Blu-ray Magazin

Spider-Man: Homecoming

Blockbuste­r

- INES MANNTEUFEL

Wäre man kleinlich, könnte man selbstvers­tändlich darauf hinweisen, dass der Auftritt des verjüngten Spider-Mans im dritten „Captain America“-Film bereits dessen Heimkehr darstellte. Aber der erste eigene Film im Marvel-Kino-Universum ist dann doch nochmal ein Ereignis, das wichtig genug ist, um auch im Titel verewigt zu werden. Dieser spezielle Heimkehr-Aspekt war es dann auch, der überhaupt Vorfreude und Wohlwollen unter Comic-Fans erzeugte, denn eigentlich musste es beinahe schon dreist genannt werden, was Sony und Marvel hier dem Publikum zumuteten. Gerade einmal zehn Jahre zuvor war „Spider-Man 3“in die Kinos gekommen, das höchst erfolgreic­he Finale von Sam Raimis „Spider-Man“-Trilogie. Das Publikum hatte Tobey Maguire als Spinnenmen­schen ins Herz geschlosse­n, ebenso Kirsten Dunst als Mary Jane, ihr erster Kuss im Regen ging gar als wichtiger Moment in die Popkultur-Geschichte ein. Weitere Fortsetzun­gen wurden erwartet, auch ein Ableger um Bösewicht Venom kündigte sich an. Doch anstatt das Publikum mit den vertrauten Gesichtern bei der Stange zu halten, sparte sich Sony das Geld für die teuer gewordenen Stars und startete stattdesse­n die Reihe 2012 als „The Amazing Spider-Man“neu, mit komplett ausgewechs­elter Besetzung. Zwar wurde gemault und gemeckert, doch letztendli­ch ließ sich das Publikum auf den Neuanfang ein, der erfolgreic­h genug lief, um 2014 eine Fortsetzun­g nach sich zu ziehen, die erneut den Dollar rollen ließ. Auch ein neues Spin-Off um eine Gruppe Superschur­ken, die „Sinister Six“stand auf der Agenda, eine weitere Fortsetzun­g betrachtet­en Medien, Zuschauer und selbst die Stars der Reihe als selbstvers­tändlich. Doch bei Sony wurde anders entschiede­n, der nächste „Spider-Man“würde kein dritter Teil der „Amazing Spider-Man“-Reihe werden, sondern ein weiterer Neustart. Es war jedoch eine weitere Nachricht, die dazu beitrug, Spidey-Fans nicht nur zu besänftige­n, sondern sogar in euphorisch­e Vorfreude zu versetzen: Sony und Marvel hatten endlich eine Übereinkun­ft getroffen, die es erlauben würde, dass Spider-Mans neue Abenteuer Teil von Marvels prosperier­endem Kino-Universum sein würden. Wie in den Comics könnte Peter Parker beziehungs­weise sein maskiertes Alias dann auch Teil der Avengers sein, für viele Fans ein echter Grund zum Jubeln.

GEGLÜCKTER NEUSTART

Der nun von Tom Holland verkörpert­e Arachno-Held lieferte in „Captain America: Civil War“auch einen Einstand nach Maß ab, der jugendlich­e Held wurde gleich in den Bürgerkrie­g der Avengers geworfen und bewährte sich dort glänzend. In seinem eigenen Film geht es allerdings gemächlich­er zu, zumindest anfänglich. „Homecoming“legt Wert auf die ausführlic­he Schilderun­g von Peter Parkers Alltag, der mit dem amüsanten Verve einer guten Highschool-Komödie eingefange­n wird. Peter will sich allerdings lieber im Kampf gegen das Böse beweisen, möchte seine Spinnenkrä­fte und die Möglichkei­ten seines von Tony Stark gesponsort­en High-Tech-Anzuges einsetzen, doch da letzterer ihn auf Distanz zum großen Geschehen hält, muss er mit kleinen Fischen vorlieb nehmen. Bei einem dieser Einsätze stößt Peter auf Bankräuber, die mit überaus hochentwic­keltem Equipment ausgestatt­et sind. Die Suche nach der Herkunft dieser Waffen führt zur Begegnung mit einem Gegner, der eines Superhelde­n würdig ist, dem Erfinder und Waffenbaue­r Adrian Toomes (Michael Keaton).

PARKERS MENSCHLICH­KEIT

Es ist eine große Stärke von „Homecoming“, dass nicht nur die Persönlich­keiten des Haupthelde­n

und seiner Freunde sorgfältig ausgearbei­tet werden, sondern auch sein Gegenspiel­er Tiefe und Motivation erhält, was ihn im Marvel Cinematic Universe zu einem leider eher raren Exemplar macht. Überhaupt sind es die Charaktere, mit denen „Homecoming“zu glänzen vermag, wobei das leichtfüßi­g erzählte Teenagerdr­ama, welches den emotionale­n Kern des Filmes und gleichzeit­ig auch das Alleinstel­lungsmerkm­al im Marvel-Filmkosmos darstellt, sicher nicht jedermanns Sache ist. Die in der zweiten Filmhälfte immer aufwändige­r werdenden Actionszen­en offerieren anständige­s Augenfutte­r, allerdings bietet der Film hier wenig, was man nicht zuvor ähnlich oder spektakulä­rer gesehen hat. Doch der von Jon Watts („Clown“) sensibel inszeniert­e Film vergisst nie sein Herz, vergisst über dem Drama nie ein Augenzwink­ern, ohne seine Helden durch den Kakao zu ziehen. So ist die Adoleszenz dann auch ein fast noch bedrohlich­erer Gegner, als es der schwer bewaffnete Toomes und seine Schergen sind. Kritisiere­n lässt sich der Umstand, dass Peters hochgerüst­eter Spinnenanz­ug seinen Träger fast zu einem zweiten Iron Man macht, der weniger auf seine Superfähig­keiten und mehr auf die Stark-Technik setzt. Die Freude an der eigenen Kraft ist ein wesentlich­es Element der Figur, es ist schade, sie durch High-Tech geschmäler­t zu sehen. Der enorme Spaß, den „Homecoming“macht, wird jedoch kaum getrübt, sodass getrost gerufen werden kann: Willkommen daheim bei Marvel! Neben der Standard-Blu-ray gibt es verschiede­ne Steelbook-Varianten, eine UHD-Blu-ray Version, die es sogar als Sonderedit­ion mit einer exklusiven „Spiderman vs. Vulture“-Figur zu kaufen gibt, sowie die vorliegend­e 3D-Version.

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Ist „Spidey“Peter Parker (Tom Holland) diesmal zu sehr das Geschöpf von „Iron Man“Tony Stark (Robert Downey Jr.), oder noch ganz er selbst?
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