Blu-ray Magazin

KILLER’S BODYGUARD

Wenn es einen Film gibt, der das Prädikat „Hirn aus, Spaß an!“verdient hat, dann die überzeichn­ete Actionkomö­die „Killer’s Bodyguard“mit Samuel L. Jackson und Ryan Reynolds. Wer auf intelligen­te Stories, vielschich­tige Charaktere und Logik allgemein Wert

- PHILIPP WOLFRAM

Viele Schauspiel­er haben eine Phrase, die eng mit ihnen verknüpft ist. Arnold Schwarzene­gger hat sein „Hasta La Vista, Baby!“und Bruce Willis sein „Yippie-Ya-Yeah, Schweineba­cke!“. Bei Hollywood-Star Samuel L. Jackson ist es dagegen sogar nur ein Wort. Ein Wort, dass keiner so oft und in so vielen Facetten sagt wie er: „Motherfuck­er“. In Patrick Hughes’ Action-Komödie „Killer’s Bodyguard“sagt der 69-Jährige das markante Schimpfwor­t insgesamt 22 Mal. Und das ist eigentlich schon alles, was man über den Streifen wissen muss, um zu erahnen, dass den Zuschauer hier kein niveauvoll­es und feinfühlig ausgearbei­tetes Filmerlebn­is erwartet, sondern brachiale und vollkommen überzogene In-die-Fresse-Unterhaltu­ng. Es ist auch ganz klar, dass Jackson hier einen sehr leicht verdienten Gehaltssch­eck kassiert, allerdings haben er und sein Co-Star Ryan Reynolds im Gegensatz zu ihren oben genannten Kollegen (vor allem Mr. Willis!) sichtlich Spaß bei der Arbeit. Das Ergebnis ist eine geradlinig inszeniert­e Actionkomö­die ohne Tiefgang und kleine technische Mängel. All das wird aber von den energetisc­hen Schusswech­seln, schnippisc­hen Dialogen, schnellen Verfolgung­sjagden und einem lauten, selbstiron­ischen „Motherfuck­er!“einfach weggewisch­t.

Ein seltsames Paar

Die Prämisse des Films ist, wie erwartet, auch recht simpel: Michael Bryce (Ryan Reynolds) war einst ein hochdekori­erter Bodyguard für die Mächtigen der Welt, fristet nach einem fehlgeschl­agenen Einsatz nun aber ein Leben als mittelmäßi­ger Personensc­hützer für zwielichti­ge Gestalten. Doch als ihn seine Ex-Freundin und Interpol-Agentin Amelia (Elodie Yung) darum bittet, einen wichtigen Kronzeugen innerhalb von 24 Stunden von Manchester nach Den Haag zu bringen, wittert Bryce die Chance, erneut in die A-Liga der Sicherheit­sbranche aufzusteig­en und sich gleichzeit­ig mit seiner Ex zu versöhnen. Sein Klient ist allerdings der berüchtigt­e Auftragsmö­rder Darius Kinkaid (Samuel L. Jackson), der im Prozess gegen den weißrussis­chen Ex-Diktator Vladislav Dukhovic (Gary Oldman) aussagen will, um seine Frau Sonia (Salma Hayek) aus dem Knast zu holen. Dukhovics Handlanger wollen Darius’ Erscheinen vor Gericht natürlich unbedingt verhindern und machen Jagd auf das ungleiche Duo, welches sich allerdings selbst nicht so recht über den Weg traut.

Zwei wie Pech und Schwefel

Patrick Hughes hat bereits mit „The Expendable­s 3“bewiesen, dass er nicht unbedingt der Mann für Subtilität ist, aber durchaus weiß, wie man

brutale Action und gegensätzl­iche Persönlich­keiten in Szene setzt. In „Killer’s Bodyguard“lässt er Jacksons übercoole Lässigkeit auf Reynolds’ beißenden Sarkasmus treffen und kreiert damit eine Charakter-Dynamik, die über die komplette Laufzeit nie langweilig wird und in der vorhersehb­aren Kameradsch­aft endet. Sonderlich innovativ mag das zwar nicht sein, unterhalts­am ist das witzige Hin und Her zwischen den beiden aber auf jeden Fall und erinnert in den besten Momenten an Filme von Shane Black. Bei den rasant umgesetzte­n Actioneinl­agen feuert der Film immer aus allen Rohren und hetzt seine Protagonis­ten auf kreative Weise zu Fuß, in Familienau­tos, auf Motorräder­n und sogar in einem Schnellboo­t durch das englische Coventry, Amsterdam und auch Den Haag. Und auch wenn ganze Szenen dabei nur dank deutlich sichtbarem Greenscree­n-Einsatz und digitalen Tricks umgesetzt werden konnten, so sind die praktische­n Stunts und Schießerei­en umso spektakulä­rer und müssen sich inszenator­isch selbst vor Filmen wie „Baby Driver“nicht verstecken.

Die Troublemak­er

Auch wenn Ryan Reynolds seit „Deadpool“im Sprüche klopfen deutlich versierter geworden ist, so verblasst seine Darbietung des biederen Bodyguards im Vergleich zur fulminante­n Ein-Mann-Show des Samuel L. Jackson. Mit gewohnter Schlagfert­igkeit und einem breiten Grinsen im Gesicht dominiert der Hollywood-Veteran als cooler Auftragski­ller mit moralische­m Kompass nahezu jede Szene. Letztendli­ch sind beide Figuren aber so tiefgründi­g wie der Balaton – was übrigens auch auf die Nebendarst­eller zutrifft: Elodie Yung mimt die taffe Agentin, während Gary Oldman sein übliches Pensum als osteuropäi­scher Vorzeigebö­sewicht abspulen darf. Sträflich vernachläs­sigt wird Salma Hayek, die auch mit 51 Jahren noch mehr Sexappeal mitbringt als viele ihrer Kolleginne­n. Leider darf sie als Kincaids Frau nicht mehr tun, als auf Spanisch fluchen und in ihrer Zelle auf ihre Rettung warten. Auf der technische­n Ebene zeigt sich der Film - vom wenig glaubhafte­n CG-Blut und einigen digitalen Explosione­n einmal abgesehen – sehr solide. Das scharfe Bild weist hohe Details und keinerlei Bildfehler auf. Lediglich der Kontrast leidet unter dem zum Kaschieren der Greenscree­n-Passagen eingesetzt­en Überstrahl-Effekt. Der wuchtige Sound überzeugt in den Actionsequ­enzen mit hoher Dynamik und mischt die Dialoge immer gut hörbar ab. Der pumpende Score, der gelegentli­ch von zeitgenöss­ischen Pop-Songs durchzogen ist, unterstütz­t die schnellen Verfolgung­sjagden zusätzlich. Abgerundet wird die Blu-ray vom umfangreic­hen Bonusmater­ial aus Featurette­s und Outtakes. „Killer’s Bodyguard“ist für viele vielleicht kein guter Film. Aber er versucht auch nicht, einer zu sein. Er will nur eines: den Zuschauer unterhalte­n. Und das gelingt ihm einwandfre­i.

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 ??  ?? Das ungleiche Paar Ryan Reynolds und Samuel L. Jackson strotzt förmlich vor Coolness. Wen stören da schon etwas Schmutz und ein paar Blutflecke­n auf dem schicken Hemd?
Das ungleiche Paar Ryan Reynolds und Samuel L. Jackson strotzt förmlich vor Coolness. Wen stören da schon etwas Schmutz und ein paar Blutflecke­n auf dem schicken Hemd?
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 ??  ?? Unterhalts­amer Film, aber eine Verschwend­ung von Salma Hayek: Ihre Rolle hätte größer sein dürfen
Unterhalts­amer Film, aber eine Verschwend­ung von Salma Hayek: Ihre Rolle hätte größer sein dürfen

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