Logan Lucky
Komödie
Steven Soderbergh ist bekannt für Filme wie „Ocean‘s Eleven“, „Sex, Lügen und Video“, „Magic Mike“sowie „Solaris“und hat auch schon in Serien wie „The Knick“und „Mosaic“bewiesen, dass er vielschichtige oder auch skurrile Charakter zu inszenieren versteht. In „Logan Lucky“geht es wieder einmal um einen Raubzug, wobei diesmal allerdings kein Mitglied der Ocean-Familie hinter dem Masterplan steht, sondern ein Logan. Und die Logans sind so ziemlich das Gegenteil von dem was Danny und seine Schwester Debbie verkörpern. So verliert Jimmy (Channing Tatum) gleich zu Beginn aufgrund seiner Beinverletzung seinen Job als Bauarbeiter, verpasst die Generalprobe eines Schönheitswettbewerbs, bei dem seine Tochter Sadie (Farrah Mackenzie) ihren großen Auftrit haben wird, und erfährt vom geplanten Fortzug seiner Exfrau Bobbie Jo (Katie Holmes), der einen Besuch seines Nachwuchses in weite Ferne rückt. Überhaupt scheint auf der Logan-Familie ein Fluch zu lasten, der das Unglück magisch anzieht – Doch da Jimmy nicht so abergläubisch ist, wie sein einarmiger Bruder Clyde (Adam Driver), setzt er eher auf „Kartoffelbrei“als auf übernatürliche Schwingungen. „Kartoffelbrei“ist nämlich das Codewort für eine geplante illegale Tätigkeit – in diesem Fall für den Diebstahl vieler Tausend Dollar aus dem Tresor eines Nascar Rennens, um sich einen Sorgerechts-Anwalt leisten zu können. Und da es sich bei diesem Film um eine lockerleichte Heist-Komödie handelt, führt das zu allerlei urkomischen Situationen, die zwischen erwarteten Rückschlägen und unerwartetem Gelingen balanciert, wie der Eiswürfel auf dem Rande von Clydes Cocktail-Shaker. Wer jetzt allerdings ein glamouröses Spektakel à la Ocean erwartet, wird hier auf den Boden der Tatsachen geholt. Soderbergh inszeniert „Logan Lucky“nämlich als kompletten Gegenentwurf zu den großen Las-Vegas-Diebstählen. Statt einer Flut aus schimmernden Lichtern, exotischen Hotels und berühmten Milliardären gibt es hier staubtrockenen Sand, ölbeschmierte Mechaniker und abgewrackte Karren zu sehen. Es erscheint einem fast wie eine Episode aus „Ein Duke kommt selten allein“, wenn Jimmys und Clydes Schwester Mellie (Elvis-Presley-Enkelin Riley Keough), als Auto-Fan in einem orange-rötlichen Chrevrolet samt weißem Doppelstreifen durch die Kante jagt. Ihre exzellenten Fahrkünste sind es dann auch, die dem Team die Flucht ermöglichen sollen.
Moderner Robin Hood?
Um den Coup durchführen und das unterirdische Röhrenpostsystem des Charlotte Motor Speedways für den Tresorraub ausnutzen zu können, benötigen sie allerdings die Hilfe ihres alten Bekannten und Sprengstoffexperten Joe Bang (Daniel Craig), der seine Haftstrafe nur noch fünf Monate über sich ergehen lassen muss und keinerlei Interesse an „Kartoffelbrei“hat. Seine Meinung ändert sich, als er vom Verlust seiner geheimen Rücklagen erfährt und er schlägt ein – Vorausgesetzt, er ist wieder zurück in seiner Zelle, bevor es auch nur irgendjemand bemerkt. Ganz ohne Pomp und erkennbare Effekte machen sich die Jungs an ihr Werk, während Soderberghs Kamera fast dokumentarische Arbeit leistet. Hier passiert alles ganz herrlich unaufgeregt, sodass die gehandicapten Protagonisten selbst mit fehlender Hand und lahmem Bein mit dem gemächlichen Tempo der Inszenierung schritthalten können. Ganz großartig wirken auch die naturalistischen Schauspielleistungen, wobei Channing Tatum wieder einmal als sympathischer Kumpeltyp der Arbeiterklasse brilliert und Adam Driver nach Jim Jarmuschs „Paterson“die Rolle des sympathisch-stoischen, introvertierten, einhändigen Kriegsveteranen wie auf den Leib geschrieben scheint. Daniel Craig wirkt im Übrigen nicht so comichaft, wie es der Kinotrailer vermuten lässt. Auch er überzeugt als erfahrener Haudegen, der im Vergleich zu seinen Hinterwäldler-Brüdern noch der Hellste seiner Familie zu sein scheint. Auch wenn Katie Holmes als Ex-Frau sowie Hilary Swank als Special Agent Sarah Grayson zunächst wie die „Antagonisten“des Films wirken, so werden sie dennoch glaubhaft und menschlich dargestellt. Lobend zu erwähnen sind auch Katherine Waterston als toughe Medizinerin sowie Riley Keough, die ihre Rolle als coole Tante und noch coolere Schwester perfekt spielt. Wer sich am Ende noch nicht sicher ist, ob er sämtliche Charaktere mag oder nicht, der wird spätestens in der Abschlusssequenz das Gefühl haben, sich in der Gegenwart guter Freunde zu befinden, auch wenn das Ende Grund zum Zweifeln bezüglich des „Glücks“der Logans lässt.