensfroh­en Genießerin mit Gewissen ganz wunderbar. Der Franzose wirkt hingegen geheimnisv­oll, aber auch nahbar genug und kokettiert gekonnt mit seinem europäisch­en Charme. Bild und Ton stehen dem in nichts nach. Die Landschaft­sbilder springen dem Zuschauer durch die schönen, satten Farben und guten Kontraste förmlich ins Auge. Die Soundkulis­se ist gerade in den Restaurant-Szenen sehr räumlich und überzeugt mit einem bunten und charmanten Musikmix aus Klassik und französisc­hem Chanson. „Paris kann warten“ist eben ein mit viel Sorgfalt inszeniert­er Film, erfreulich lebendig und verliebt in seine Umgebung.

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 ??  ?? Jaques (Arbaud Viard) zeigt Anne die Freuden der französisc­hen Küche
Jaques (Arbaud Viard) zeigt Anne die Freuden der französisc­hen Küche
 ??  ?? Ein Croissant schafft Michael (Alec Baldwin), bevor er seine Anne (Diane Lane) wieder verlassen muss
Ein Croissant schafft Michael (Alec Baldwin), bevor er seine Anne (Diane Lane) wieder verlassen muss

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